Rezension zu "Zauberberge – Als es die Dichter und Denker auf die Schweizer Gipfel zog" von Andreas Lesti
Andreas Lesti, dessen Buch „Das ist doch der Gipfel“, ich schon mit Vergnügen gelesen habe, wandelt auf den Spuren literarischer Größen wie Thomas Mann, Theodor Adorno, Friedrich Nietzsche und Richard Wagner durch die Schweizer Alpen.
Der Zufall will es, dass Andreas Lesti just an jenem denkwürdigen Freitag, 13. März 2020 in die Schweiz reisen will. Genauso wie mir, die eine Dienstreise nach Tirol antreten soll, macht ein heimtückisches Virus einen dicken Strich durch die Rechnung. Der Grund, warum Hans Castorp, der Protagonist in Thomas Manns „Zauberberg“, sieben Jahre lang nicht aus Davos wegkann, ist nahezu derselbe, der Andreas Lesti nicht HINreisen lässt: eine höchst ansteckende Atemwegserkrankung. Damals Tuberkulose, heute Covid-19.
Eineinhalb Jahre später gelingt es Andreas Lesti tatsächlich, „seine“ Zauberberge zu erreichen. Vom pulsierenden Leben, das am Anfang des 20. Jahrhunderts geherrscht haben muss, ist aktuell wenig zu spüren. Die Beschränkungen der Pandemie wirken noch.
Dafür kann der Autor sich auf die Spurensuche nach den ehemaligen Gästen begeben, denn als man durch Zufall entdeckt, dass die Berge rund um Davos, St. Moritz und Zermatt ein probates Mittel gegen die Tuberkulose sind, setzt ein nie da gewesener Touristenstrom ein. Die Tbc ist eine in Europa weitverbreitete Krankheit. Ein Kuraufenthalt ist natürlich nur den Wohlhabenden vorbehalten. Also trifft sich, was Rang und Namen sowie das nötige Kleingeld hat, in den Schweizer Bergen.
Meine Meinung:
Autor Andreas Lesti ist begeisterter Alpinist und Reiseschriftsteller, der seine Leser mit seiner eigenen Begeisterung für die Berge ansteckt. Man muss jetzt nicht unbedingt die Reisen persönlich nachahmen, das Eintauchen in die Bücher oder Beiträge des Journalisten genügt, in diese Geschichte der Zauberberge einzutauchen. Doch neben aller Poesie oder dem feinen Humor vergisst Lesti nicht auf die Probleme, die der (Massen)Tourismus mit sich bringt, hinzuweisen. Was wird aus den mondänen Wintersportorten wie St. Moritz und Davos ohne Schnee werden? Würde die Anziehungskraft auf die Reichen und Schönen bestehen bleiben? Oder werden sich diese Orte zu Geisterorten zurückentwickeln?
Dieses Buch, das ein bunter Mix aus Reiseerzählung und Anekdoten ist, besticht durch seinen Humor, seine subtile Wissensvermittlung in Sachen Literatur sowie sprachliche Eleganz.
Wer die TV-Serie „Davos“ gesehen und das dazu gehörige Buch „Bevor die Welt sich weiterdreht“ von Luca Bosch gelesen hat, kann sich ein Bild der Zeit, der Berge und des Klientels machen.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem literarischen Reisebericht, der auf den Spuren von Thomas Mann & Co wandelt, 4 Sterne.