Rezension zu "Kunst weiter denken" von Andreas Mayer-Brennenstuhl
Andreas Mayer-Brennenstuhl (2020): KUNST WEITER DENKEN – Das Potential der Kunst im Kontext gesellschaftlicher und personaler Transformations-Prozesse.
392 S. Berlin: epubli-Verlag. ISBN: 978-3-750284-73-9
Mayer-Brennenstuhl unternimmt in seinem umfassenden Manifest des „Weiter-Denkens“ des transformatorischen Potentials der Kunst einen sich stets leidenschaftlich neu antreibenden Ritt durch nahezu alle vorstellbaren Denkräume, um seine letztlich dynamisch-utopische Überzeugung immer wieder neu zu unterfüttern: Einen durchaus optimistischen Perspektiven-, wenn nicht sogar Paradigmenwechsel hinsichtlich eines per se anthropologischen Verständnisses künstlerischer Kompetenz als - nicht zuletzt aus ethischen Gründen – einzig verbleibende Handlungsfähigkeit des Menschen. Sich gerade in der aktuellen globalen Lebenskrise auf dieses Potenzial einer conditio humana zurückzubesinnen, könnte eine Kultur des Lebens oder gar jene Lebenskunst ermöglichen, die jeden einzelnen Menschen in seinem sozialen, ökonomischen und kulturellen Kontext zum weltverändernden Handeln im Kleinen befähigen würde.
Der Autor, Künstler, Kunsttherapeut, enthusiastischer Dozent – der sich selbst schalkhaft als ARTivist bekennt –, nimmt uns als interessierte Leser auf einer bisweilen provisorisch wirkenden Arche mit auf den mäandernden Strom seines Lebenswerks, lenkt ihn über die Untiefen, durch seichte Furten, an plaudernden Wirbeln vorbei, über jähe Stürze hin zur Mündung in den Ozean der Möglichkeiten, die wir bei Landgang selbst ergreifen sollten. Also ein Plädoyer, dem in der dünn gewordenen Luft unserer kreatürlichen Existenz eine Mission eingeschrieben ist, wie unser aller Überlebenskunst aussehen könnte.
Titus David Hamdorf