Inhalt:
Das Buch enthält '52 Erlebnisse, die man einmal im Leben machen sollte'. Veranschaulicht werden diese Erlebnisse durch sehr knappe Texte, die oft wie Brainstorming wirken, matt gedruckte Fotos und Fotocollagen, die mal typische, mal eher untypische Seiten der jeweiligen Region zeigen, sowie Karten, die dem Leser und Betrachter dabei helfen, sich zu orientieren.
Auf jeder Seite befindet sich zudem eine Art 'Timeline' mit dem Namen des Ortes, des Landes, der zurückgelegten Kilometer (kumuliert) und dem Monat.
Am Ende des Buches gibt es zudem ein 'Logbuch' mit weiterführenden Informationen zu den einzelnen Stationen, Tipps für die Reise und bezüglich des Wetters sowie Websites, auf denen man noch mehr über den Ort erfahren kann.
Mein Eindruck:
Wenn ich das Buch in einem Wort beschreiben müsste, wäre das: ungewöhnlich! Ich habe schon sehr viele Bildbände in den Händen gehalten, aber keiner war wie 'Traum. Welt. Reise'. Mir hat dieses Konzept sehr gut gefallen, weil es wirklich etwas Neues und dadurch sehr spannend ist.
Die Fotos im Buch sind bisweilen großformatig, bisweilen klein und in Collagen angeordnet. Das Layout ist sehr lebendig: über die Fotos wurde oft Schrift gelegt, Bilder überlappen, Ausschnitte von Bildern werden als Schrift dargestellt etc. Mir war das manchmal etwas zu unruhig, auch wenn ich die Idee insgesamt gut finde, denn so mutet das ganze Buch wie ein selbstgestaltetes Fotoalbum an, in dem Fotos und Andenken eingeklebt wurden. Gefallen hat mir, dass auch Bildserien abgedruckt sind, so dass man dem Verlauf von Events folgen kann.
Die Texte sind durchweg sehr knapp, können dadurch kaum Wissen vermitteln, sondern dienen meiner Meinung nach eher dem Anwerfen des Kopfkinos. Zumindest bei mir haben die Wörter und Sätze oft ein mentales Netzwerk von Erinnerungen, Sehnsüchten und eigenen Erlebnissen in Gang gesetzt.
Ich finde, man muss sich ein bisschen auf das Buch einlassen, da es einfach ganz anders ist als andere Bildbände. Wer einen Band mit Hochglanzfotos erwartet, bei denen nichts das Auge des Betrachters ablenkt, der wird von 'Traum. Welt. Reise' sicherlich enttäuscht sein. Auch wer sich einen Band mit weitreichenden Informationen zu den Stationen der Reise wünscht, sollte möglicherweise einen Bogen um das Buch machen. Doch wer sich treiben lassen will, von fernen Orten träumen möchte, sich von einer Stimmung erfassen lassen kann und sich eigene Gedanken zu Schlagwörtern machen mag, der sollte 'Traum. Welt. Reise' lesen und betrachten.
Alles in allem ist das Buch sehr stabil und hochwertig gebunden, hochwertig gedruckt (auch ohne Hochglanzfotos) und mit schönen Details ausgestattet (Lesebändchen, bedruckter Buchblock). Etwas, das ich verbesserungswürdig finde, ist die Wahl der Schriftart, in der viele Überschriften gestaltet sind, denn diese lässt sich sehr schwer lesen. Aber vielleicht ist dies sogar Absicht, denn so ist man gezwungen, auf einer Seite länger zu verweilen.
Mein Resümee:
Ein sehr ungewöhnliches Buch, sowohl in Bezug auf das Layout als auch auf die Texte und die Bilder.
Andreas Mayer
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Andreas Mayer
MARCO POLO Bildband Traum.Welt.Reise.
Wissenschaft vom Gehen
Dennis Schröder
Sigmund Freud zur Einführung
Neue Rezensionen zu Andreas Mayer
Zeitgleich mit dem praktischen, lebensnahen „Gehen“ von Elisabeth Bör-Hogacz erscheint dieses Buch zur wissenschaftlichen Betrachtung des „Gehens“. Jener ganz alltäglichen, eigentlich ganz einfachen Grundbewegungsart des Menschen, die doch, wie gerade dieses Buch zeigen wird, sich der Greifbarkeit, der exakten wissenschaftlichen Beschreibung immer wieder entzieht. Ein Versuch des „Fassens“ dieser Bewegung, der, wie Mayer fundiert recherchiert aufführt, vor allem im 19. Jahrhundert von gewissen Interesse für die Wissenschaft verschiedener Fachrichtungen war.
Denn gar so einfach und automatisch zu verstehen ist das Gehen nicht, wie sich zeigt. Seit Beginn der intensiven Betrachtungen Ende des 18. Jahrhunderts schon schwingen vielschichtige und abstrahierende Interpretationen in Bezug auf das Gehen mit.
„Der aufrechte Gang“ z.B. in einer damals sich verändernden Welt der Anpassung, der zunehmenden Egozentrik und auch des zunehmenden Betruges aneinander. So ist der „Gang“ auch von „moralischen und politischen Werten durchdrungen“, die u.a. in einer propagierten „bürgerlichen Gehkultur“ mündet. Oder als eine Form der „Disziplinarmacht“, ein Prozess der inneren Disziplinierung von Körperbewegungen.
So stellt sich von Beginn an (und Mayer setzt dies as Ausgangspunkt seiner Betrachtungen) die Frage nach der Möglichkeit der „Objektivierung“ eines einfachen, mechanischen Aktes in seiner kulturell hohen und teils überhöhten Bewertung.
Hierbei unterteilt Mayer in vier Hauptbereiche seiner Darstellung.
Nachdem er dem Leser das empirische Wissen über den menschlichen Gang (und das „Kultivieren einer natürlichen Gangweise“ als betont langsam und ungeregelt im bewussten Gegenpol zur mechanischen Erhöhung der Geschwindigkeit der Welt) vor Augen geführt hat, führt er die konzentrierten Versuche der Wissenschaft (zunächst von Frankreich ausgehend) aus, die „Bewegungen“ zu einem Feld der Wissenschaft zu machen („Iatromechanik“ als Vorläufer der Biomechanik). Hierbei zeigt Mayer ebenfalls die Grenzen dieses wissenschaftlichen Versuches auf (die Bewegung als „notwendiger“, aber auch „unmöglicher Gegenstand einer neuen Wissenschaft“).
Im dritten Hauptteil legt Mayer die Betrachtung des „Experimentalismus“ in Bezug auf das Gehen zum Schwerpunkt. Eine Richtung , die sich versucht, ganz auf „den natürlichen Gang“ zu konzentrieren und kulturelle Interpretationen und moralische Bewertungen zur Seite rückt, um eher in industriell-mechanischer Weise das Gehen zu erfassen.
Im letzten Hauptteil stellt Mayer die Untersuchungen zu „Lokomotionssystemen“ dar (Etienne Jules) und geht ihren sehr unterschiedlichen Rezeptionen nach. Auch dieser Versuch, eine „vollständig durchmechanisierte Moderne“ exakt zu definieren, stößt an seine Grenzen.
So verbleibt zu guter letzt eine Aufsplitterung in verschiedene, wissenschaftlichen Techniken der Annäherung an „das Gehen“, die im besten Falle koexistieren, allerdings kein wirklich gemeinsames Bild des „Gehens“ aus wissenschaftlicher Sicht am Ende des 19. Jahrhunderts ergeben.
Sehr sachkundig legt Mayer seine Darstellung vor Augen in wissenschaftlich geprägter Sprache. Diese erfordert eine sehr konzentrierte Lesehaltung, zudem das Thema an sich seit dieser „Hochzeit“ der wissenschaftlichen Betrachtung kein sonderlich gängiges Thema mehr ist.
Der Leser muss schon ein eigenes, ausgeprägtes Grundinteresse an der Forschung des „Gehens“ mitbringen, um in diesem Buch auf sein Kosten zu kommen, erhält dann aber eine durchaus fundierte und umfassende Darstellung der wissenschaftlichen Versuche zur „Objektivierung des Gehens“ und der letztendlichen Unmöglichkeit einer klaren und übereinstimmenden Definition.
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