„Diese Schüler gehen davon aus, nicht gebraucht zu werden und keinen anerkannten Platz in der Gesellschaft zu finden.“
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Die „Normalbiographie“, zu der ein Schulabschluss sowie berufliche Ausbildungs- und Aufstiegschancen zählen, ist für viele Jugendliche in weite Ferne gerückt. Aufgrund kompliziert gewordener Ausbildungswege bei gleichzeitig stetig wachsenden Anforderungen gehen viele mit einem desillusionierten Blick ihrer eigenen Zukunft entgegen. Im schlimmsten Fall kann diese Haltung mangelnder Motivation dazu führen, dass die Jugendlichen schlussendlich resignieren: „Karriereziel Hartz IV“, wie es von einigen schon wörtlich benannt wird.
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Damit es gar nicht erst soweit kommt, setzt sich der von Andreas Obermann und Yvonne Kaiser herausgegebene Praxisband zum Ziel, die Selbstachtung der Jugendlichen zu stärken. Das Konzept trägt der besonderen Situation der Berufsschule Rechnung und bietet vielfältige Unterrichtsimpulse, die direkt an der Lebenswelt der Schüler ansetzen: in der Übergangsphase zwischen Schule und Berufswelt.
Lehrkräfte erhalten einen praktischen Ratgeber mit didaktischen Hintergrundinformationen, anvisierten Lernzielen und methodischen Ratschlägen, wobei die Förderung der Lebensbewältigungskompetenzen im Mittelpunkt steht. Gleichzeitig fördern die Unterrichtsbausteine den Ausbau sozialer und personaler Kompetenzen. Die Handreichung konzentriert sich auf folgende Themenkomplexe, die nicht nur innerhalb des Religionsunterrichts, sondern vielmehr fachübergreifend eingesetzt werden können:
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Übergänge im Leben
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Gönn dir dein Leben – denn du bist es wert
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Berufe für Helden
Jedes Thema gliedert sich in einzelne Unterrichtsmodule, die ausführlich vorgestellt werden und je nach Belieben entweder komplett übernommen oder in variierter Form im Schulalltag eingesetzt werden können. Kopiervorlagen und spezielle Lehrerarbeitsblätter mit ausgearbeiteten Lehrervorträgen erleichtern die Planung und Durchführung des Unterrichts.
Positiv zu bemerken ist hierbei vor allem, dass die Themen wirklich dort ansetzen, womit sich die Schüler befassen, was sie bewegt. Ein Beispiel ist etwa die Angst in Hinblick auf bevorstehende Bewerbungsgespräche. Ein Modul ist demnach den Grundformen der Angst gewidmet, eröffnet gleichsam Möglichkeiten eines konstruktiven Umgangs mit der Angst, und zeigt Wege auf, eigene Ängste nicht nur zu erkennen, sondern abzubauen. Viele kreative Unterrichtsvorschläge können dabei auch in Philosophie, Ethik oder durchaus auch einzelnen Vertretungsstunden genutzt werden, man denke an die Mutmachsätze oder das Wertespiel.
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Fazit: Es handelt sich um ein gewinnbringendes Konzept für den Unterricht an Berufsschulen, didaktisch sinnvoll und pädagogisch durchdacht. Die enthaltenen Materialien sind sinnvoll, im Leistungsniveau angemessen und können direkt und ohne Änderungen eingesetzt werden. Der einzige Nachteil liegt im Umfang des Ratgebers. Die Wichtigkeit einer gezielten Förderung von Selbstachtung und Selbstbewusstsein könnte gerne durch weitere Unterrichtsvorschläge ergänzt werden. Insgesamt bietet die Zusammenstellung durchaus kreative Ideen und abwechslungsreiche Anregungen für den eignen Unterricht.