Andreas Reichelt

 5 Sterne bei 3 Bewertungen

Lebenslauf

Andreas Reichelt wurde 1977 im Rottal geboren. Mit seiner Familie lebt er im ländlichen Niederbayern. Seine Bücher wurden bereits mehrfach ausgezeichnet. In seinen Geschichten ist die Liebe zur Familie, zur Schöpfung und zu ethischen Werten stets spürbar. »Der Sohn des Hofmarksrichters« ist sein erster Historischer Roman.

Quelle: Verlag / vlb

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Cover des Buches Der Sohn des Hofmarksrichters (ISBN: 9783839225141)
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Rezension zu "Der Sohn des Hofmarksrichters" von Andreas Reichelt

Gelungener historischer Roman über den spanischen Erbfolgekrieg in Bayern
Herwigvor 5 Jahren

Lieber bayerisch sterben als kaiserlich verderben! Dieser Schlachtruf steht für eine menschliche Tragödie, die sich vor gut 300 Jahren im weiß-blauen Ober- wie Unterland abspielte. Den Hintergrund liefert der spanische Erbfolgekrieg. Auch wenn Spanien von Deutschland weit weg ist, liegt doch eines der blutigsten Schlachtfelder um seine Thronfolge in Niederbayern. In Aidenbach im heutigen Landkreis Passau metzelten nämlich kaiserlich-habsburgische Truppen aufständische heimische Bauern nieder, die sich nicht länger unterjochen lassen wollten. Das damals mit den Franzosen verbündete bayerische Heer war von den Österreichern bereits zerschlagen worden.

Genau in dieser Zeit siedelt der Rottaler Autor Andreas Reichelt seinen historischen Roman „Der Sohn des Hofmarksrichters“ rund um den Bauernführer aus Pfarrkirchen, Georg Sebastian Plinganser, an. Wie für das Genre üblich, vermischt er Fakten mit Fiktion – etwa wenn der Jungbauer Resch im Dobl bei Aidenbach zwangsrekrutiert wird und sich sein Vater verzweifelt in den Dienst des Volksaufstands stellt.

In seinem ersten Werk dieser Art hilft es Andreas Reichelt, dass er als ausgezeichneter Krimi- wie Komödienautor Spannung zu erzeugen versteht. Zugleich bringt er die Handlung rund um das Aufeinanderprallen von Bauern mit Dreschflegeln und berittenen Soldaten mit Gewehren flüssig, einfühlsam und geradlinig voran. Sein Buch ist all denjenigen ans Herz zu legen, die diesen dunklen Teil der altbayerischen Geschichte in Form eines historischen Romans nachempfinden wollen. Neben dem Standesdünkel geht es auch um die Liebe in einer Art altbayerischen Version von Robin Hood und Maid Marian.

In der erzählten Geschichte kommt Georg Sebastian Plinganser ziemlich gut davon. Zum einen wirkt der Rebell bei Autor Reichelt meist menschenfreundlich und verachtet rohe Gewalt. Zum anderen begreifen ihn viele Historiker eher als Aufwiegler und weniger als Kämpfer an vorderster Front.

Darüber hinaus reißt das Werk die Machtfrage an und inwieweit es ein Recht auf Widerstand gegen Tyrannei gibt. Bei alledem ruft dieses empfehlenswerte Taschenbuch eindringlich in Erinnerung, welch harte Zeiten und welch schreiendes Unrecht unsere Vorfahren damals durchlitten und einmal mehr, dass Krieg grausam ist und fast nur Verlierer kennt.

Cover des Buches Der Sohn des Hofmarksrichters (ISBN: 9783839225141)
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Rezension zu "Der Sohn des Hofmarksrichters" von Andreas Reichelt

Rezension: Der Sohn des Hofmarksrichters von Andreas Reichelt
Matthias_Schneider_Domincovor 5 Jahren

Es war ein Aufstand aus Verzweiflung. Die Losung „Lieber bairisch sterben als kaiserlich verderben“ auf den Lippen, wagten einfache Bauern mit Mistgabeln und Dreschflegeln gegen gut ausgebildete kaiserliche Truppen den Aufstand. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts leidet Bayern unter den Folgen des Spanischen Erbfolgekrieges. Als Joseph I. 1705 nach dem Tod des Vaters den Kaiserthron beerbt, lässt dieser München und das bayerische Oberland besetzen, ordnet drastische Steuererhöhungen an und befiehlt die Einquartierung und Versorgung kaiserlichen Soldaten. Als dann im Herbst Zwangsrekrutierungen einsetzen, ist das Maß voll. Von Jesuiten ausgebildete Studenten wie Georg Sebastian Plinganser aus Pfarrkirchen und Johann Georg Meindl aus Altheim organisierten eine „Kurbairische Landesdefension“, die bald überall Zulauf bekam. In dieser stürmischen Zeit verliebt sich die junge Adelige Charlotte von Weißentingk in den Rebellen.

Andreas Reichelt wählt relativ kurze Erzähleinheiten, deren Abfolge sich mit den sich überschlagenden Ereignissen verdichtet und zu einem spiralartigen Tableau fügt. Der Verlockung, die Fakten rund um die Scharmützel, den Sternmarsch auf München und die Sendlinger Mordweihnacht einer Dramaturgie um des reinen Nervenkitzels in den Dienst zu stellen, widersteht Reichelt allerdings. Man wird explizite Beschreibungen der Gewaltexzesse vergeblich suchen. Sie finden sich angedeutet in einzelnen Kriegsvokabeln oder summarisch zusammengefasst in den hier und da eingestreuten, lexikalischen Berichten. Auch wenn der Autor herkunftsbedingt den Plot aus bayerischer Sicht entwickelt, bleibt dessen neutrale Haltung spürbar. Protagonist Plinganser verändert sich mit seiner neuen Rolle als Leitwolf der Aufständischen. Als Student der Lateinschule noch durch die Schriften Ciceros für die Idee entflammt, das System von innen heraus zu verändern, wird er am Ende dulden müssen, was ihn anfänglich auf die Barrikaden brachte. Macht verdirbt, heißt es und so können letztlich seine Ideale angesichts der rasant sich entfaltenden Eigendynamik aus strategischen Zwickmühlen, waffentechnischer Unterlegenheit und Partikularinteressen innerhalb des eigenen Lagers nicht aufrechterhalten werden. Von den Verhältnissen gezwungen, billigt er schließlich um die Wahrung einer Chance bei der finalen Schlacht nun ebenfalls Zwangsrekrutierungen, beantwortet Gewalt mit Gegengewalt. Und so leuchtet der im Vorwort zu Cicero zitierte Weisheitsspruch der Heiligen Schrift: „Mein Sohn, fürchte Jehova und den König; mit Aufrührern lass dich nicht ein. Denn plötzlich erhebt sich ihr Verderben; und ihrer beider Untergang, wer weiß ihn?“ schon zu Beginn des Romans als Menetekel auf.

„Der Sohn des Hofmarkrichters“ beschreibt im Wesentlichen zwar nur wenige Wochen des bayerischen Bauernaufstands, doch gelingt durch den rhythmischen Wechsel von Szenen und wenigen gerafften Berichten ein spannender Einblick in eine tumultuöse Zeit. Vor allem die innere Zerrissenheit der Hauptperson Plinganser überzeugt. Insgesamt ist dieser Pageturner ein unterhaltsames und lehrreiches Lesevergnügen.

M. Schneider-Dominco


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