Rezension zu "Der Sohn des Hofmarksrichters" von Andreas Reichelt
Lieber bayerisch sterben als kaiserlich verderben! Dieser Schlachtruf steht für eine menschliche Tragödie, die sich vor gut 300 Jahren im weiß-blauen Ober- wie Unterland abspielte. Den Hintergrund liefert der spanische Erbfolgekrieg. Auch wenn Spanien von Deutschland weit weg ist, liegt doch eines der blutigsten Schlachtfelder um seine Thronfolge in Niederbayern. In Aidenbach im heutigen Landkreis Passau metzelten nämlich kaiserlich-habsburgische Truppen aufständische heimische Bauern nieder, die sich nicht länger unterjochen lassen wollten. Das damals mit den Franzosen verbündete bayerische Heer war von den Österreichern bereits zerschlagen worden.
Genau in dieser Zeit siedelt der Rottaler Autor Andreas Reichelt seinen historischen Roman „Der Sohn des Hofmarksrichters“ rund um den Bauernführer aus Pfarrkirchen, Georg Sebastian Plinganser, an. Wie für das Genre üblich, vermischt er Fakten mit Fiktion – etwa wenn der Jungbauer Resch im Dobl bei Aidenbach zwangsrekrutiert wird und sich sein Vater verzweifelt in den Dienst des Volksaufstands stellt.
In seinem ersten Werk dieser Art hilft es Andreas Reichelt, dass er als ausgezeichneter Krimi- wie Komödienautor Spannung zu erzeugen versteht. Zugleich bringt er die Handlung rund um das Aufeinanderprallen von Bauern mit Dreschflegeln und berittenen Soldaten mit Gewehren flüssig, einfühlsam und geradlinig voran. Sein Buch ist all denjenigen ans Herz zu legen, die diesen dunklen Teil der altbayerischen Geschichte in Form eines historischen Romans nachempfinden wollen. Neben dem Standesdünkel geht es auch um die Liebe in einer Art altbayerischen Version von Robin Hood und Maid Marian.
In der erzählten Geschichte kommt Georg Sebastian Plinganser ziemlich gut davon. Zum einen wirkt der Rebell bei Autor Reichelt meist menschenfreundlich und verachtet rohe Gewalt. Zum anderen begreifen ihn viele Historiker eher als Aufwiegler und weniger als Kämpfer an vorderster Front.
Darüber hinaus reißt das Werk die Machtfrage an und inwieweit es ein Recht auf Widerstand gegen Tyrannei gibt. Bei alledem ruft dieses empfehlenswerte Taschenbuch eindringlich in Erinnerung, welch harte Zeiten und welch schreiendes Unrecht unsere Vorfahren damals durchlitten und einmal mehr, dass Krieg grausam ist und fast nur Verlierer kennt.