Cover des Buches Das Gartenzimmer (ISBN: 9783832183905)
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Rezension zu Das Gartenzimmer von Andreas Schäfer

Ein Haus im Wandel der Zeit

von MademoiselleMeow vor 4 Jahren

Kurzmeinung: Ein eher ruhiger Roman, der viel Raum für Interpretationen zulässt

Rezension

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MademoiselleMeowvor 4 Jahren

Ein Haus und seine über hundertjährige Geschichte. Von glanzvollen Zeiten, über das Grauen des Krieges und seine Nachwirkungen, bis hin zu einem Neuanfang.

Für mich sind alte Häuser immer etwas ganz besonderes. So viel Geschichte, Liebe, Trauer und Schicksale stecken in ihnen. Deswegen liebe ich Romane, deren Schauplatz alte Gemäuer mit einer turbulenten Vergangenheit sind, die dann Stück für Stück vor einem ausgebreitet wird. Daher war ich auch sehr gespannt auf „Das Gartenzimmer“, dessen Titel mir erst jetzt, in diesem Moment, richtig bewusst wird.
Die Geschichte beginnt mit dem Bau des Hauses. Wir lernen den Architekten Taubert und das Ehepaar Rosen kennen, die wir das gesamte Buch über immer wieder begleiten werden. Viele Jahrzehnte später zieht Familie Lekebusch in das Haus ein und wird auf ganz unterschiedliche Weise von dem außergewöhnlichen Gebäude in seinen Bann gezogen. Warum das Haus auf jeden der Beteiligten eine andere Wirkung erzielt, versucht der Autor auf eine teilweise sehr tiefgründige Weise zu erzählen. Im Großen und Ganzen scheint eine Art Fluch auf dem Haus zu liegen, was vor allem an den Geschehnissen während des zweiten Weltkrieges liegen mag, wobei dessen Einfluss auch schon davor deutlich wurde. Als würde es speziell von der jeweiligen Hausherrin Besitz ergreifen, die sich voller Leidenschaft dem Haus verschreibt. Das mag jetzt alles sehr mystisch klingen, ist es im Buch aber letztendlich gar nicht. Es ist kein Mystery Roman, es ist kein Grusel Roman, es ist ein Buch über ein Haus und seine Bewohner. Und ich persönlich konnte nicht ganz erfassen, ob es hier nun mehr um die Bewohner oder das Haus geht. Es bleibt alles sehr ausgeglichen, sehr leise und sehr zahm. Ja, selbst das fürchterliche Grauen, was sich im Gartenzimmer zugetragen hat und in einer Tat endet, die das Böse im Haus zu manifestieren scheint, kommt recht unspektakulär daher. Nichts von alldem was im Buch geschieht konnte mich fesseln oder schockieren. Vieles wirkte für mich aus dem Zusammenhang gerissen. Ich habe nicht verstanden, was diese oder jene Handlung nun wichtig für die Geschichte macht und die Beziehungen unter den Personen, waren für mich oft nicht greifbar oder nachvollziehbar genug. Ich habe eine Ahnung von der Geschichte bekommen, aber sie hat mich nicht erreicht. Damit meine ich nicht, dass jedes Buch voller Spannung und unvorhersehbaren Wendungen sein muss. Ich mag auch die ruhigen Bücher, doch dieses hier hat mich nicht überzeugen können. Leider fiel es mir auch sehr schwer, mir das Haus trotz umfangreicher Beschreibungen vorzustellen. Denn auch wenn ich alte Häuser mag, habe ich mit Architektur nicht viel am Hut.
Ich versuche es mal so zu sagen: Neulich kam wieder „Mulholland Drive“ im Fernsehen. Ein Film, der wahnsinnig viele Interpretationen zulässt und zum nachdenken anregt und das war von David Lynch auch sicher so gewollt. Das kann man mögen oder nicht. Ich glaube der Autor hat hier ähnliches bezweckt. Worin der eine keinen Sinn sieht, findet der andere Erklärungen und Hinweise auf Verhaltensweisen und Motive der auftretenden Personen. Es ist nicht so, dass ich gar nichts verstanden habe, ich konnte schon die ein oder anderen Schlüsse ziehen. Aber ich habe das Gefühl, ich habe nicht das herausgefunden und abgeleitet, was ich sollte. Dabei schätze ich mich eigentlich als besonders feinfühlige Person ein, die auch hinter die Fassade blickt. Doch hier wollte mir das nicht gelingen.
Für mich war es leider kein besonderes Vergnügen das Buch zu lesen. Ich musste mich zwar nicht quälen es zu lesen und einige Kapitel konnten mich auch gut unterhalten, aber überzeugt hat es mich nicht. Das ist meine persönliche Meinung. Es ist kein schlechter Roman, aber einfach nicht mein Stil. So wie der Autor schreibt, das muss man mögen. Sicher finden sich dafür viele Liebhaber, nur zähle ich mich nicht dazu. Vielleicht auch gerade für Architekten ein interessanter Roman! Von mir gibt es leider nur 3 Sterne.

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