Andreas Urs Sommer

 4,3 Sterne bei 4 Bewertungen

Lebenslauf

Andreas Urs Sommer, geb. 1972, stammt aus der Schweiz und ist Professor für Philosophie mit Schwerpunkt Kulturphilosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie Leiter der Forschungsstelle Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Andreas Urs Sommer

Cover des Buches Nietzsche und die Folgen (ISBN: 9783476026545)
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Rezension zu "Nietzsche und die Folgen" von Andreas Urs Sommer

M.Lehmann-Pape
Differenzierte und vielseitige Darstellung

Differenzierte und vielseitige Darstellung

„Nitzsches Welt“. „Nitzsches Nachwelt“. „Nitzsches Zukunft“.

Das sind die drei Hauptteile der sehr flüssig zu lesenden, fundierten und überaus differenzierten Darstellung, mittels derer sich Andreas Urs Sommer diesem streitbaren, wuchtigen Philosophen mit der, letztendlich, dramatischen Lebensgeschichte und der breiten Wirkung seiner Gedanken und Erkenntnisse zuwendet.

Und ohne Einleitung oder andere, hinführende Worte wendet sich Sommer umgehend der Person zu und verweist ebenso umgehend zu Beginn auf die fast erstarrten Bilder, die von Nietzsche „geistern“ und, nicht selten, den konkreten Blick auf die konkrete Person und deren Werk versperren.

„Der, hinter dessen Schnauzbart das halbe Gesicht verschwindet? Es scheint jedenfalls, als sein in der Wahrnehmung seiner Nachwelt dieser Schnauzbart immer weiter gewachsen, so dass am Ende der Schnauzbart alleine übrig blieb: das markante Schnauzbartgesicht reduziert auf markante, markige Worte, wie das vom Weibe und der Peitsche oder das vom Willen zur Macht und das vom Übermenschen“.

Dieser Einseitigkeit der Betrachtung mitsamt der damit einhergehenden Reduzierung von Person und Werk auf Schlagworte setzt Sommer eine differenzierte und sorgfältige Spurensuche entgegen, innerhalb derer Begriffe wieder geschäft, Die Prägungen der Person erkennbar und Mann und Werk sichtbar werden.

„Er scheint ein Denker zu sein, der dazu einlädt, dass man ihn vereinseitigt“.

Wohl auch mit Absicht, denn Sommer legt ebenfalls im Werk dar, dass und wie Nitzsche selbst ein „Meister des sich Entziehens“ war. Einer, der schon in der von ihm gewählten Sprache immer neu ansetzte, sich bekannten Formen entzog. Und das als System, denn wie ein pädagogisches Ziel war Nitzsche auch davon motiviert, „frische Luft“ in die Denkapparate seiner Leser durch besonders gewählte Formen des Ausdrucks hinein zu „pusten“.

Auch so ist sein „neuer Anfang in „historischen Philosophiren““ zu lesen und zu verstehen. Mitsamt dem Kernanliegen Nitzsches, dem „Experiment zur Umwertung“. Das Sommer verständlich darstellt und in dessen Kontext die „Ermordung Gottes“ und „Zarathustra“ gut zu verstehen sind.

Und bei all dem vergisst Sommer nie den Blick auf das „menschlich-allzu menschliche“, auf eine gewisse „Leichtigkeit des Seins“ bei Nitzsche, dass er interessant gegenspiegelt in der „Nachwelt“ mit ihrem vielleicht „zu ernsten“ politischen, künstlerischem, philosophischen „Nachbetrachten“ mitsamt des „Wort- und Ernstzerfalls“, der ebenso zur Rezeption des Werkes dann gehört. Ironie und Heiterkeit, das legt Sommer überzeugend vor Augen, gehörten ebenso zur Person wie Wucht und Lust an der (zumindest gedanklichen) Zerstörung althergebrachter Überzeugungen und Traditionen.

Durchaus in Nitzsches Sinne, wenn dieser schon 1848 betonte, ihm mache „der Gedanke Schrecken, was für Unberechtigte und gänzlich Ungeeignete sich einmal auf meine Autorität berufen werden“.

Eine Gruppe, zu der Andreas Urs Sommer nicht gehört, das ist am Ende der Lektüre klar und deutlich.

Ein Werk, dass seine selbst auferlegte Aufgabe erfüllt. Im Blick auf Nitzsche ein intuitives „Reit-Reaktions-Schema“ zu vermeiden, einen Schritt je zurückzutreten und sich damit blinder „Hauptlehren-Reaktionsmuster“ zu entziehen.

Cover des Buches Nietzsche und die Folgen (ISBN: 9783476026545)
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Rezension zu "Nietzsche und die Folgen" von Andreas Urs Sommer

101844
Nietzsche als Muse oder Mörder?

Dieses eher schmale Bändchen von 208 Seiten hat es in sich. Das im Metzler Verlag erschienene Hardcover ist klein und handlich. Die Gliederung umfasst drei Teile (Nietzsches Welt, Nietzsches Nachwelt und Nietzsches Zukunft) und hat kurze Kapitel, die das Lesen bequem gestalten. Im ersten Teil gibt es Nachhilfe für alle, die ihre Hausaufgaben was Nietzsches Biografie angeht vernachlässigt haben. Fast bis zur Hälfte des Buches beschreibt Andreas Urs Sommer Nietzsches Leben und Schaffen. Dabei lässt er immer wieder Bezüge zu den späteren Folgen von Nietzsches Philosophie einfließen. Chronologisch erläutert er kurz und kompakt jedes Werk und dessen Kernaussagen. So zum Beispiel Nietzsches Forderung einer Erneuerung der Kultur oder auch seinem Wandel von der Kunstverehrung hin zur Wissenschaftsverehrung. Die Inhalte sind gut verständlich und interessant geschrieben. Schön, auch zu erfahren wen bzw. was Nietzsche selbst gelesen hat.
Negativ fiel mir auf, dass eine, vom Autor aufgestellte These nicht begründet wurde und das zur Bekräftigung anderer Thesen von  "vielen", "einigen", "Interpreten" die Rede ist. Diese werden weder namentlich benannt noch deren Argumente näher ausgeführt.
Amüsant hingegen wirkte des Autors scharfe Zunge auf mich. Andersdenkende Autoren werden schon mal mit Hunden auf der Hatz verglichen und beschimpft. 
Immer wieder gibt es gute Fragestellungen, deren Antworten klar herausgearbeitet wurden. So wird deutlich worum es Nietzsche ging und hinzu kommt der Bezug auf die Folgen im 20. und 21. Jhdt.
Auch die Methodenvielfalt des Autors fällt positiv auf. Ein gut erkennbarer und sinnvoller roter Faden, viele Zitate, "Probebohrungen" von berühmten Autoren die ihrerseits über Nietzsche schrieben und eine originelle Beschreibung des "Nietzsche-Kultes". Nietzsches Wirkung unter anderem auf Literatur und Philosophie wird ausführlich beleuchtet und mittels vieler Beispiele verdeutlicht. Insgesamt ein spannendes und lebhaftes Buch. 

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