Rezension zu "Data for the People" von Andreas Weigend
Unmengen an Daten hinterlassen wir Firmen oftmals völlig freiwillig. Ein kostenloser Service oder auch gerne ein kostenpflichtiger ermutigt uns viel über uns preiszugeben. Erscheint uns der Nutzen der Anwendung groß genug, gehen wir heute recht freizügig mit unseren Daten um.
Andreas Weigend meint, dass die großen Datenraffinerien noch zu wenig von uns wissen. Wir sollten aktiv unseren Datenstock erweitern, um den Unternehmen noch mehr zu ermöglichen. Dabei streicht Weigend allerdings auch hervor, dass wir davon unbedingt einen Nutzen haben müssen.
Doch sollten nicht nur die Datenraffinerien Zugriff auf unsere Daten haben, sondern wir selbst auch. Neben einer zusätzlichen Anreicherungen können wir auf diesem Weg falsche Informationen ändern oder löschen.
Die riesigen Datenmengen, die durch den Big Data Ansatz erzeugt werden, sind jedoch nur so gut wie die zugehörigen Methoden zur Auswertung und Bearbeitung. Weigend fordert, dass wir nicht nur Einblick auf diese Algorithmen und Analysemöglichkeiten erhalten, sondern selbst damit experimentieren können.
Eine große Herausforderung ist das Silo-Verhalten der einzelnen Raffinieren. Jede Datenraffinerie baut sich ihre eigene Datensammlung auf und ist nicht bereit mit den anderen zu teilen. Dabei sind Daten im Gegensatz zum Erdöl ein Gut, das bei Benutzung nicht weniger wird.
Ein Beispiel, dass ich nach dem Lesen selbst erlebt hab: Ich wollte mir auf einer großen Buchungsplattform eine kleine Rundreise zusammenstellen. Schnell hat die Software dies erkannt und mir wurde mein Reiseverlauf, den ich nur durch Suchen nach Hotels für gewisse Tage bekannt gab, angezeigt. Zusätzlich wurde mit einem Häkchen visualisiert wenn ich bereits ein Hotel gebucht hatte. Ein toller Service, wenn auch keine Raketenwissenschaft.
Natürlich möchte man immer möglichst günstig verreisen und so stellte ich Vergleiche mit anderen Plattformen an. Schließlich fand ich ein Hotel wirklich wesentlich günstiger und ich buchte bei einer anderen Plattform. Das ärgerliche ist nun, dass ich die Daten der anderen Buchungsplattform nicht ebenfalls in meine Reiseroute integrieren kann. Ich muss nun mit zwei Accounts arbeiten und es reicht nicht eine App zu installieren, um alle Daten und Buchungsunterlagen an einem Punkt gesammelt zu haben.
„Data for the people“ zeigt viele Beispiele, wie die Verarbeitung von Daten unser Leben komfortabler machen könnte. Weigend gibt auch viele Einblicke in Dinge, die bereits heute realisiert sind. Neben klassischen Beispielen werden viele Dinge genannte, die mir neuen waren und die man nicht zu jedem Artikel rund um Privatsphäre bzw. Datenschutz liest.
Neben diesen vielen spannenden Beispielen kommen leider Punkte, die wir ändern müssen zu kurz. Von einem exemplarischen Fahrplan ist „Data for the people“ weit entfernt. Auch konkrete Handlungsempfehlungen sucht man vergebens. Vielleicht verlange ich bei einem derart tagesaktuellen, hervorragend strukturierten Sachbuch an dieser Stelle aber auch einfach zu viel.
Spannende Beispiele (fiktive und bereits realisierte) verdeutlichen die Macht der Daten und zeigen gleichzeitigen den großen Nutzen. Auch wenn die Änderungen hinsichtlich Datenschutz und Co mehrfach angesprochen werden, bleibt mir Andreas Weigend hier oftmals zu unkonkret. Dennoch ein Buch das jeder, der beruflich oder privat mit Daten zu tun hat, sich zu Gemüt führen sollte. Eine höchst aktuelle Thematik! „Data for the people“ zeigt, dass nicht alles gut ist. Dennoch wird ein positiver Blick in die Zukunft gewagt. Die Änderungen die dafür nötig sind, werden lediglich gestreift.