Rezension zu "Scott Bradley" von Andreas Winterer
Wenn Sie den misstrauischen Neid der Sie Umgebenden wecken, während sie ihre Zeit in einem Wartezimmer, im Bus oder einer U-Bahn absitzen, dann verfolgen Sie möglicherweise gerade Captain Scott Bradleys unfassbare Weltraumabenteuer. Denn in dem erkennbaren Bemühen sich verzweifelt das Lachen zu verdrücken, laufen ihnen dicke Kullertränen des Vergnügens über die Wangen. Zumindest dann, wenn Sie mit Begriffen wie Kampfstern, Laserschwert, Wüstenplanet oder Androide bunte Szenarien aus dem reichen Repertoire einschlägiger Science-Fiction-Blockbuster assoziieren können.
In dem erfolgreichen Bemühen die großspurige Imperial-Ästetik des Genres zu persiflieren, spart Andreas Winterer weder an Kunstblut – das er galonenweise von den Raumschiffwänden fließen läßt – noch an den bedauernswerten Schicksalen virtueller Soldaten, die selbstlos und legionenweise für ihre Imperatoren zu fallen haben. Für den Brachialmacho Bradley ist das alles ganz normaler Alttag. Der erfahrene Haudegen geht mit den Frauen auf eine Art um, die sogar den aktuellen James Bond zu einem »schattenparkenden Warmduscher« degradiert. Dabei bleibt die Figur Bradleys stets so maßlos überzeichnet, dass sie den Leser nie vergessen lässt, dass er klar kalkulierter Satire beiwohnt.
Denn was da auf den ersten Blick ebenso amüsant wie vermeintlich zweidimensional daherkommt, entpupt sich, an manchen Stellen jedenfalls, als geschickt verklausulierte Gesellschaftskritik, die, zumindest aufmerksamen Lesern, schwerlich entgehen kann. Speziell diese Schauplätze der Story waren für mich mit Abstand die komischsten, obwohl, oder gerade weil, manche der politischen Ereignisse, auf die sie sich bezogen, ernster kaum sein könnten. Satire ist eben die neue Opposition.