Andreas Wirsching

 4,1 Sterne bei 7 Bewertungen

Lebenslauf

Andreas Wirsching ist Direktor des Instituts für Zeitgeschichte und Professor für Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Andreas Wirsching

Neue Rezensionen zu Andreas Wirsching

Cover des Buches Demokratie und Globalisierung (ISBN: 9783406666995)
M

Rezension zu "Demokratie und Globalisierung" von Andreas Wirsching

M.Lehmann-Pape
Überzeugende und informative Darstellung der Entwicklung

Überzeugende und informative Darstellung der Entwicklung

1989 war eine Zäsur der Geschichte. Nicht nur aufgrund des Endes der deutschen Teilung (diese war eine Folge der Zäsur). Sondern im Wegfall eines ganzen politischen „Weltblocks“, der Auflösung der ehemaligen Sowjetunion und damit des offenkundigen Scheiterns des „realen Sozialismus“ entfiel auch, eine zumindest vorhandene, gedankliche und politische Alternative zum demokratischen System des Westens und zur marktwirtschaftlichen Orientierung der Wirtschaft.

Bis hin zur nüchtern von Wirsching beschrieben Situation der Gegenwart:

„Der Kontinent (Europa) ist abhängig geworden von Finanzmärkten, auf denen sich hypermoderne Transaktionen vollziehen…..Betrug und Wirtschaftskriminalität inklusive…..Zugleich aber lauern gleichsam dunkle Kräfte der Vergangenheit: imperialistische Versuchungen und nationalistische Rückfälle, Hass, Gewalt und Blutvergießen (mitten in Europa)“.

Mit Folgen und sichtbaren Zeichen von Schieflagen.

1995 das Massaker von Srbenica, ebenfalls 95 die Pleite der Baring Bank durch die unlauteren Methoden, das Versagen eines einzigen Investmentbankers in Singapur. Seit einigen Jahren die massiven Probleme Griechenlands als „Spitze eines Eisbergs“ an Finanzproblemen der Länder. Und seit 2014 die vielleicht „Rückkehr des Imperialismus“ im Rahmen des Ukraine Konflikts.

Dennoch erläutert Wirsching, und das fundiert und überzeugend, dass hinter diesen problematischen Momenten und tiefsitzenden Spannungen konvergierende Kräfte am Werk sind (du das nicht erst seit Gründung der EG oder der Einführung des Euro), dass die „Tendenz zur Angleichung“ eine starke Kraft in Europa ist.

„Insofern besteht die Krise Europas in nichts anderem als seinem Zusammenwachsen“.

Eine interessante These, die Wirsching im Folgenden sehr breit und sehr fundiert ausführt, begründet und in ihren Folgen aufzeigt.

Dabei stellt er sowohl die vieldiskutierte „Krise der Demokratie“ differenziert dar (die er durchaus als „Formwandel“ betrachtet), zeigt die verändernden Herausforderungen der Globalisierung in wirtschaftlichen Herausforderungen, Angleichungen und der „neuen kulturellen Vielfalt“ auf und wendet sich dann sehr konkret den europäischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zu. Ist hier ein „Global Player“ auf Dauer zu erwarten, eine „Weltmacht Europa“? Wie entstand und was bedeutet die Krise seit 2008?

Um dann doch zurückzukehren zur aktuell real drängendsten Frage der Haltung in der Ukraine, die Frage nach den „Grenzen Europas“ und wie diese gesetzt werden können. Was Wirsching auch am Beispiel eines EU Beitrittes der Türkei differenziert diskutiert.

Und sieht die Lösung auf Dauer nur in einer „Integration“ vor Augen, die allerdings nicht in ihrer traditionellen, spezifisch „westeuropäisches Nachkriegsprojekt“ mehr verstanden oder fortgeführt werden kann.

Ein sehr kenntnisreiches Buch mit überaus vielen Beispielen und Informationen für den Leser, das, dichtgedruckt und eher wissenschaftlich verfasst, nicht ohne Konzentration gelesen werden kann. In dem Wirsching sehr differenziert die Probleme beschreibt, aber auch jene „paradoxe Kraft der Integration“ aus der Geschichte heraus immer wieder herausschält und nach vorne stellt. Und in dem Wirsching zwar das „westliche Modell“ als gefährdet, aber noch lange nicht verloren oder kraftlos betrachtet.

Informativ und lesenswert.

Cover des Buches Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert (ISBN: 9783406447655)
ErleseneBuechers avatar

Rezension zu "Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert" von Andreas Wirsching

ErleseneBuecher
Rezension zu "Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert" von Andreas Wirsching

Schlieffenplan, Kraft durch Freude & SED
Der Verlag C. H. Beck besitzt eine umfangreiche Reihe zum Thema 'Wissen'. Ich habe von dieser Reihe einige Bände und freue mich jedes Mal wieder über die Bücher, die wirklich interessant und informativ sind. Für jedes Interessengebiet ist etwas dabei.

Ich hatte in der Schule Geschichts-LK und fand es immer schade, dass mit dem NS Schluss war und neuere deutsche Geschichte dann nicht mehr vorgesehen war. Wir haben (leider) sehr ausführlich noch die Europapläne nach dem 2. Weltkrieg behandelt (Nie wieder kann ich den Namen 'Coudenhove-Kalergi' hören ohne Würgegeräusche zu fabrizieren).

Jedenfalls wollte ich dieses Buch lesen, um endlich einen Überblick auch über die neuere deutsche Geschichte zu erhalten. Dieses ist nur zum Teil gelungen.

Wirsching verfasst kompakt und übersichtlich die deutsche Geschichte. Natürlich ist es auf so engem Raum nicht wirklich Möglich in die Tiefe zu gehen. Es bleibt oberflächlich und vieles wird nur angerissen. Das ist klar, so ein kleines, kompaktes Werk ist immer ein zweischneidiges Schwert.

Der größte Teil des Buches nimmt leider wieder der 1. Weltkrieg, die Weimarer Verfassung und der 2. Weltkrieg ein. Das war zwar sehr interessant, das Wissen noch mal aufzufrischen. Aber leider kamen dadurch die Teilung Deutschland, Geschichte der BRD und DDR, die Wiedervereinigung und vor allem dann die 90er viel zu kurz.

Bewertung: 3,5 von 5 Punkten

Cover des Buches Der Preis der Freiheit (ISBN: 9783406632525)
M

Rezension zu "Der Preis der Freiheit" von Andreas Wirsching

M.Lehmann-Pape
Rezension zu "Der Preis der Freiheit" von Andreas Wirsching

Zusammenwachsen oder Zusammenbrechen?

„Lässt sich überhaupt eine Geschichte schreiben, solange man das Ende nicht kennt“?

Diese Grundfrage von Andreas Wirsching, die er zu Beginn des Buches setzt, beantwortet er zugleich rein faktisch bereits auf den gut 400 Textseiten des Buches und (erwähnenswert, ob des Umfangs) den fast 80 (!) Seiten an Literaturverzeichnis. Er schreibt ja eine solche.

Äußerst gründlich hat der Professor für Neuere und Neueste Geschichte Quellenkunde betrieben und umfassend recherchiert. Die Geschichte Europas nach 1989 ist sein Thema, nach dem Zusammenbruch des Sozialismus osteuropäischer Prägung, nach dem rasanten Zusammenwachsen Europas mit ständiger Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft, der Nato, mit einem Kernbereich gemeinsamen Geldes. Eine Entwicklung in hoher „Freiheit“, die ihren Preis hat und hatte. Einen Preis, den Wirschíng fundiert und überzeugend benennt und dessen Ursachen er ebenso deutlich und ebenso überzeugend argumentiert in den Raums setzt. So, dass dem Leser deutlich wird, dass z.B. der „entgrenzte“, sprich neoliberal freie Finanzmarkt nur eine folgerichtige Folge und eine ableitbare Konsequenz aus der an sich umfassend vorliegenden „Freiheit der Entwicklung“ nach dem Wegfall des innereuropäisch trennenden Korrektivs ist. Wie auch so manch andere, nun ihren „Preis“ einfordernden, Entwicklungen allesamt miteinander, mit dem Zusammenwachsen Europas und der veränderten politischen Landschaft nach 1989 zusammenhängen.

Man kann also eine Geschichte Europas nach 1989 schreiben, auch wenn das Ende der Entwicklung noch nicht absehbar ist. Andreas Wirsching legt dies überzeugend in seinem Buch vor. Und dies in sehr differenzierter und detaillierter Form. Seine Einlassungen zu „Krise und Konvergenz“, die Erläuterung der europäischen Schuldenkrise bieten so (unter anderem) eine ganz hervorragende und nachdenkenswerte Ursache-Wirkung Darlegung der Schulden- und Vertrauenskrise innerhalb Europas und bietet ebenso fundiert einen Blick nach vorne an, der bar jeder populistischen Formulierungen Möglichkeiten in der Krise aufzeigt. Möglichkeiten, die sich eines „Entweder-Oder“ redlich entziehen und eine differenzierte „Angleichung in der Ungleichheit“ zumindest überzeugend andenken, so dass der Prozess einer „dynamischen Angleichung und fortschreitender Differenzierung“ sich, recht verstanden, nicht ausschließen muss, sondern einen Grundstock für ein dauerhaft in Freiheit vereintes Europa sein kann. Mit allen Mühen und Gefährdungen, die dieser Weg mit sich bringen kann (und wird).

So plädiert Wirsching durchaus (optimistisch) für eine große Chance Europas, auch im Blick auf die diversen (auch ernsten) bereits bewältigten Krisen der letzten 23 Jahre. Zu Recht wird deutlich, dass in diesen letzten 23 Jahren ein „Jahrhundertprojekt“ sich auf den Weg gemacht hat im Zusammenwachsen teils auch intensiv getrennter Nationalstaaten zu einer übernationalen Einheit. Ein Wachsen auf allen gesellschaftlichen Gebieten, politisch, fiskalisch, sozial und kulturell, ein „Wachsen von unten“ vor allem, welches Wirsching konstatiert und darlegt. Eine Integration in politischer Freiheit mit hoher Dynamik.

Sachlich im Stil, fundiert in der Quellenauswertung, überzeugend in der Argumentation, Andreas Wirsching legt eine umfassende Sicht der jüngsten Geschichte Europas vor, spart auch die Säkularisierung und die damit einhergehenden Spannungen mit dem Islam nicht aus und biete so eine solide Grundlage, die Zukunft in den Blick zu nehmen, ohne dass er einfache Schlüsse oder populistische Festlegungen vollzieht. Ein ganz hervorragendes Buch.

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