Rezension zu "Das Sonnenblumenfeld" von Andrej Longo
Dieser 193-seitige Roman von Andrej Longo ist perfekt für warme Sommertage. Er lässt sich schnell verschlingen und ist nicht besonders schwer zu verdauen. Der Autor kreiiert eine Atmosphäre die einen glauben lässt, man würde in der Hitze in Italien im Sommer eine kleine Tragödie erleben. Wobei man es vielleicht nicht Tragödie nennen kann.
Die Protagonisten sind zum einen Lorenzo, der Schusterjunge und Caterina die Tochter einer Familie des Dorfes. Ein bisschen wie in " Romeo und Julia " wird mit dem Klishee einer außergewöhnlichen Jugendliebe gespielt ( Sehr blumig) und auf der anderen Seite wie in "Kabale und Liebe" mit dem Klishee des Standesunterschiedes beziehungsweise, die jeweiligen Aussichten der beiden Liebenden. Lorenzo als einfacher Enkel eines Schusters und viel bescheideneren Lebensverhältnissen muss sich gegen seinen Nebenbuhler Fellone, der der Sohn des reichsten Arbeitgebers der Umgebung ist und dem die Mädchen hinterherschmelzen,durchsetzen. Ausgerechnet dieser möchte natürlich Caterina, die sich lieber für den Tomorraspieler Lorenzo entscheidet. Das ganze endet in einem Fiasko, welches sich aber zum Guten wendet.
Man erfährt nicht viel über die Personen. Nur grob lernt man die Verwandtschaftlichen beziehungen kennen, sodass der Roman schon eher einer Kurzgeschichte anmutet. Die Handlung verläuft sehr geradlinieg mit Höhepunkt zum Ende des Buches, ein Buch für alle Happy-End-Liebhaber. Etwas genauer werden die familiären Verhältnisse von Caterina beleuchtet, die sich schweren Zeiten gegenübersehen. Viele Dinge werden nicht nach Moral oder für die Familie entschieden, da man sich in der wirtschaftlichen Krise über dem Wasser halten muss. Drahtzieher ist hierbei Fellones Vater, der als der Arbeitgeber von Caterinas Vater die Zügel fest im Griff hält und sich in Dinge einmischt, die ihn nichts angehen und unmoralische Angebote unterbreitet bzw. erpresst.
Neben der Haupthandlung verläuft eine Nebenhandlung mit einem einfachen Arbeiter und Professoren als tragende Rollen. Sie mischen zum Höhepunkt hin kräftig mit. Insgesamt werden auf den wenigen Seiten doch viele verschiedene Themen angesprochen und Fragen aufgeworfen, über die man ein Weilchen in der Sonne sinnieren kann. Zum Beispiel Unterdrückung, Familie und wie abhängig man sich von seiner finanziellen Absicherung machen lässt. Ob man sich eher wünscht, dass das eigene Kind glücklich ist aber auch extreme Erziehungsfehler durch Überfluss und das Geld nicht Leben bedeutet. Man könnte es ewig weit spinnen und das Buch gibt einige Denkanstöße.
Alles in Allem war es leider nicht meine Gerschichte. Mir gefällt wie der Autor seine Worte wählt und eine Atmosphäre bildet, die man förmlich spüren kann. Dennoch wirkte es für mich an einigen Stellen zu dick aufgetragen und ich konnte mir nicht wirklich einen Zeitraum für die Handlung vorstellen. Für die heutige Zeit war es zu "mittelalterlich" soll heißen, dass man das Gefühl hatte, dass der Hubschrauber die neueste Erfindung in dem Buch ist. Leider bin ich jedoch noch nie im Süden Italiens gewesen und weiß nicht ob die Dörfer nicht doch noch ein wenig verträumt in ihrer Modernität sind. =D Da es eine sehr knappe Story ist, war es also keine Zeitverschwendung aber leider auch für mich keine Perle der belletristischen Darstellung.