Rezension zu "Die Göttin des Schicksals" von Andrew Blencowe
Was wäre, wenn die Geschichte ab 1940 ganz anders verlaufen wäre und Nazi-Deutschland den Weltkrieg gewonnen hätte? Dieses Gedankenspiel gibt es schon länger. Bereits 1962 erschien der Roman „Das Orakel vom Berge“ von Philip K. Dick, später erfolgreich als „The Man in the High Castle“ verfilmt. Das 1992 veröffentlichte „Vaterland“ von Robert Harris, das ebenfalls verfilmt wurde.
Mit „Die Göttin des Schicksals“ hat Autor Andrew Blencowe nun eine Neuinterpretation dieses Themas abgeliefert und sein Augenmerk darauf gelegt, wie genau Deutschland und Japan den Krieg bereits 1941 erfolgreich gewinnen konnten.
Man muss dem Autor lassen, dass die Hintergrundinformationen sehr gut recherchiert sind. Geschickt verwebt der Autor dabei Realität und Fiktion. Er nimmt uns mit auf geheime Treffen großer Politiker aber auch zu Ränkeschmiedereien deutscher und japanischer Agenten, die tatsächlich so oder so ähnlich stattgefunden haben könnten. Der Nachteil für den Leser: der Roman liest sich stellenweise wie ein trockenes Sachbuch, teilweise gibt es ellenlange Monologe, die nur Zahlen und Fakten beinhalten - konzentriertes Lesen ist gefragt. Lässt man sich darauf ein, erfährt man einige Hintergrundinformationen über das weltweite Wirtschaftssystem, v. a. aber das amerikanische, und warum Amerika bereits nach dem Ersten Weltkrieg so angeschlagen war, dass ein weiterer unausweichlich war.
Aufgelockert wird die trockene Geschichte durch erotische Eskapaden, denn auch „Romeo-Agenten“, bzw. hier vor allem die weibliche Variante sind tagtägliche Praxis der Nachrichtendienste, wie auf Wikipedia nachzulesen ist. Beim Lesen durchblickt man aber schnell den ausgeprägten Fetisch des Autors: hochhakige Riemchenpumps, Seidenstrümpfe, der vollständige Verzicht auf Unterwäsche und steife Nippel, am besten wenn sie an großen Brüsten dran sind. Nicht nur die Männer, nein vor allem die Frauen sind in diesem Buch allzu gerne allzeit bereit und setzen beherzt ihren Körper und ihre Lust für das Vaterland ein.
Ehrlich gesagt fand ich diese Kapitel mit der Zeit wesentlich interessanter und ansprechender als den Rest den Romans, auch wenn er noch so gut recherchiert war. Vielleicht sollte sich der Autor eher auf das Schreiben erotischer Literatur verlagern.