Cover des Buches Young Sherlock Holmes (ISBN: 9783596193011)
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Rezension zu Young Sherlock Holmes von Andrew Lane

Recht unterhaltsam, doch viel zu sehr konstruiert...

von Kaugummiqueen vor 10 Jahren

Rezension

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Kaugummiqueenvor 10 Jahren
Inhalt

Nach den spannenden, aufregenden und gefährlichen Ereignissen vor wenigen Monaten, als der junge Sherlock Holmes die üblen Machenschaften eines finsteren Barons aufdecken konnte und nur knapp mit dem Leben davon kam, ist wieder Ruhe in Holmes Manor eingekehrt und Sherlock widmet sich abermals seinen Studien unter der Leitung seines Lehrers Amyus Crowe. Doch plötzlich taucht Sherlocks Bruder Mycroft auf und berichtet von einem totgeglaubten Auftragskiller, der in England gesichtet wurde, ganz in der Nähe von Holmes Manor. Kein Wunder, dass Sherlock nicht an sich halten kann und zusammen mit Matthew Arnatt nach dem angeblichen Auftragskiller sucht - und ihn findet. Schneller als er denkt steckt Sherlock mitten in seinem nächsten Abenteuer, das noch gefährlicher zu sein scheint als sein letztes und ihn sogar bis in die USA führt...

Meine Meinung

Da ich mir schon im ersten Band einen gewissen Überblick über den Stil des Buches verschaffen konnte, ging ich dementsprechend mit etwas gesetzteren Erwartungen an die Geschichte ran. Nicht, dass ich erwartete, dass das Buch schlecht sein würde, aber es ist nun mal für jüngere Leser (um die 12-14 Jahre) geschrieben worden und das merkt man auch beim Lesen. Die Charaktere haben teilweise einfach nicht die nötige Tiefe und vieles wird haarklein erklärt, was ich meistens nicht nötig gehabt hätte, aber für jüngere Leser ist dies durchaus angebracht und richtig umgesetzt. Insgesamt ist der Schreibstil von Andrew Lane sehr passend für das Buch, da er gut beschreiben kann und es so leicht fällt, sich die gesamte Handlung bildlich vorzustellen.

Das Buch beginnt im tiefsten Dschungel von Borneo und lässt den Leser sehr verwirrt zurück, denn der Prolog wirft viele Fragen auf und erklärt nichts. Das facht natürlich schon die Neugierde an und ich wollte sehr gerne wissen, was es mit dem Prolog auf sich hat und wie die beschriebenen Ereignisse im weiteren Handlungsverlauf eingebaut und aufgelöst werden. Das eigentliche Geschehen in Bezug auf den Auftragskiller wird im ersten Kapitel rasch eingeleitet und kommt schnell in Fahrt. Man erfährt eine Menge interessanter Hintergrundinformationen, die das Allgemeinwissen in US-Amerikanischer Geschichte durchaus erweitern. Somit ist Young Sherlock Holmes nicht nur Unterhaltungsliteratur, man kann sogar ein bisschen etwas über amerikanische Geschichte lernen.

Sherlock gehört zwar zu den gut erzogenen und reichen jungen Knaben, dennoch hat er eine Schwäche fürs Lauschen und Spionieren, wodurch er in allerlei gefährliche Situationen gerät. Zwar ist wichtig, dass Sherlock so etwas macht, damit die Story voran kommt und spannend wird, dennoch hätte ich ihn gerne mal geschüttelt, da er immer wieder die gleichen Fehler macht und immer wieder in Gefahr gerät, weil er lauscht und rumschnüffelt. Die Umstände, wie es dann dazu kommt, dass Sherlock mit Amyus Crowe nach Amerika reist, sind ein wenig unrealistisch und an den Haaren herbei gezogen, aber man erfährt dafür ein wenig über das Reisen mit dem Schiff über den Antlantik.

Obwohl Sherlock zusammen mit Matty und Virginia, der Tochter von Amyus Crowe, von einem Schlamassel ins Nächste schlittert, schafft er es immer recht schnell und mit erstaunlich großer Leichtigkeit, die Probleme und Rätsel zu lösen. Freilich soll Sherlock überaus intelligent sein, aber manchmal waren mir die Lösungen zu schnell und zu weit an den Haaren herbei gezogen, sodass ich es oftmals nicht ganz nachvollziehen konnte. Auch, dass Sherlock es mit Leichtigkeit mit erwachsenen Männern aufnimmt, ist etwas unrealistisch, außerdem steckt er viele schlimme Ereignisse lockerer weg, als ein normaler Mensch das wahrscheinlich tun würde.

Dennoch war das Buch durchweg sehr spannend und unterhaltsam, durch die vielen Geschehnisse und Gefahren, die Sherlock und seine Freunde durchleben, wird das Buch niemals langweilig oder langatmig. Tatsächlich schlägt die Geschichte ein sehr rasches Tempo an und manchmal könnte man vielleicht die Schwierigkeit haben, überall mitzukommen. Nach und nach macht auch der Prolog immer mehr Sinn und man versteht immer mehr von den Machenschaften, in die Sherlock hinein geraten ist. Die Idee hinter dem Ganzen fand ich überaus interessant und der Widersacher in diesem Band war sehr faszinierend, suspekt und auf gewisse Art und Weise auch grotesk. Woher der Autor die Ideen her nimmt, weiß ich nicht, aber ich fand die Beschreibungen von dem Gegner sehr beklemmend und irgendwie auch unangenehm. Aufgrund von Sherlocks Fehlverhalten befindet er sich mit Amyus Crowe und Virginia bald auf einer Verfolgungsjagd, die natürlich gegen Ende des Buches langsam aber sicher dramatische Züge annimmt. Wie zu erwarten gipfelt sich die gesamte vorherige Handlung hin zu einem Showdown, den der junge Protagonist mit Bravour bewältigt. Leider war das Ende doch sehr hochtrabend und übertrieben, besonders wenn man bedenkt, dass Sherlock dies im Alter von vierzehn Jahren alles geschafft haben soll, dennoch war es an sich von der Idee her sehr interessant.

Schon im ersten Band ließen sich zarte Bande erkennen, die sich langsam aber sicher zwischen Sherlock und Virginia knüpften und in diesem Band wird dies auch verstärkt, wobei es diesmal nicht unrealistisch oder übereilt von Statten geht, sondern altersgerecht und schön beschrieben ist. Ob die beiden in den nächsten Bänden sich näher kommen werden bleibt abzuwarten, ich werde, trotz meiner Kritik, die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen.

Fazit

Insgesamt handelt es sich bei dem Buch um eine spannende Fortsetzung, mit aufregenden Verfolgungsjagden, klugen Rätseln und gefälligen Charakteren. Doch auch wenn Sherlock an sich sympathisch ist, ist er mir eine Spur zu klug, zu geschickt, zu talentiert. Auch wenn er der berühmte Sherlock Holmes ist, so soll er in dem Buch doch erst vierzehn Jahre alt sein und dafür kriegt er alles zu leicht hin. Gleichzeitig wiederholt er ständig die gleichen Fehler und bringt durch unüberlegte Handlungen nicht nur sich, sondern auch andere in Gefahr. Außerdem wird mir allgemein alles zu schnell gelöst. Dadurch büßt das Buch im Vergleich zu seinem Vorgänger ein wenig ein und bekommt von mir daher abschließend 3 von 5 Sternen !
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