Dieses Buch ist nicht nur die Biografie von Jean-François Champollion, dem man spät, aber doch das Verdienst zuerkennt, den Code der Hieroglyphen geknackt zu haben.
Wie Autor Andrew Robinson in seinem Nachwort anmerkt, gibt es nur sehr wenig biografisches Material über diesen nicht unumstrittenen Wissenschaftler.
Wer ist er nun der Jean-François Champollion?
Geboren am 23. Dezember 1790 in Figeac und gestorben am 4. März 1832 in Paris, verhindern zunächst einmal die Revolutionswirren einmal eine geregelte Ausbildung. Als die französische Armee 1801 von ihrem Ägyptenfeldzug zurückkehrt, interessiert er sich beinahe fanatisch für Ägypten. Diese Leidenschaft wird ihn sein ganzes, kurzes Leben nicht mehr loslassen.
„Ich möchte diese alte Nation zu einem Gegenstand meiner eingehenden, beständigen Forschung machen. Die Begeisterung, mit der die Beschreibung ihrer unermesslichen Monumente mich antreibt, und die Bewunderung, mit der ihre Stärke und ihr Kenntnisreichtum mich erfüllen, werden ganz gewiss durch die neuen Eindrücke, die ich erhalten werde, noch größer werden. Ich kann Euch versichern, dass von allen Völkern, die ich besonders bewundere, in meinem Herzen kein einziges mir wichtiger sein wird als die Ägypter.“ (aus einem Brief J-F Champollions/1807)
Andrew Robinson entwickelt aus den wenigen Quellen eine interessante Biografie, in deren Mittelpunkt er den dramatischen Wettstreit um die Entzifferung der Hieroglyphen stellt. Es scheint, als ob es hier einen Stellvertreterkrieg zwischen England und Frankreich gäbe, wenn sich Thomas Young und Jean-François Champollion hier „duellieren“. Dabei wäre es für die Wissenschaft opportun, wenn sich die beiden unterschiedlichen Forscher zusammengeschlossen hätten. Beide Entschlüsselungsansätze haben ihr für und wider und beide klingen vielversprechend.
Interessant ist, dass Thomas Young Ägypten niemals bereist hat und die Entschlüsselung quasi am „grünen Tisch“ bewerkstelligt hat, während Jean-François Champollion das Land seiner Träume besucht hat.
Jean-François Champollion hat neben seinen Schriften auch zahlreiche Briefe hinterlassen, die, neben Bildern von Artefakten in Auszügen in diesem Buch abgebildet sind. Das macht die Biografie sehr lebendig. Robinson verweist auf frühere Biografien, die nicht immer nachprüfbare Fakten enthalten, was er auch anmerkt. Diese Biografien sollten immer im Kontext des Entstehungsjahrs betrachtet werden.
Andrew Robinson behandelt in seiner Biografie auch weitere Stationen des Lebens von Champollion. So geht er auf Champollion als Anhänger Napoleons ein, dem er bei seiner Ankunft in Grenoble im März 1815 zujubelt. Diese Verehrung für den gestürzten Kaiser wird ihm Schwierigkeiten einbringen. Am 4. März 1832 stirbt Jean-François Champollion mit nicht einmal 42 Jahren in Paris.
„Ein Mensch ist verstorben: Sein Körper ruht in der Erde. Alle, die mit ihm gelebt haben, haben die Welt verlassen. Aber das Schreiben bewahrt die Erinnerung an ihn auf,Im Mund einer Person, die das Geschriebene vorliest. Ein Buch ist wertvoller als ein gebautes Haus, Wertvoller als die im Westen errichteten Grabanlagen. Es ist schöner als ein wohlgebautes Landhaus, schöner als eine Säule in einem Tempel.“ (Zeilen aus einem ägyptischen Papyrus der 19. Dynastie, um 1190 v. Chr.
Fazit:
Eine anspruchsvolle Biografie eines anspruchsvollen Menschen, der ich gerne 5 Sterne gebe.