Rezension zu "Am dunklen Ende der Nacht" von Andrew Taylor
Hast du Lust auf einen Krimi, der nicht nur Spannung, sondern auch den Charme und die Moralvorstellungen der 50er Jahre in einer englischen Kleinstadt einfängt? Dann schnapp dir „Am dunklen Ende der Nacht“ von Andrew Taylor und tauche ein in die mysteriösen Geschehnisse von Lydmouth.
In Lydmouth brodelt es: Illegale Siedler haben ein altes Militärcamp besetzt und spalten die Meinung der Bewohner. Sind es verzweifelte Menschen, die ein Dach über dem Kopf suchen, oder unpatriotisches Gesindel, das nichts Gutes im Schilde führt? Die Presse wittert eine große Story, besonders der Londoner Journalist Cameron Rowse, der schnell seine Nase in die Angelegenheit steckt – und leider auch in Dinge, die besser verborgen geblieben wären. Kurz darauf wird er ermordet in einem Pub aufgefunden.
Hier kommt Detective Inspector Richard Thornhill ins Spiel. Mit einer Liste voller Verdächtiger beginnt er seine Ermittlungen, unterstützt von der klugen Journalistin Jill Francis. Aber während sie versuchen, den Mord aufzuklären, müssen sie sich auch ihren eigenen Gefühlen stellen. Denn zwischen Richard und Jill knistert es gewaltig, was die Ermittlungen nicht gerade einfacher macht.
Andrew Taylor versteht es meisterhaft, das Flair der 50er Jahre zu vermitteln. Die Beschreibung der Moralvorstellungen und Lebensumstände der damaligen Zeit ist so gelungen, dass man sich fast wie ein Zeitreisender fühlt. Der Kriminalfall selbst ist spannend und durchdacht, auch wenn die Methoden der Ermittler im Vergleich zu heutigen Standards fast schon nostalgisch wirken – Fingerabdrücke und Blutgruppenbestimmungen sind hier das Höchste der Gefühle.
Die Charaktere sind lebendig und vielschichtig. Richard Thornhill ist ein klassischer Ermittler, der trotz seiner beruflichen Pflichten nicht immun gegen die Reize einer intelligenten Frau wie Jill ist. Jill selbst ist eine faszinierende Figur, die ihre eigenen Probleme und Geheimnisse hat, aber dennoch den Mut findet, sich in die gefährlichen Ermittlungen zu stürzen.
Die Beziehung zwischen Richard und Jill verleiht dem Buch eine zusätzliche Tiefe und sorgt für einige sehr menschliche Momente inmitten des Mord- und Intrigenspiels. Manchmal wünscht man sich fast, sie würden einfach ihre Ermittlungen beiseitelegen und ihren Gefühlen nachgeben – aber dann wäre es natürlich kein Krimi mehr.
„Am dunklen Ende der Nacht“ ist kein atemloser Thriller, der dich durch eine hektische Handlung hetzt. Stattdessen bietet es eine gemächlichere, aber nicht minder spannende Lektüre, die dich in die Atmosphäre einer vergangenen Ära entführt und dabei eine gut konstruierte Kriminalgeschichte erzählt.
Fazit: Wenn du auf der Suche nach einem Krimi bist, der sowohl Spannung als auch historische Atmosphäre bietet, dann ist „Am dunklen Ende der Nacht“ genau das Richtige für dich. Nimm dir die Zeit, in die Welt von Lydmouth einzutauchen – du wirst es nicht bereuen.