„Geister weinen nicht“ von Ane Riel hatte mich besonders durch die Protagonistin, die hier im Vordergrund steht neugierig gemacht. Und zwar begleiten wir als Leser hier Elma, die nach dem Tod ihres Mannes alleine im gemeinsamen Haus in einem kleinen dänischen Örtchen wohnt. Mehr und mehr spielt ihr das Gedächtnis Streiche und als Leser ist man sehr nah mit dabei, wie ihr Leben sich langsam verändert, wie Erinnerungen immer wieder aufploppen und man dennoch immer nie so ganz weiß, wie zuverlässig eben diese sind...
Doch so allein und unverstanden Alma wirkt, so knüpft sie doch eine unerwartete Freundschaft mit einem Jungen, der eines Tages mit seinem Hund an ihrem Haus vorbei geht. Diese Freundschaft lässt die Erinnerungen, insbesondere an ihren Mann noch mal ganz präsent werden und auch für uns Leser zeigt sich manches in einem noch mal etwas anderen Licht, das fand ich sehr sehr spannend!
Auch die Freundschaft zwischen Alma und dem Jungen hat mir sehr gefallen, wenn auch ich sagen muss, dass ich im Bezug auf Alma einerseits nah und greifbar bei ihr war, und dann auch irgendwie wieder nicht- vielleicht war das hier mit bedingt durch ihren zunehmenden Gedächtnisverlust, dass man als Leser doch irgendwie auch hin und her gerissen ist.
Insgesamt hat mir das Buch ganz gut gefallen, wenn auch kein Highlight, so muss ich sagen, dass gerade die älteren Charaktere, wie hier eben Alma doch sehr gefallen bzw. immer, vielleicht bedingt durch ihr Alter, ihre Besonderheiten mitbringen.
Wer diese Art von Geschichten mag, dem kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen, einen Blick ist es allemal wert📖🤗
Ane Riel
Lebenslauf
Große Spannung aus einem kleinen dänischen Ort: Ane Riel wurde 1971 in Århus geboren und studierte nach ihrem Schulabschluss 1990 an der dortigen Universität Kunstgeschichte. Bereits ihre Mutter, Mette Brahm Lauritsen, war Schriftstellerin. Heute ist ihre Tochter in ihre Fußstapfen getreten.
Ane Riel veröffentlichte mehrere Kinderbücher, manche davon gemeinsam mit ihrer Mutter, bevor sie 2013 ihren ersten Kriminalroman »Slagteren i Liseleje« vorlegte. Das Buch, das als „Idyl Noir“ bezeichnet wurde, war ein großer Erfolg. Riel wurde dafür mit den größten nordischen Preisen ausgezeichnet, sie gewann den Debütantenpreis der Dänischen Kriminalakademie, den Preis für den besten Kriminalroman Skandinaviens sowie den norwegischen und schwedischen Krimipreis. 2016 erschien unter dem Titel »Blutwurst und Zimtschnecken« auch eine deutsche Übersetzung.
Mit ihren weiteren Büchern setzt Riel ihren Erfolg fort. Bereits ihr zweiter Roman konnte an ihr Krimidebüt anschließen. Für »Harz« wurde Riel mit dem Niels-Preis, dem Harald Mogensen-Preis und den „Glasnøglen“ (dt. „die Glasschlüssel“) ausgezeichnet.
Ane Riel lebt gemeinsam mit ihrem Mann, dem Jazzmusiker Alex Riel, und ihrem Hund Gandhi in Liseleje, einem kleinen Ort im Norden Dänemarks.
Alle Bücher von Ane Riel
Harz
Biest
Blutwurst und Zimtschnecken
Geister weinen nicht
Harz
Neue Rezensionen zu Ane Riel
Geister weinen nicht
Autorin: Ane Riel
Übersetzerin: Julia Gschwilm
Erschienen am: 12. Juni 2024
Bei: btb Verlag
Klappentext:
„Seit dem Tod ihres Mannes lebt Alma allein in ihrem Haus am Ende der Sackgasse eines kleinen dänischen Dorfes. Ihr Gedächtnis lässt sie immer häufiger im Stich, die Gicht plagt sie, sie ist taub, auch die Beine wollen nicht mehr so recht. Doch Abend für Abend zieht sie gewissenhaft ihre gute alte Bornholmer Standuhr auf. Sie weiß: Wenn sie die Uhr eines Abends nicht mehr aufzieht, wird sie am nächsten Morgen auch nicht mehr aufwachen. Bis eines Tages ein Junge mit seinem Hund am Haus vorbeigeht und eine unerwartete Freundschaft beginnt. Der Junge haucht ihr neues Leben ein, Erinnerungen an ihren Mann, den Uhrmacher Otto, kommen ihr in den Sinn: von einem gemeinsamen Tanzabend etwa, aber auch von einem Unglück in seiner Werkstatt, seinem Jähzorn in der Zeit danach. Nur Alma kennt die Wahrheit darüber, was wirklich mit ihm geschehen ist. Leider erinnert sie sich nicht mehr daran...“
Cover:
Es war in vielerlei Hinsicht mein besonderstes Buch im Jahr 2024. Da nimmt sich das Cover nicht raus und präsentiert ein geniales Kammerspiel im wohl unpassendsten und hässlichsten Cover des Jahres.
Zum Inhalt:
Ane Riel hat schon bei „Blutwurst und Zimtschnecken“ auf eine alte Dame als Hauptfigur gesetzt und schuf damit eine Story, die als der beste dänische Krimi des Jahres gefeiert wurde. Auch hier hat die Münchnerin Julia Gschwilm übersetzt. Und man merkt sofort: da ist Gefühl für die feinen Nuancen der skandinavischen Sprachen und ein raffinierter Umgang mit der deutschen Sprache. Da versteht jemand, wie Literatur funktioniert und schafft es gleichzeitig, Lesende gut zu unterhalten.
Ane Riel nimmt nichts vorweg, lässt nicht erahnen, wie sich ihre Geschichte entwickeln wird. Jede Seite ist eine unerwartete Überraschung, meist spannend, manchmal traurig – aber immer unerwartet. Das macht eine Buchbesprechung naturgemäß echt schwer, will man Lesenden noch nichts vorwegnehmen und damit die Freude am Buch ruinieren.
Dennoch möchte ich das Buch wärmstens empfehlen, für Mut werben reinzulesen – trotz des nicht ansprechenden Covers.
Es wartet ungeahnte Tiefe. Innere Konflikte von Alma und Otto sind emotional so unglaublich nah. Die Konzentration auf die wenigen Hauptfiguren schärft den Blick für das Wesentliche, das Vergängliche und das Unvermeidbare. Die intensiven Momente, die sich in diesem begrenzten Raum entwickeln speisen sich auf durch subtile Andeutungen, (innere) Monologe und erinnerte Dialoge. Lesende werden mitgenommen auf eine Reise des Altwerdens und Alt seins. Das mag nun nicht besonders nach Thriller klingen, doch die Charakterentwicklung steht voll und ganz im Fokus. Und diese Charaktere entwickeln sich in ungeahnter Weise. Wunderbar, dass Riel trotzdem an ihrer minimalistischem Erzählweise festhält. Das hat Kraft und befeuert die Spannung noch mehr.
Fazit:
Ein Buch für Alle! Die Empfehlung, um 2024 ausklingen zu lassen mit Spannung, einer sehr guten Story, Nachdenklichem, unerwartet Heiterem und ganz viel schöner Sprache.
Dieser Roman verbirgt in sich eine herzerwärmende und berührende Geschichte von Alma. Die Protagonistin ist alt und sie ist unzuverlässig. Anhand ihrer Erinnerungen bekommt der Leser einen Eindruck von Almas früherem Leben mit ihrem Mann. Die Ehrlichkeit der Erzählung geschieht ohne Verurteilung, obwohl es genügend Gründe dafür gäbe. Die Gegensätze wie alt und jung, Liebe und Hass, Alleinsein und Familie bauen eine Grundlage für diesen Roman. Irgendwie sehr realistisch aber trotzdem magisch erzählt uns die Autorin Almas Geschichte. Was bedeutet es, älter zu werden, zusammen mit deinem Mann und danach alleine.
Von mir eine klare Leseempfehlung
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Zusätzliche Informationen
Ane Riel wurde am 25. September 1971 in Aarhus (Dänemark) geboren.
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