Angela Carter

 3,9 Sterne bei 65 Bewertungen
Autor*in von The Magic Toyshop, The Bloody Chamber and Other Stories und weiteren Büchern.

Alle Bücher von Angela Carter

Cover des Buches Das Buch Eva (ISBN: 9783891512456)

Das Buch Eva

 (2)
Erschienen am 01.11.2002
Cover des Buches Meerkater und Drachenkönig (ISBN: 9783827050038)

Meerkater und Drachenkönig

 (0)
Erschienen am 01.09.2003
Cover des Buches The Magic Toyshop (ISBN: 9781844085231)

The Magic Toyshop

 (10)
Erschienen am 01.05.2008
Cover des Buches Nächte im Zirkus (ISBN: 9783608953596)

Nächte im Zirkus

 (7)
Erschienen am 01.01.1999
Cover des Buches The Bloody Chamber and Other Stories (ISBN: 9780099593881)

The Bloody Chamber and Other Stories

 (8)
Erschienen am 02.10.2014
Cover des Buches Das Haus des Puppenmachers (ISBN: 9783608955316)

Das Haus des Puppenmachers

 (4)
Erschienen am 01.01.1999
Cover des Buches Nights At The Circus (ISBN: 9781409015338)

Nights At The Circus

 (5)
Erschienen am 31.10.2012

Neue Rezensionen zu Angela Carter

Cover des Buches Nächte im Zirkus (ISBN: 9783608953596)
KarenAydins avatar

Rezension zu "Nächte im Zirkus" von Angela Carter

Der Vogel im goldenen Käfig
KarenAydinvor einem Jahr

Angela Carter, Nights at the Circus, 1984 (dt. Ausgabe: Nächte im Zirkus, Klett-Cotta, 1991, 434 Seiten)

 

Wow! Ein märchenhafter, ein wahrhaftig traumartiger Roman, der in der englischen Literatur für viele zum Kanon gehört, auch ins Deutsche übersetzt wurde, aber hier weitgehend unbekannt zu sein scheint. Zu Unrecht, denn der Roman ist etwas ganz Besonderes. Ich habe noch keinen ähnlichen gelesen.

 

Worum geht es? 

 

Es geht in dem Roman um die Luftakrobatin Sophie Fevvers, über 1,90 m groß und grob, blond und – nach eigener Aussage – halb Mensch, halb Vogel mit großen Flügeln, die ihr nach der Geschlechtsreife auf dem Rücken wuchsen. Wir begegnen ihr in der Garderobe nach der Zirkusshow, wo der Journalist Jack Walser sie interviewen möchte. Er zweifelt erst an, dass sie tatsächlich ein Hybridwesen ist, als er sich aber dann in sie verliebt, so dass die Zweifel zunehmend schwinden. Sophie erzählt zunächst ihre Geschichte, von den Anfängen in einem Bordell, über eine Freakshow mit weiblichen Monstern, bis sie schließlich Teil des Circus wurde, dann nimmt sie Jack Walser mit auf die große imperiale Tournee, die sie bis nach Petersburg führt, wo der zweite Teil des Romans spielt und Walser zum Hilfsclown wird. Die Handlung des dritten und letzten Teils ist in Sibirien angesetzt, wo sich ein Gefängnis (ein Panoptikum) für Männermörderinnen befindet.

 

Kritik

Der pikareske Roman war in das Genre „Fantasy“ einsortiert worden (wodurch ich ihn fast übersehen hätte). Ja, das mag vielleicht – je nach Definition – stimmen, ich würde ihn eher als märchenhaft oder surrealistisch bezeichnen, denn er transportiert eine sehr traumartige, bisweilen auch alptraumhafte Stimmung.  Die Handlung ist irgendwie abstrus, aber ihr wohnt gleichzeitig eine Logik inne, so wie es bei einem Traum eben ist. In Madame Schreck’s Freakshow (die eigentlich ein Bordell ist) befindet sich zum Beispiel Sleeping Beauty (Schneewittchen), eine Frau, die als Jugendliche eingeschlafen ist, und die nun ausgestellt wird, aber nichts von ihrer Umgebung mitbekommt. Mignon im zweiten Teil, wächst in einem Waisenhaus auf, bis sie zu einem Mann kommt, der vorgibt, ein Medium zu sein, um mit dem Eltern verstorbener junger Mädchen zu kommunizieren. Als dieses Spiel auffliegt, gerät sie an einen alkoholkranken Trainer von recht menschlichen Affen im Zirkus, der sie täglich schlägt. Was mich sehr fasziniert hat, ist die Sprache, die so sonderbar und märchenhaft ist, dass sie mich elegant durch die Handlung begleitet hat, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin.   

»Wohin sie auch ging, teilten sich die Wasser, drohten Kriege, verfinsterten sich Sonnen, las man in den Zeitungen, daß es Frösche und Schuhe geregnet hatte, und der König von Portugal schenkte ihr ein Springseil aus eiförmigen Perlen, das sie auf die Bank brachte.« Mich erinnert Carters Umgang mit Sprache, gerade in dem Teil, der in St. Petersburg spielt, irgendwie an die Petersburger Hängung von Bildern im Museum. Carter zeichnet so viele Bilder, erfindet so viele groteske, unheimliche, seltsame Figuren, untereinander, nebeneinander, übereinander, dass es eine reine Freude ist, ihr staunend beim Fabulieren zuzuhören. Dieser Roman ist es wert, ihn Zeile für Zeile zu lesen. Und auch mehrfach.

Im dritten Teil, in Sibirien, wird die Geschichte immer spannender, wilder und abstruser. Und es ist dennoch so wie im Traum. Auch wenn da plötzlich ein Sturm aufzieht, alle verschwunden sind, dann eine Hütte mit Tigern auf dem Dach erscheint und man Menschen trifft, die man nie erwartet hätte, ist es im logisch. Und es macht daher einfach Spaß, sich auf den Roman einzulassen. Gerade in diesem dritten Teil werden einige wichtige moralische Fragen angesprochen und diskutiert. Denn wie in einem Traum geht es nicht einfach nur um wild zusammengestellte Szenen, sondern es steckt eine tiefe Symbolik darin.

Mit den ersten weiblichen Figuren, denen der Leser begegnet, klingt schon an, dass Carter neben der makaber-fantastischen Handlung eine zweite Ebene eröffnet, es geht um unterschiedliche Frauen und auch um ihre Ausbeutung (auch von Frauen). Man mag hier historische Analogien sehen, man kann sicherlich den Roman so deuten, dass Carter hier in einer fantastischen Rahmenhandlung einige der Frauen wie z.B. Fevvers als Suffragetten (als New Woman) sieht, die seinerzeit auch als Freaks oder als Monstren gesehen wurden. Und man muss bedenken, dass die Erzählung im Jahr 1899 spielt – ein neues Jahrhundert bricht an.

Die leider viel zu früh verstorbene Autorin Angela Carter kannte ich übrigens durch einige Neuerzählungen von Märchen (ganz klar für Erwachsene), worunter ich die des Blaubart ganz faszinierend finde (Die Sammlung „Bloody Chamber“ ist 1982 im Rowohlt Verlag als „Blaubarts Zimmer“ erschienen). Daher empfehle ich die hier gleich einmal mit.

 

Für wen ist dieser Roman etwas?

Sicherlich für alle, die eine Liebe zum Fantastischen haben, das sich jenseits von Mittelalter, Schattenwelten, Trollen und Elfen abspielt. Für alle, die Spaß am Märchenhaften haben, nicht vor grotesken Szenarien zurückschrecken und die auch für einige vergnügliche Lesestunden auf Logik verzichten können. Für jeden, der auch Spaß an dem Spiel mit Sprache haben. Ach so, und es ist kein Roman für Kinder. Carter ist nicht prüde. Und auch nicht zimperlich.

 

 

Cover des Buches Nächte im Zirkus (ISBN: 9783608953596)
dunkelbuchs avatar

Rezension zu "Nächte im Zirkus" von Angela Carter

Sternstunde der Weltliteratur
dunkelbuchvor 2 Jahren

Ich war (und bin) verwundert, dass dieses Buch im deutschen Sprachraum so unbekannt ist, schließlich gehört es zu den renommiertesten Romanen englischer Sprache der letzten 30 Jahre und das absolut zu recht. Es dauert ein wenig sich einzulesen, die ersten Seiten greifen noch nicht richtig und ich war schon drauf und dran das Buch wieder zur Seite zu legen. Dann aber machte es plötzlich klick und ich war gefangen in der wunderbaren Welt von Angela Carter. 

Für mich eines meiner absoluten Lieblingsbücher; allein der dritte Teil, der gänzlich im unwirtlichen Sibieren spielt, gehört für mich zu den Sternstunden der Weltliteratur. Es bleibt nur zu hoffen, dass Angela Carter auch im deutschen Sprachraum jene Anerkennung zu Teil wird, die sie mit Sicherheit verdient hätte. 

Wer einmal abseits ausgetretener Genrepfaden lesen möchte, sollte sich auf dieses leicht zu lesende und doch so tiefgründige Vergnügen einlassen.

Cover des Buches Fireworks: Angela Carter (ISBN: 9781784872984)
GetReadys avatar

Rezension zu "Fireworks: Angela Carter" von Angela Carter

Japan, Sex, Märchen , Macht
GetReadyvor 2 Jahren

In der  1974 erstmalig veröffentlichen Kurzgeschichtensammlung "Fireworks", verwandelt  Angela Carter teilweise eigenes Erleben aus ihrer Zeit in Japan in poetische meisterhafte kleine Geschichten. Immer sind ihre Grundthemen  Sex, Macht(spiele), Emotionen, Beziehungsgeflechte dabei. Gemischt werden diese, von Japan inspirierten Geschichten mit ihren typisch verstörenden Kunstmärchen. Immer wieder gleiten die Geschichten ins Surreale ab, Symbole spielen eine Rolle,
Der Untertitel des Buches ist "Nine Profane Pieces" . Das lese ich hier eher als unheilig, denn alltäglich/banal, denn die Figuren haben nahezu alles etwas selbstverletzendes an sich. Ich mag diese psychologische Ebene, auch die Sprache hat mich wieder begeistert. Allerdings hat sie mich auch mit meinem Alltagsenglisch an meine Grenzen gebracht. Obwohl ich Mary Shelley etc., ohne Probleme flüssig im Original lesen kann, benutzt Angela Carter so seltene, aber wunderschöne und treffende Worte, die ich nicht kannte und nachschlagen musste.
Kleine Warnung, das Buch enthält eine Geschichte, die man aus heutiger Sicht als rassistisch werten kann. Zumindest ging es mir so. Wobei ich da sehr hin- und hergerissen bin, denn ich verstehe auch, dass Carter nicht abwerten sein wollte, sondern eher auf psychologischer Ebene Archetypen herausarbeiten wollte.
Da ich einfach so großer Fan dieser Autorin bin, gibt es auch dafür keinen Sterneabzug.
Ich freue mich selbst bei Kurzgeschichten mit Makeln so sehr über die große Sprachkunst und die schon damals kontrovers feministischen Grenzüberschreitungen, die auch dem Mainstream des Feminismus nicht gefielen und auch heute sicher nicht gefallen.
 Auch ich habe bei einigen ihrer Positionen gemischte Gefühle, aber ihr libertärer Ansatz, war für mich als junges Mädchen Ende der 70er Jahre zwischen den ganzen deutschen "Schwanz ab" " und "Penetrationssex ist Gewalt"-Feministinnen ein Befreiungsschlag.

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