german review //
kann Spoiler enthalten
Das ist mein zweites Buch über Asexualität und mein erstes auf Englisch zu diesem Thema. Seit über einem Jahr weiß ich, dass ich demisexuell bin, und daher wollte ich gerne ein weiteres Buch über Asexualität lesen - leider ist dieses Buch sehr stark an allosexuelle Menschen gerichtet und dabei argumentativ etwas fehlplatziert.
Das Buch ist nicht besonders lang und durch viele Passagen kommt man ziemlich gut hindurch, allerdings spammt Angela Chen des Öfteren nur so mit Informationen, die vielseitig Asexualität in der Politik, Gesellschaft und anderen Lebensbereichen umfassen. Hierbei muss ich sagen, dass mich insbesondere die Darstellungen von romantischer Anziehung angesprochen haben und ich mich auch darin wiedergefunden habe, wie z.B. der Drang und die Sehnsucht nach freundschaftlicher, inniger Liebe und Nähe, die nichts mit sexuellem Kontakt zu tun hat.
Dennoch sehe ich viele Dinge anders als sie und ich muss auch sagen, dass sich Vieles, was Chen aufgeführt hat, von dem unterscheidet, was ich bereits über das asexuelle Spektrum weiß:
Chen hat ihr Buch in drei Teile eingeteilt. In jedem Kapitel schildert sie mehrere persönliche Geschichten als auch jene von Menschen aus der Ace-Community, die sie getroffen hat. Zu Beginn sagt sie noch, dass die Community und Asexualität nicht für eine Welt steht, sondern für mehrere und dass man ihr nicht ein klares Merkmal zuordnen kann. Es ist ein Spektrum, welches von vielen Individuen gefüllt und geformt wird. Dem stimme ich auf jeden Fall zu, allerdings waren ihre Beispiele und aufgeführten Geschichten so konkret, dass ich zeitweise das Gefühl hatte, dass sie doch klare Merkmale vorgibt. Abgesehen davon finde ich, dass sie Aussagen getätigt hat, die ich als sehr kritisch empfinde, wie z.B. dass Menschen, die eine Einschränkung durch eine Behinderung aufweisen, dadurch asexuell sein können, ebenso wie Menschen, die ein sexuelles Trauma erlitten oder im späteren Alter ihr Interesse an Sex verloren haben. Genau zu solchen Punkten habe ich bereits ein anderes Buch gelesen, welches diese Themen besser aufgreift und im Rahmen der Ace-Community genauer erklärt. Ich werde die Erklärungen hier nicht noch einmal aufführen, doch finde ich es kritisch, diese Beispiele als allgemeine Aussagen zu äußern.
Generell will Chen sich davon loslösen, Asexualität zu labeln und es lieber stattdessen einfach hinzunehmen, ohne konkret darauf einzugehen, wenn oder ob man asexuell ist. Im Verlauf des Buches argumentiert sie allerdings ständig so, als würde sie Ace-Sein doch labeln.
Viele Punkte in dem Buch haben mich leider nicht angesprochen, sondern waren für mich etwas off. Ich denke, da das Buch vor allem für allosexuelle Menschen sein soll, ist es etwas stark auf Einzelfälle fokussiert gewesen. Es handelt sich hierbei jedenfalls nicht um eine gute, verständliche Einführung, sondern beinhaltet viele Themen, die wirr durcheinander geworfen werden, vor allem auch heikle Themen (wie z.B. "rape is not sex").
Von mir leider nur 3 Sterne.