"Gott ist Musik. Das fühlst du in schlechten Zeiten, besonders, wenn du leidest."
Dieses Zitat zu Beginn dieser bewegenden wahren Geschichte, die den Leser sprachlos, traurig, entsetzt, wütend und doch mit leiser Hoffnung erfüllt, können wohl musikalische Menschen noch wesentlich mehr nachvollziehen und bejahen.
Wir begegnen der jungen Judith, 11 Jahre, die schon mit drei Jahren wusste, sie will Geige lernen und spielen, ein wahres Ausnahmetalent und einer sehr musikalischen Familie im Hintergrund. Sie will oft Stücke spielen, für die sie noch zu jung ist und noch zu wenig Technik hat, doch Judith will vor allem die Musik fühlen, die Geschichte, die dahinter steht. So begegnet sie auf Youtube dem jüdischen Geiger Itzhak Perlmann und ist in ihrem Herzen tief bewegt von seinem Spiel, um diese wundervollen Musikstücke spielen zu können, will sie mehr über seine Geschichte und die Geschichte des Holocausts erfahren, für das sie ihre Eltern noch zu jung halten. Doch Judith lässt nicht locker, das hat mich an meine Tochter erinnert, die auch mit 10 Jahren unbedingt die Geschichte von Anne Frank lesen wollte und alles, was damit zusammenhängt. Judith geht als hochbegabtes Kind auf die Musikhochschule und begegnet während ihrer Recherche dem auch hochbegabten Geiger Michael Emge, aus gewissen Gründen ist das nicht sein wahrer Name, und nun geht der Leser auf die Reise in die Vergangenheit und schaut hinter die Kulissen des Films "Schindlers Liste", den ich auch schon mehrfach geschaut habe.
Michael Emge nimmt Judith und ihre Familie mit auf seine Reise in die fürchterlichen Erinnerungen der Vergangenheit, wie er als Kind das Geigenspielen liebte und sie mit viel Herzschmerz im Konzentrationslager zurücklassen musste. Michaels gesamte Familie bis auf einen Onkel wurde im Holocaust ermordet und er hat als einzigster überlebt. Die Erzählungen des alten Mannes beginnen zaghaft und nehmen in verstörender Weise an Intensität zu, besonders als sie eine gemeinsame Reise nach Polen an die Orte der Schrecken unternahmen und auch danach, als Michael versuchte in einem Vergangenheit und seines Ursprungs wieder Fuß zu fassen, doch weder in Polen noch in Israel gelang es ihm. Auch nach dem Krieg war Anfeindungen bis heute ausgesetzt und schließlich lebt er in Deutschland und geht als Zeitzeuge in die Schulen um seine Geschichte zu erzählen.
Es war ein sehr besonderes Erlebnis die Begegnung dieser beiden so unterschiedlichen Menschen zu erleben, die eine jung, der andere alt, die eine priveligiert in Zeiten des Friedens und der andere verfolgt in Zeiten des Krieges, doch beide verbindet ihre Liebe zur Musik und vor allem das wirkliche Verstehen wollen und Fühlen wollen, was den anderen bewegt hat, solch ein Musikstück zu spielen. Diese Begegnung, so schlimm, verstörend und schmerzhaft sie war zu lesen, schenkt auch Hoffnung auf neues Leben.
Sehr lesenswert!












