Spoilergefahr. Macht aber nichts. Versprochen.
Tja, was soll man davon halten? Da bewirbt an sich auf ein Rezensionsexemplar, weil das Cover ein echter Hingucker ist und der Klappentext nicht unspannend klingt und dann das.
Wir starten vor 2000 Jahren. Maria Magdalena und Hannah kommen zum leeren Grabe Jesu und begegnen einem mysteriösem Mann, der sie dazu verdonnert fortan Dämonen zu jagen. Die Damen gründen gemeinsam mit ihren Familien eine Schwesternschaft. 2000 Jahre später leben sie und ihre wenig zahlreichen Nachkommen noch immer. Mittlerweile hat es sie jedoch aus unbekannten Gründen nach Deutschland verschlagen.
In demselben Jahr, in welchem Amerika durch Kolumbus wiederentdeckt wird, werden die Zwillinge Freya und Maria von Magdalena geboren. Hannahs Sohn wiederum bandelt mit Freya an, die unsere Hauptperson Annafried auf die Welt bringt. Er verstirbt und interessiert keinen mehr.
Warum nur die Frauen ewig leben und warum das überhaupt nötig ist, dass sie so lange auf der Welt sind, wird ebenfalls verschwiegen. Klar ist nur, dass man neugierig bleiben muss, denn sonst wünscht man sich nach all den Jahren doch irgendwann zu sterben. So die Familienmitglieder.
In der Gruft des Klosters steht derweil ein alter Sarg, der mit Bannsprüchen umgeben ist. Darin liegt der Dämon Baal in Ketten. Durch Sprengungen in der Nähe des Klosters lockern sich die Bannsprüche, aber die Familie hat keine Zeit, diese zu erneuern, denn Annafried ist noch nicht bereit. Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Davor haben sie es ja auch ohne sie hinbekommen. Drei Wochen später stellt sich dann heraus, dass ein Tollpatsch von Engel einfach mal vergessen hat, die Banne zu erneuern. Äh ja. Aus dem Sarg dringt jedenfalls Qualm und flackerndes blaues Licht und alle haben ein bisschen Angst, dass der Kerl bald ausbrechen könnte.
Annafried, die im restlichen Buch nur noch Anna genannt wird, hat soeben ihre Schulzeit auf einem Eliteinternat beendet. Vom 6. bis zum 19. Lebensjahr wurde sie dorthin abgeschoben und sieht ihre Familie nur in den Ferien. Die geben daheim fröhlich vor Nonnen zu sein und wohnen natürlich in einem Kloster. Annafried hingegen interessiert nicht die Bohne, wer ihr Vater war oder warum die Frauen der Familie: Oma, Mutti, deren Schwiegermutter und Zwillingsschwester allesamt 'Nonnen' sind. Vollkommen unwissend, dass diese Teil einer geheimen Dämonenjäger-Schwesternschaft sind, wächst Anna auf und wundert sich kein bisschen.
Kaum angekommen, erzählt man ihr das erste Mal von dem Familienerbe: Übrigens, wir sind alle steinalt und dieser Herr hier ist der Erzengel Michael und hier sein Sohn Jado, der wird dich ausbilden, weil du wirst jetzt Dämonenjägerin. Wir warten jetzt noch die paar Wochen ab bis du 20 wirst, dann bist du auch unsterblich und deine eigenen Lebenspläne kannste vergessen. Keine Sorge, wenn du deinen Geburtstag dieses Mal wieder nicht erlebst, denn in Wahrheit wirst du ja ständig ohne weitere Empfängnis wiedergeboren, weil es bisher noch nie geklappt hat. Wäre allerdings cool, wenn du es diesmal nicht vermasselst, weil da im Keller was aufwacht. Wenn du dann unsterblich bist, bekommst du aber die Erinnerungen aus allen früheren Leben und dann wirst du uns alle auf einen Schlag noch viel besser kennen als jetzt. Mutti Freya erklärt das Annafried auch nochmal ganz in Ruhe, davon erfährt der Leser jedoch nichts.
Annalein akzeptiert alles relativ klaglos und fordert nicht mal einen Beweis. Michael könnte zwar die Flügel ausfahren und ein bisschen zaubern, aber nö. Das hat er schon seit Jahrhunderten nicht mehr gemacht, weil das die Menschen zu sehr erschreckt. Wahrscheinlich würde es Anna auch zu sehr erschrecken, wenn man ihr ihre gewiss zahllosen Gräber zeigt.
Nun startet das Training für Anna und das hat es wirklich in sich. Ohne Pause radelt sie die Berge hoch und runter, macht Zirkeltraining, rudert über den See und joggt. Beim klettern stürzt sie einmal ab und Jado, der sich total Sorgen macht, schreit sie an. Sie hat dafür absolutes Verständnis, knirscht mit den Zähnen und geht dann in ihr Zimmer heulen, weil Jado so gemein zu ihr war. Hier passt die Gefühlswelt der Personen nicht zu ihren Handlungen. Nach zwei Wochen ununterbrochenen Trainings ist aus der zarten Anna ein kräftiges Persönchen geworden. Jetzt gibt es Judo mit Jado, Waffen und so gefährliche Kampftechniken wie Thai Chi.
Nach einer weiteren Woche schleicht sich eine mysteriöse Frau im Kloster ein. Nur bei Anna und Jado kribbelt es, jedoch nicht bei den erfahrenen Dämonenjägerinnen samt Engel Michael. Anna wird ausgeknockt und liegt erst mal mit einer Gehirnerschütterung 2 Tage flach. Mittlerweile hat es sich rumgesprochen, dass Anna im Kloster ist und viele Halbdämonen, Halbengel und Engeldämonen oder Dämonenengel schließen sich der 'Sache' an. Plötzlich wird der Leser mit 10 neuen Namen bombardiert und schon zieht die Truppe los um einen kleinen spaßigen Auftrag auszuführen. So zwei Tage vor Annas Unsterblichkeit ist das garantiert ein Klacks #nicht. Aus dem Nichts tauchen Dämonen auf und in der Gruppe um Annafried können plötzlich alle kämpfen und Magie anwenden und Anna fällt nach einem Schlag auf den Kopf ins Koma. Sie erwacht aber noch rechtzeitig zu ihrem Geburtstag, eine Zeremonie und Feier finden statt und dann bricht auch endlich die Erde auf.
Ach ihr hattet den in seinem Sarg mit Blaulicht und Tatütata-Tütü tanzenden Baal auf Trockeneis auch schon vergessen? Der Kerl war doch tatsächlich so höflich mit seinem Ausbruch bis jetzt zu warten, wo Annalein unsterblich ist. Nun es sind ja jetzt alle an diesem Ort versammelt und er hat ja noch den Überraschungsmoment auf seiner Seite, also auf zum Showdown! Zu dem es einfach nicht kommt. Wie, was, wo, wer? Ja lieber Leser. Der feige Dämon rennt einfach nur davon und das war es dann auch. Wir bekommen einen zweiten Band angekündigt und ich kann jetzt schon vorhersagen, dass Baal wieder so korrekt sein wird zu warten, bis sich alle Dämonenjäger besser kennen gelernt haben und zu einer starken Einheit zusammengewachsen sind. Soviel Zeit muss sein. Baal will ja würdige Gegner. Also bitte! Die Höllenbrut hat sich nun jedenfalls auf dem Oktoberfest verschanzt und dürfte ziemlich Bierselig sein. Können Dämonen das überhaupt? Selig sein? Wie das weiter geht und ob wir da ohne allzu viele Promille wieder weg kommen, bleibt offen.
Ach ja, ehe ich es vergesse. Ohne Vorwarnung verlieben sich Anna und Jado natürlich ineinander. Die ganze Zeit wird sich nur angezickt und rum geschrieen, wie sehr man seinen Gegenüber hasst, aber immer wenn sie nicht guckt, schaut er sie liebevoll an, guckt dann aber wieder grimmig, wenn sie her sieht. Solche Probleme entstehen immer dann, wenn der Autor mehr weiß und es dem Leser einfach nicht mitteilt. Ebenso auch, warum sie immer in Ohnmacht fällt, wenn sie Dämonen riecht. Oder warum man einer bis vor drei Wochen noch vollkommen ahnungslosen nun die Leitung aller Dämonenjäger übertragen will, ohne auch nur eine einzige Lehrstunde in Dämonologie oder Personalführung...
Ein paar Worte möchte ich noch über den Stil verlieren
Wir bekommen unecht wirkende Dialoge serviert mit Jugendlichen, die sich siezen. Auf fast jeder Seite finden sich entweder verkorkste Satzstellungen, Kommafehler, Tempusfehler und schlechte Rechtschreibung. Eltern und Kinder reden sich mit den Worten Vater, Sohn und heiliger Geist - ach ne, letzteres nicht, dafür jedoch mit Mutti und Tochter an. Personen tauchen auf und verschwinden ziemlich farblos wieder. Die Figuren erhalten keine Tiefe, die Geschichte bleibt flach und ohne jede Spannung.
unkommentierte Zitatesammlung
'Wegen mir sind sie hier? Sie kennen mich doch gar nicht.' Verwundert schaute Anna ihn an, eine leichte Röte der Verlegenheit überzog ihr Gesicht. Jado wurde es bei diesem Anblick etwas eng (in der Hose), sodass auch er eine leichte Hitze im Gesicht verspürte und sich ein paar Schweißtropfen auf der Oberlippe sammelten.
Der Rest der Gruppe folgte ihnen schweigend. Keiner sagte ein Wort, Anna beobachtete sie. Was ist nur mit ihnen los? Man kannte sich bereits ein paar Tage, hatte zusammen trainiert, die Mahlzeiten miteinander verbracht, es müsste doch irgendetwas rüberkommen.
nichtschnellgenug
Bitte bleib liegen du, bist derzeit sehr schwach, nicht dass du hinfällst und dir weh tust.
Er hob sie hoch, 'wie leicht sie ist. Ich habe das Gefühl, als hätte ich ein Leichtgewicht aufgehoben.' Ging es ihm durch den Kopf
Jeder sagt mir, ich soll erst gesund werden, bevor ich mit dem anfange zu trainieren.
Sie schloss sich Luzifer Morgenstern an, der die Hölle begründete.
Schatz, ich bin bei dir, gib mir deine Hand oder harke dich bei mir ein.
Mutti