Mord oder Gerechtigkeit?
von sunlight
Kurzmeinung: Spannend, spannend, spannend - ich habe immer wieder den Atem angehalten!
Rezension
Zum dritten Mal ermittelt Kommissarin Lisa Sanders zwischen Ost- und Nordsee.
Erschlagen am Nord-Ostsee-Kanal; eine Männerleiche tiefgefroren im eisigen Norddeutschen Winter. Wer ist dieser Mann, der so entstellt wurde durch rohe Gewalt? Lisa Sanders Ermittlungen enthüllen eine bestürzende Vergangenheit des Opfers. Carsten Hunold war wegen Mordes und Missbrauchs von zwei kleinen Jungen verurteilt worden, hatte seine langjährige Strafe abgesessen und wurde aufgrund eines neuen europäischen Gerichtsurteils aus der Sicherungsverwahrung entlassen. Wer hasste ihn so? Eine schnelle Falllösung rückt in weite Ferne, als ein weiterer Mord geschieht. Oberstaatsanwalt Thomas von Fehrbach schaltet sich ebenfalls diesen vielschichtigen Fall ein und eine erneute Zusammenarbeit mit Lisa Sanders ist notwendig, trotz der nicht einfachen Beziehung aus den ersten gemeinsamen Ermittlungen.
Die Geschichte wird zeitlich stringent erzählt. Immer mehr Personen rücken nach dem Mord in das Interesse der Mordkommission. Neben den Opferfamilien, den Nachbarn auch eine Gruppe von Neonazis, die sich gegen Sexualtäter lautstark positioniert. Emotionen werden nachfühlbar beschrieben - die Verzweiflung der Eltern, der Zweifel am Rechtsstaat und der Hass auf Kinderschänder. Angelika Svensson versteht es, durch diese emotionalen Schilderungen Fragen zu stellen. Wie geht unsere Gesellschaft mit entlassenen Tätern um? Kann ein Missbrauch und Mord an Kindern verbüßt sein oder gilt ein lebenslänglich? Gefühl und Rechtsstaat stehen sich hier klar gegenüber. Auch die Ermittler haben es hier nicht leicht.
Gefallen hat mir auch das persönliche Empfinden und Befinden der Polizisten und des Staatsanwaltes, denn sie sind ebenfalls Privatmenschen mir ihren ganz persönliche Dramen und Problemen. Sie spiegeln eben auch die Welt neben dem Beruf, so wie sie alle LeserInnen in unterschiedlichen Weisen kennen. Diese Schilderungen halte ich für eine weitere Stärke der Krimis von Angelika Svensson. Die Vielfalt der Privatleben, wie sich manche Personen selbst im Weg stehen und vor allen Dingen, dass sich trotz persönlicher Katastrophen doch immer wieder ein Weg in die Zukunft findet.
Angelika Svensson beschreibt die Eiseskälte des Windes, wie die Nordsee im Sturm tobt und lässt uns mit viel wörtlicher Rede in die Gedanken und Gefühle der Protagonisten eintauchen. Ihr Schreibstil ist sehr flüssig und die Wortwahl präzise, so dass innere Bilder entstehen und eine kuschelige Decke beim Lesen wohltuend ist.
„Wassersarg“ ist nach „Kiellinie“ und „Kielgang“ wieder ein anspruchsvoller Regionalkrimi mit einem aktuellen Thema. Er lässt seine LeserInnen nicht kalt und der Spannungsbogen steigt bis zum sehr überraschenden Ende an.
Ein starker Krimi mit einem starken Thema, das niemanden kalt lässt!