Im Zuge seiner Recherchen für ein Enthüllungsbuch über die Atomindustrie, nimmt der Biologe Jan Berthold an der Tschernobyl Konferenz in Berlin teil. Auf diesem Symposium lernt er den äußerst charismatischen Dozenten Sebastian Felling kennen. Beider Männer sind sich nicht nur äußerlich sehr gleich, sondern teilen ähnliche Ansichten. Für diese zwei Tage sind sie unzertrennlich, bis zum Tag der Abreise. Kurz nach der Verabschiedung wird Sebastian auf offener Straße, durch einen Autounfall getarnt, ermordet. Jan’s Überlebensinstinkt setzt sofort ein und er versteckt sich im Hotel, denn er ist sich sicher, der Anschlag galt ihm. Durch Zufall findet eine Freundin Sebastians den Versteckten. Die Dolmetscherin Rona, eigentlich Veronika Westphal, schleust Jan aus seinem Versteck zu sich nach Hause. Beide können ihr Trauma nur durch die aktive Suche nach den Drahtziehern dieses feigen Anschlags bewältigen. Aber erst einmal tauchen sie unter….auf Hallig Hooge.
Der Ausstieg aus der Stromerzeugung durch Atomkraft, ein viel diskutiertes Thema, nicht nur seit der Katastrophe in Fukushima. Am Beispiel Fukushimas ist mir persönlich aber deutlich die Manipulation der Medien aufgefallen. Lange wurde die Kernschmelze nur befürchtet, nicht bejaht, um die (westliche) Bevölkerung nicht zu verunsichern dabei wusste jeder, der nur über rudimentäre Kenntnisse in der Physik verfügt, das dieser Prozess nicht mehr aufzuhalten ist, sollten die Brennstäbe nicht mehr gekühlt werden. Genau dieser Prozess hatte schon mit dem Tsunami eingesetzt, ein zweites Tschernobyl unvermeidlich.
Folglich war ich sehr gespannt auf diesen Roman. Anika Limbach enttäuscht auch nicht, in Bezug auf ihre Recherchetätigkeit. Die Darstellung der Fakten, die groben Manipulationen und das bewusste Sabotieren von erneuerbaren Energien durch die Atomenergiekonzerne, sind sehr gut herausgearbeitet. Es war mir stellenweise aber noch zu wenig, für mich hätte es ruhig noch detaillierter geschildert werden. Die Unterbringung dieser Tatsachen in die Story ist sehr gut gelungen, wenn ich auch hier sagen muss, mir hat der gewisse Kick gefehlt. Ein bisschen mehr Nervenkitzel. Die Figur des helfenden Polizisten Yavuz ist mir ein wenig zu weich gezeichnet. Er erschien mir von Anfang an zu nett und hilfsbereit. Ich empfand es als wenig glaubwürdig. Sehr gut gefallen hat mir aber die Wahl des Rückzugsortes der Beiden Flüchtenden. Dafür eine Hallig zu wählen, ist sehr kreativ und nicht nur das, die Autorin lässt durch ihre Beschreibungen die einzigartige Flora und Fauna des Wattenmeeres fühlbar werden.
Alles in allem kein Verschwörungsthriller, sondern ein Roman der durch seine aktuelle Brisanz lebt.