Anita Brookner

 4,2 Sterne bei 89 Bewertungen
Autorin von Hotel du Lac, Ein Start ins Leben und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Besitzerin des britischen Verdienstordens und Herrin der Düsternis: Die britische Schriftstellerin und Kunsthistorikerin mit polnischen Wurzeln wurde 1928 in London geboren. Ihre Eltern Newson Bruckner und Maud Schiska flohen vor den Pogromen nach London und begannen dort ein neues Leben. Nach ihrem Schulabschluss am James Allen's Girls' School in Dulwich, studierte Anita Brookner Kunstgeschichte am King’s College London, aber promovierte an Courtauld Institute of Art der Universität London. Sie lehrte mehrere Jahre an verschiedenen Universitäten die französische Kunst des 18. und 19. Jahrhundert. Als erste Frau hatte sie die Slade-Professur der schönen Künste an der University of Cambridge im Jahre 1967 inne. Sie veröffentlichte mehrere Biografien zu Künstlern, wie zum Beispiel zu Jean-Auguste-Dominique Ingres, Antoine Watteau, Jean-Baptiste Greuze und Jacques-Louis David. Ihre schriftstellerische Karriere begann zwar mit ihrem Debütroman "A Start in Life", aber ihr bekanntestes Werk ist "Hotel du Lac", welches sie 1984 veröffentlichte und für ihr Werk mit dem renommierten Booker Prize ausgezeichnet wurde. Die Autorin verfasste viele weitere Romane und lebte bis zu ihrem Tode am 10. März 2016 in London.

Alle Bücher von Anita Brookner

Cover des Buches Hotel du Lac (ISBN: 9783961611072)

Hotel du Lac

 (36)
Erschienen am 31.05.2021
Cover des Buches Ein Start ins Leben (ISBN: 9783961610716)

Ein Start ins Leben

 (23)
Erschienen am 27.09.2019
Cover des Buches Seht mich an (ISBN: 9783961611539)

Seht mich an

 (17)
Erschienen am 23.02.2023
Cover des Buches Eine Mesalliance (ISBN: 9783961611188)

Eine Mesalliance

 (6)
Erschienen am 01.11.2021
Cover des Buches Eine Mesalliance (ISBN: 9783961611447)

Eine Mesalliance

 (0)
Erscheint am 29.08.2024
Cover des Buches Kurzes Leben (ISBN: 9783423121712)

Kurzes Leben

 (0)
Erschienen am 01.05.1996
Cover des Buches Hotel du Lac (English Edition) (ISBN: 9780141935850)

Hotel du Lac (English Edition)

 (2)
Erschienen am 27.05.1999
Cover des Buches Hotel du Lac (ISBN: 9783423113656)

Hotel du Lac

 (2)
Erschienen am 29.09.2016

Videos zum Autor

Neue Rezensionen zu Anita Brookner

Cover des Buches Seht mich an (ISBN: 9783961611539)
Giselas Lesehimmels avatar

Rezension zu "Seht mich an" von Anita Brookner

Eine traurige Geschichte, in einer wunderschönen Sprache erzählt
Giselas Lesehimmelvor 9 Monaten

Meine Meinung: 

Eine traurige Geschichte, in einer wunderschönen Sprache erzählt 

Als ich die Geschichte beendet habe war ich richtig traurig. Zudem hat sich mir die Frage gestellt, wie ich meine Eindrücke in Worte fassen kann. Kann ich diesem literarischen Meisterwerk mit meinen Worten gerecht werden? Schaffe ich es, die Gefühle zu transportieren, die eine einsame Frau in mir ausgelöst hat? Eigentlich müsste ich jetzt nur das Nachwort von Daniel Schreiber wiedergeben. Er hat alles so phänomenal in Worte verpackt. Beim Lesen hatte ich durchgehend zustimmend mit dem Kopf genickt. Dennoch! Ich versuche es mal.

Frances Hilton ist eine Frau, die es sich nicht erlaubt ihre wahren Gefühle zu zeigen. Ihre Eltern leben nicht mehr. Sie lebt in einer Wohnung, die fast schon einem Museum gleicht. In einer medizinischen Bibliothek verdient sie sich Geld, welches sie nicht nötig zu haben scheint. Sie ist vermögend und gleichzeitig bescheiden. Ihr soziales Leben beschränkt sich auf das Sonntagsessen bei einer Kollegin und deren Familie. Man hegt die Hoffnung, dass sie den Sohn der Familie heiraten wird. Doch Frances ist in Liebesdingen traumatisiert. Leider erzählt sie nicht wieso. Ich habe beim Lesen immer gehofft mehr darüber zu erfahren. Sie lernt in der Bibliothek einen Mediziner und seine kapriziöse Frau näher kennen. Zu dritt unternehmen sie sehr viel. Ich konnte das Ehepaar von Anfang an nicht leiden. Meiner Meinung nach haben sie Frances wie ein Versuchsobjekt behandelt, das ihnen ihre gepflegte Langeweile nehmen soll. Die Gefühle der einsamen Frau haben sie nicht im Mindesten interessiert. Die Oberflächlichkeit der Beiden ist einfach nur grenzenlos. Von Empathie konnte ich nichts spüren. Als James mit ins Spiel kommt, habe ich große Hoffnung für Frances gehegt. Leider ging diese Beziehung einen Weg, der mehr als ungesund war  ... Am liebsten wäre ich zwischen die Seiten gekrochen um Frances kräftig zu schütteln. Warum hat sie nicht einmal mit der Faust kräftig auf den Tisch geschlagen und gebrüllt: >>Nicht mit mir! Sucht euch jemand anderes für eure Minderwertikeitskomplexe. Mischt euch nicht auf so penetrante Weise in mein Leben ein. Ihr seid keine Freunde. Ihr seid Parasiten!<< Nein, so erwas hätte Frances nie gesagt. Sie hat gelächelt, wenn ihr zum Weinen war. Sie hat regelmäßig eine ehemalige alte Kollegin besucht, die sie nicht leiden konnte. Wollte Autorin werden, dann wieder nicht. Sie hat jedoch bei allen Geschehnissen gedanklich einen Roman geschrieben. Alles und jeden beobachtet. Selbst sich selbst immer genau beobachtet. Jedes Lächeln und jede eigene Reaktion. Sie wollte sich keine Gefühle in der Liebe erlauben. Was nur ist damals passiert. Das, über das sie nicht mal mit uns Lesern sprechen kann/möchte. Toxische Freundschaften beherrschen ihr Leben. Aus jedem Wort spricht ihre grenzenlose Einsamkeit. Sie ist stolz auf ihre Fassade, die sie hoch erhobenen Hauptes trägt. Und genau die trägt zu ihrer sozialen Isolation bei. Ihrer alten Haushälterin kündigt sie nicht, um dieser nicht weh zu tun. Diese Frau ist so gefangen in ihrem falschen Denken, dass es beim Lesen so richtig weh tut. Das Ende ist furchtbar traurig.

Fazit:

Die britische Autorin Anita Brookner hat ein Meisterwerk hinterlassen, welches nach dem Lesen noch lange nicht beendet ist. Man möchte wissen, ob Frances wirklich ihre Geschichte aufgeschrieben hat. Mein Kopfkino hält sämtliche Enden bereit. Ein großes Dankeschön von mir, für dieses wunderbare Buch. 

Cover des Buches Seht mich an (ISBN: 9783961611539)
lesehorizonts avatar

Rezension zu "Seht mich an" von Anita Brookner

Von dem, was man nicht kaufen kann
lesehorizontvor einem Jahr

Anita Brookner schrieb zuvor bereits zwei Dutzend Romane, von denen sich viele um das Thema Einsamkeit drehen. Für mich war "Seht mich an" das erste Werk, das ich von der Autorin las. Es scheint eine Geschichte mit starken autobiografischen Zügen zu sein. Wie die Autorin selbst, ist auch die Protagonstin dieses Romans eine Person mit Migrationshintergrund. Es ist davon auszugehen, dass das Thema der Anerkennung, das für den Roman zentral ist auch für die Autorin etwas war, nach dem sie sich regelrecht verzehrt hat. Brookner hat sich ihre Einsamkeit und den Durst nach Anerkennung quasi von der Seele geschrieben - immer und immer wieder in unzähligen Geschichten. Es zeigt, wie belastend es sein kann, wenn einem etwas verwehrt bleibt, das man sehr begehrt. Brookner hat Zuflucht im Schreiben gesucht. Die Literatur war ihre Medizin.

Im Mittelpunkt des vorliegenden Romans steht Frances Hinton, eine Mitzwanzigerin, die in der medizischen Abteilung einer Bibliothek arbeitet und tagtäglich von vereinsamten Menschen umgeben ist, die irgendwie vom Leben vergessen wurden. Sie lebt nach dem Tod ihrer Mutter in einer museal eingerichteten, großräumigen Wohnung  - gemeinsam mit der langjährigen Haushälterin, der sie die Treue hält. Frances ist einsam und leidet unter ihrer Unsichtbarkeit. Sie wird nicht gesehen. So erträumt sie sich ein anderes Leben und sucht Zuflucht im Schreiben, das für sie einer Art Therapie gleichkommt. Eines Tages lernt sie im Arbeitskontext das Paar Nick und Alix kennen, zu dem sie sich magisch hingezogen fühlt. Sie scheinen genau das Leben zu führen, nach dem sie sich selbst so sehr verzehrt. Als sie bei ihnen Anschluss findet, gesellige Abende mit ihnen verbringen und ihre gesellschaftlichen Kreise eingeführt wird, glaubt sie zunächst alles gefunden zu haben, wonach sie sich je gesehnt hat. Andererseits bröckelt die Fassade schnell. Frances ist reflektiert genug, zu erkennen, dass sie dennoch nicht dazu gehört: Anerkennung kann man eben nicht kaufen. Sie zahlt einen hohen Preis für die ersehnte Gesellschaft des Paares - nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch in seelischer. Dies wird noch deutlicher, als James als Dritter im Bunde zur illustren Runde hinzustößt. Eine Romanze, die im Anfangsstadium vielleicht noch möglich erscheint, ist zum Scheitern verurteilt - auch da Alix im Hintergrund die Fäden entsprechend zieht. Frances zieht sich zurück und sucht wieder Zuflucht im Schreiben, dass sie zwischenzeitlich hoffnungsfroh aufgegeben hatte, im Glauben, von Alix und Nick zumindest nun endlich gesehen zu werden.

Brookner beherrscht die Kunst des Schreibens. In eindringlicher und prägnanter Sprache zeichnet sie ein Psychogramm einer einsamen Frau, die davon träumt, gesehen zu werden. Die Einsamkeit seziert sie förmlich, so dass diese fast schon auf mich übergriff und deutlich zu spüren war. Das muss man als AutorIn erst einmal schaffen. In sprachlicher und stilistischer Hinsicht habe ich nichts zu bemängeln. In inhaltlicher Hinsicht dreht sich alles um Frances, die permanent unter ihrer Einsamkeit Leidende, die den Ausgang aus ihrem tristen Leben nicht findet und ausgerechnet dort Heilung sucht, wo dies völlig aussichtslos ist. Ihre Faszination für Nick und insbesondere Alix, die quasi das Gegenmodell des Lebens repräsentieren, das sie selbst führt, ist mir zumindest teilweise ein Rätsel geblieben. Es zeichnet sich ja bereits früh ab, dass Frances von ihnen ausgenutzt wird, die Bekanntschaft ihr nicht gut tut. Dass sie von Alix ausgerechnet bei dem Namen gerufen wird, den sie so sehr verabschaut - Fanny - ist hierfür nur ein Indiz neben vielen anderen. Tatsächlich erkennt Frances dies alles, ist aber doch außerstande, sich zu befreien. Es scheint, dass sie mit aller Kraft und um jeden Preis versucht an dem festzuhalten , was ihr letztlich nicht gut tut. Das war für mich als Leserin mitunter schwer auszuhalten. Letztlich ist es aber vielleicht auch ein realistisches Bild von Personen, die permanent verkannt werden, unsichtbar bleiben und so aus der Welt herausfallen. Ihnen bleibt am Ende als allerletzter Hoffnungsschimmer nicht ganz der Vergessenheit anheim zu fallen wohl nur, ihre Geschichte aufzuschreiben: Seht mich an! Bitte!!!

Ein lesenswertes Buch, das ich gerne weiter empfehle. 


Cover des Buches Seht mich an (ISBN: 9783961611539)
Farasts avatar

Rezension zu "Seht mich an" von Anita Brookner

Schonungslose und erschütternde Erzählung über eine einsame Frau.
Farastvor einem Jahr

Über die Autorin:

ANITA BROOKNER, 1928 in London geboren, studierte Kunstgeschichte am King’s College und absolvierte ein postgraduales Studium an der Universität von Paris. Brookner wurde Expertin für französische Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts und übernahm 1967 als erste Frau die Slade-Professur der Schönen Künste in Cambridge. 1981 erschien ihr literarisches Debüt Ein Start ins Leben. Ihr Roman Hotel du Lac wurde 1984 mit dem Booker Prize ausgezeichnet. Obwohl Anita Brookner erst in ihren Fünfzigern literarisch zu schreiben begann, verfasste sie bis zu ihrem Tod 2016 in London insgesamt 24 Romane. Sie gilt als meisterhafte Stilistin. (Quelle: Verlag)

 

Übersetzung:

Herbert Schlüter 


Erster Satz:

Sobald eine Geschichte bekannt geworden ist, kann sie nie wieder unbekannt werden. 

 

Mein Eindruck:

Frances Hilton ist jung, gebildet und vermögend. Nach dem Tod ihrer Mutter lebt sie mit deren früheren Haushälterin Nancy in dem geerbten Appartement zusammen. Frances arbeitet als Bibliothekarin und führt ein äußerst zurückgezogenes Leben. Sie pflegt gerade mal mehr oder weniger den Kontakt zu ihren Kollegen.  

Frances ist unglaublich einsam. Sie wünscht sich im Grunde nur eines, endlich gesehen zu werden, Freunde zu haben. So freut sie sich unendlich als sich das glamouröse Paar Nick und Alix ihr zuwendet. Sie bekommt das Gefühl „gesehen zu werden“. Und bemerkt zunächst nicht, dass es den Beiden nur um eines geht, um sich selbst. Alix stammt aus einer mittlerweile verarmten Familie und lebt immer noch in ihrer Erinnerung an vergangenen Zeiten. Frances ist gut genug als ihr persönliches Amüsement, darf nach deren Pfeife tanzen und gerne auch die Rechnungen von Restaurantbesuchen begleichen. Als sich noch James zu ihnen gesellt, erhofft sich Frances ein kleines Stück persönlichen Glücks mit ihm. Ab da wendet sich das Blatt. Frances ist klug genug, um sich selbst und die Handlung der anderen zu reflektieren. Es tut schmerzhaft weh das alles zu lesen. 

Anita Brookner durchleuchtet jedes Gefühl, jede Handlung von Frances. Nichts bleibt verborgen. Ein grandioser Roman, der mir fast den Atem genommen hatte und mich sprachlos zurückließ. Ich hatte Mitleid mit der Protagonistin, hätte sie am liebsten selbst in die Arme genommen und ihr gesagt, dass ich sie sehe. Es gab Szenen in dem Roman, die ich wohl nie vergessen werde. Zum Beispiel das Weihnachtsessen und der Spaziergang zurück nach Hause. Brookner verfügt über eine klare und äußerst präzise Sprache, die einem als Leser durchrüttelt. Ein großartiges Buch, das mir ausgezeichnet gut gefallen hatte. Für mich eines meiner Jahreshighlights. Eine Leseempfehlung für entsprechend Interessierten. 

Daniel Schreiber hat ein sehr feines Nachwort geschrieben, das ich an dieser Stelle auch empfehlen möchte. 

Gespräche aus der Community

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Zusätzliche Informationen

Anita Brookner wurde am 16. Juli 1928 in London (Großbritannien) geboren.

Community-Statistik

in 115 Bibliotheken

auf 21 Merkzettel

von 4 Leser*innen aktuell gelesen

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