Alma Meester, ihr Mann Linc und die beiden Kinder Iris und Sander sind eine ganz normale, glückliche Familie. Bis zu dem Tag, als der elfjährige Sander zusammen mit einem Freund während eines Ferienlagers spurlos verschwindet. Der andere Junge wird kurz darauf tot aufgefunden, doch Sander bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Sechs Jahre später meldet sich ein junger Mann bei einer deutschen Polizeistation. Er sei der verschwundene Sander Meester. Die Familie ist überglücklich, doch nach und nach kommen der Mutter Zweifel. Ist der Junge wirklich ihr Sohn? Und was ist in der Nacht damals tatsächlich passiert?

Die Kurzbeschreibung klang bereits sehr mysteriös und lies auf einen hintergründigen Psychothriller schließen. Gott sei Dank haben sich meine Erwartungen bestätigt. Dieser Roman ist schlichtweg brillant…..und anders.

Mit dem Verschwinden des kleinen Sander bricht für die Familie Meester eine Welt zusammen. Die Mutter widmet sich seitdem fast ausschließlich der Suche nach ihrem Jungen und bringt den Fall immer wieder den Medien nahe, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Sie will auf keinen Fall, dass Sander einfach vergessen wird. Der Vater dagegen rutscht in eine Depression und ist seiner Familie keinerlei Hilfe mehr. Die Ehe zerbricht daran….

Nach sechs langen Jahren taucht Sander allerdings wieder auf. Wie groß ist die Freude innerhalb der Familie…… Oder vielleicht doch nicht? Sowohl die Tochter als auch deren Exfreund stehen dem Neuankömmling skeptisch gegenüber. Sander selbst will über die vergangenen Jahre nicht sprechen und bewegt sich sehr distanziert im Kreise seiner Familie. Aber auch die Tochter verhält sich zunehmend merkwürdiger. Die familiäre Situation wird immer spannungsgeladener….und bald merkt auch die Mutter, dass hier etwas so gar nicht stimmt….

„Anders“ hat mich völlig überrascht und zwar im positiven Sinne.

Die Autorin hat mit diesem Buch ein absolutes Glanzstück abgeliefert. Wie aus einem Guss wirkt die Geschichte….versteht die Autorin doch meisterhaft, den familiär-tragischen Handlungsverlauf mit vielen subtilen Spannungsmomenten zu spicken.

Die Grundstimmung des Romans ist dabei durchweg düster und unheilvoll. Dadurch wirkt die Geschichte aber auch besonders stimmig, denn genau das vermittelt dieses Buch: Das Böse lauert überall!

Großer Augenmerk wurde auch auf die Ausarbeitung der einzelnen Charaktere gelegt. Vor allem die Familienmitglieder erhielten eine deutliche und facettenreiche Beschreibung. In dieser Familie gibt es kein -weiß und kein schwarz-. „Die Charaktere schillern in allen erdenklichen Grautönen“ .

In kurzen Kapiteln werden zudem verschiedene Episoden aus der Zeit vor dem Verschwinden von Sander erzählt. Diese Rückblenden werfen schon früh einige Fragen beim Leser auf, die stutzig machen, aber dennoch in keinster Weise die tatsächliche Auflösung des Ganzen erahnen lässt. Im Gegenteil….für mich kam es tatsächlich „knüppeldick“. Besonders ein Satz hat mir beinahe die Haare zu Berge stehen lassen….näher möchte ich jedoch nicht darauf eingehen. Dieses Erlebnis will ich keinem Leser vorenthalten…. ;)

Fazit:

„Anders“ ist wirklich ein etwas „anderer“ Thriller, den ich förmlich verschlungen habe und nun mit ruhigem Gewissen wärmstens weiterempfehlen kann. Wer Spannungsromane mit mehrdeutigen Geheimnissen und einer gehörigen Portion Boshaftigkeit liebt, ist hier gut beraten. Also ran an den Speck und rein ins Lesevergnügen…..