Rezension
Ein Buch, das mir unheimlich gut gefallen hat und das ich in zwei Tagen regelrecht inhaliert habe!
Abwechselnd in Vergangenheit und Gegenwart erzählt die Autorin die Geschichte der Familie Groen. Die einzelnen Handlungsstränge beginnen in den letzten Jahren des 2. Weltkrieges und Enden in der Gegenwart im Jahr 2012. Da sich die Geschehnisse fast ausschließlich auf dem Gebiet der ehemaligen DDR abspielen, nimmt die Geschichte des Staates einen wichtigen Platz in der Handlung ein. Gründung und Aufbau nach dem Krieg, die Idee einer gleichen und gerechten Gesellschaft, die Entstehung der Staatssicherheit, Republikflucht und die Inhaftierung "nicht passender" Bürger sind u.a. Thema. Diese Dinge lässt die Autorin immer wieder in ihre Erzählung einfließen ohne den Lesefluss zu unterbrechen. Ihr Erzählstil ist sehr angenehm. Flüssig, mitreißend, unterhaltsam, einfühlsam und natürlich auch spannend.
Als Leser kann man sich ab einem bestimmten Punkt bereits denken, wie die Verwandtschaftverhältnisse der einzelnen Personen untereinander letztlich aussehen werden. Aber nicht alles ist sofort offensichtlich. Die Puzzleteile werden nach und nach zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Was mir persönlich aber am besten an "Kranichland" gefallen hat, ist der emotionale Zwiespalt, in den man gerät, sobald man sich die Handlung der einzelnen Figuren versucht im eigenen Leben vorzustellen. Wie würde man reagieren, wie handeln? Vor allem vor dem Hintergrund, wenn die getroffene Entscheidung Auswirkungen auf die gesamte Familie hat.
Es fällt leicht, aus heutiger Sicht vieles sehr schnell zu be- und auch zu verurteilen. Aber den von der Autorin geschilderten Zwiespalt - ich möchte zu keiner Zeit in einem solchen stecken.