Cover des Buches Monstratorem (ISBN: 9783845926544)
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Rezension zu Monstratorem von Anja Gust

Ein etwas anderer Krimi

von mabuerele vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein etwas anderer Krimi mit philosophischen Einschlag!

Rezension

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mabuerelevor 6 Jahren

"...Unauffälligkeit ist in diesem Gewerbe die Mutter des Erfolges. Immer die Unscheinbarsten sind am effektivsten, da ihnen der geringste Widerstand entgegenschlägt..."


In Italien treffen sich zwei Männer: Diethard Säuberling und Baron von Billow. Die Sicherheit des Syndikats ist gefährdet. Es wurden fünf Schlüssel gestohlen und in verschiedenen Gartenzwergen untergebracht. Die wurden allerdings erneut gestohlen und bei ebay verkauft. Diethard will seinen besten Mann auf die Sache ansetzen. Es ist Tom Enders. Diethard ahnt nicht, dass er selbst auf der Abschussliste des Barons steht.

Sina Brodersen lebt allein auf ihren Bauernhof. Volker, ein Nachbar, bringt ihr ab und an aus Auktionen Gartenzwerge, die sie aufarbeitet und dann verkauft.

Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Das Besondere daran ist, dass er außer dem eine Liebesgeschichte beinhaltet. Das zeigt aber erst relativ spät im Verlauf der Handlung.

Der Schriftstil des Buches bedarf eines aufmerksamen Lesens. Er ist sehr vielschichtig.

Anfangs werden die handelnden Personen ausführlich vorgestellt. Dazu gehören neben Sina und Tom der Bauer Peter Reimers mit seiner Familie. Letzterer hat auf digitale Landwirtschaft umgestellt und ist vom Freund seiner Tochter alles andere als begeistert. Dabei ahnt er nicht, dass er zum Spielball eines italienischen Mafiaclans werden wird. Alle Protagonisten, selbst die Nebenrollen, werden in ihr persönliches Umfeld eingebettet. Ich erfahre einiges mehr aus ihrem Leben, wie für die eigentliche Handlug notwendig ist. Dadurch lässt allerdings ihr Tun besser einschätzen.

Sehr detailliert wird das Vorgehen vom Tom Enders beschrieben. Warum er gerade diesen unauffälligen Namen tragt, begründet Diethard gegenüber dem Baron so, wie es im Eingangszitat steht.

Tom Enders agiert als exzellenter Beobachter, eiskalter Mörder und gewiefter Erpresser. Er scheint keinerlei Emotionen zu haben, über keine Empathie zu verfügen und nur seinem Auftrag bedingungslos verpflichtet zu sein. Dann aber trifft er auf Sina. Die junge Frau durchschaut ihn und weiß, worauf er es abgesehen hat. Doch beide begreifen schnell, dass die Welt nicht nur weiß oder schwarz ist und das Gefühle ganz eigene Farben entwickeln.

An passenden Stelle wird die Lebensgeschichte der beiden Protagonisten bis zu ihrem Treffen eingefügt.

Sehr gut wird wiedergegeben, dass man sich in der Welt des Verbrechen nicht einmal gegenseitig traut. Bespitzelungen sind an der Tagesordnung. Jeder wird überwacht.

Das Buch hat aber eine weitere Facette, die man mögen kann oder nicht. Für mich haben die philosophischen Diskussionen sowohl von Inhalt als auch von der Einbindung zur Geschichte gepasst. Sie heben das Buch aus der Vielzahl der Krimis heraus. Eines der Höhepunkte ist das erste Gespräch zwischen Sina und Tom. Dort geht es außerdem um kunsthistorische Abhandlungen. Dabei steht der Inhalt des Covers im Mittelpunkt.

Aus einem späteren Dialog stammt das folgende Wort von Sina.


"...Doch Rache ist niemals gerecht, sondern nichts weiter als einem blinden Gefühl folgende Willkür. Das kann nicht richtig und schon gar nicht gerecht sein..Es gleicht einer Kapitulation vor der Ungerechtigkeit..."


Zwischen Gewalt und Mord finden sich immer wieder kurze Absätze mit romantischer Naturbeschreibung. Damit wird ein Gegensatz aufgebaut, der sich durch das gesamte Buch zieht. Während der Mensch die nächste Gewalttat plant, wirkt die Natur gleichbleibend in ihrer Harmonie und Schönheit.


„...Vereinzelt ragten Birkensprösslinge aus dem seichten Wasser empor. Hier zeigte die Natur ihre weiche Seite. Verspielt erhob sich ein Rauschen durch Äste und Blätter einer Trauerweide, als der Wind es strich...“


Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Einen Stern habe ich abgezogen, weil mir bis zum Schluss nicht klar war, was es eigentlich mit dem Schlüssel auf sich hatte und warum er am Ende plötzlich nicht mehr wichtig war.

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