Cover des Buches Linkslesestärke oder Die Sache mit den Borten und Wuchstaben (ISBN: 9783570163399)
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Rezension zu Linkslesestärke oder Die Sache mit den Borten und Wuchstaben von Anja Janotta

Die Tücken des Lebens oder wie findet man eine Freundin?

von AnneMayaJannika vor 10 Jahren

Kurzmeinung: hart, realistisch und gerade deshalb ist Mira so wunderbar!

Rezension

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AnneMayaJannikavor 10 Jahren

Zum Buch

Mira Kurz ist in der dritten Klasse und hat eine Rechtschreibschwäche. Sie verdreht die Buchstaben im Wort, so das da plötzlich was ganz anderes steht. Sie sagt selbst, dass ihre Aufsätze und Diktate ein blutrotes Gemetzel ist. Aber sie übt. Mit Mama, mit Oma. Aber manchmal hilft das nicht. Außerdem kann sie sich keine Namen merken, sie ist glücklich ihren eigenen zu kennen, der ist aber auch kurz genug, aber selbst mit dem kann man Buchstaben drehen spielen.

Ihr einziger und bester Freund heißt Felix und geht in ihre Klasse, aber auch von dem kann sie sich den Namen kaum merken. Er ist ihr längster Freund, weil sie ihn am längsten kennt. Und so bekommen bei ihr alle im Grunde einen Spitznamen aus Adjektiven oder Verben, um sie auseinander zu halten. Da haben wir die wiehernde Lehrerin (Frau Wienert, die auch noch wiehernd lacht), die Schüchterne (Shirin), die Fiese (Fiona), die Anstreberin (Annemarie), die Schreihälse (Bayern-Mario und Bayern-Thomas - wozu Trikots nicht alles gut sind) und die neue beste Freundin (Svenja). Die ist aber noch nicht die beste Freundin, um die muss noch geworben werden und da ist Mira nicht allein, denn auch die Fiese will sie als Freundin. Und Svenja ist viel zu schüchtern, um für sich selbst einzustehen.

Und dann beginnt das Mobbing in der Klasse: Erpressung, Lügen, Zerstörung, Prügeleien. Mira wird wie ein Punchingball herum geschubst. Keiner hilft, keinem kann sie vertrauen.

Meine Meinung

Das Cover ist sehr ansprechend, Mira wirkt sehr sympathisch und meine Tochter schnappte sich gleich das Buch, ist ja für Kinder!

Spaß hatten wir auch an den Rebus-Rätsel auf den Innenseiten (Vorne und Hinten).

Der Inhalt hat mich dann ein wenig mitgenommen. Ich hab es erst mal alleine gelesen, aber meine Tochter wollte unbedingt. Am Anfang fand sie es noch ganz lustig (sie ist ebenfalls dritte Klasse), als es denn losging, hab ich ihr angesehen, das sie sich überhaupt nicht wohlgefühlt hat beim Lesen (kein Wohlfühlbuch). Sie ist noch nicht ganz durch, aber ich denke wir haben lange Diskussionen vor uns.

Die Form des Mobbings was in diesem Buch federführend von Fiona (der Fiesen) betrieben wird, hat mich erschreckt. Das gruppendynamische Hochschaukeln der Schwierigkeiten und die Blindheit von Müttern und Lehrern, hat mich erschreckt, aber vielleicht braucht man so etwas Drastische, um die kleinen Feinheiten im Leben zu entdecken.

Meine Kinder scheinen "normal" intelligent zu sein. Also habe ich mich mit dem Thema "Lernschwäche", egal welche, noch nie wirklich auseinander gesetzt. Das gleich auf diese sehr dramatische Weise tun zu müssen, war schwer. Wenn man alles kann, kann man sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn es nicht geht. Mira aber weiß sich zu helfen, sie kennt die Rechtschreibprüfung im PC und wird auf diese Weise im späteren Leben nicht sonderlich auffallen. Gut das mit den Namen, aber das schafft man auch, sie muss ja nicht gerade Lehrerin oder Kindergärtnerin werden. Es gibt bestimmt auch Berufe, wo man sich nicht einen Haufen Namen merken muss und Spickzettel gibt es in jeder Lage (ich liebe die Veranstaltungen mit Namensschildchen – kein Speeddating, sondern unsere Kundenveranstaltungen!).

Ich selbst habe in meiner Schulzeit (ewig lange her) so etwas nie erlebt, weder an mir, noch das ich zuschauen durfte bei anderen. Wir waren alle brav. Das mag jetzt komisch klingen, aber genau so kommt es mir vor und ich kann mich dran erinnern, als ich auf das Abi zusteuerte, das die kleineren Kinder nicht mehr den Respekt vor den Größeren hatten, wie wir. Und wenn man dann nur nett ist, hat man es schwer. „Gewalt ist keine Lösung“ ein sehr weiser Satz, aber ich muss Mira recht geben, wenn sie Teil dieser Gewalt ist, muss es eine andere Lösung geben.

Fazit

Erschreckend, aufwühlend und ein sehr gutes Anschauungsschulbuch. Empathisch veranlagte sollten Taschentücher dabei haben.

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