Anja Liedtke

 4,4 Sterne bei 5 Bewertungen
Autor*in von Schwimmen wie ein Delfin, Grün Gelb Rot und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Anja Liedtke gewann mit einer Reiseerzählung über Shanghai den Bettina-von-Arnim-Literaturpreis. Es folgten Romane und Reiseerzählungen über Israel, David Bowie, eine sozial und ökologisch nachhaltige Gesellschaft sowie die Folgen des Nationalsozialismus für ihre Generation. Die Autorin lebt im Ruhrgebiet. Außerdem sind erschienen: Stern über Europa (2012), Schwimmen wie ein Delfin oder Bowies Butler (2017), Ein Ich zu viel (2020), Blumenwiesen und Minenfelder. Reiseerzählungen aus Israel (2014), Liedtke/Schwarz: So sagt man halt bei uns. Kleines jüdischdeutsches Wörterbuch (2012), Reise durch amerikanische Betten (2013), Liedtke/Ullmann: fracKing (2016), Grün, Gelb, Rot. Ein Heimatroman. (2000).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Anja Liedtke

Cover des Buches Schwimmen wie ein Delfin (ISBN: 9783938834862)

Schwimmen wie ein Delfin

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Erschienen am 10.02.2017
Cover des Buches Der Himmel ist altes Silber (ISBN: 9783910732087)

Der Himmel ist altes Silber

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Erschienen am 09.10.2023
Cover des Buches Ein Ich zu viel (ISBN: 9783938834978)

Ein Ich zu viel

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Erschienen am 18.01.2021
Cover des Buches Stern über Europa (ISBN: 9783938834657)

Stern über Europa

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Erschienen am 06.11.2018
Cover des Buches Von Hängen fallen (ISBN: 9783948028251)

Von Hängen fallen

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Erschienen am 09.10.2023

Neue Rezensionen zu Anja Liedtke

Cover des Buches Blumenwiesen und Minenfelder: Reiseerzählungen aus Israel (ISBN: 9783897333529)
Federfees avatar

Rezension zu "Blumenwiesen und Minenfelder: Reiseerzählungen aus Israel" von Anja Liedtke

Ein Jahr in Israel: Interessantes über Land und Leute
Federfeevor 4 Monaten

Anja, 44, lebt und arbeitet im Rahmen der 'Aktion Sühnezeichen' für ein Jahr in Israel und wir nehmen an ihren Beobachtungen, Gedanken und Erlebnissen teil. Auch wenn das Buch am Ende ins Touristische abdriftet (Tauchen in Eilat, Besuch von Akaba und Petra in Jordanien) und einige irrationale Eindrücke geschildert werden, so haben mir doch die ersten zwei Drittel viele Informationen über ein mir unbekanntes Land vermittelt, über Sitten und Gebräuche, über Religion und Geschichte.

Anja arbeitet für einen alten Professor, der ihr die wahre Exodus-Geschichte erzählt; sie besucht regelmäßig die 88-jährige Holocaust-Überlebende Ester, die früher Ursula hieß. Wir besuchen mit ihr die Gedenkstätte Yad Vashem, wo wieder die Frage auftaucht, wie das mit dem Nationalsozialismus geschehen und wie es so weit kommen konnte. Ein Ansatz für Anja: der Glaube an Autoritäten (80) und - stets aktuell:

'Jeder lässt sich dressieren wie ein Haushund. Jeder führt Befehle aus, wenn er Geld oder Ansehen dafür bekommt.'

Ich habe viel über typisch Jüdisches erfahren: die Mesusa an der Haustür (Schriftkapsel), wie ein jüdischer Gedenktag in einer orthodoxen Familie gefeiert wird, Hebräisch als Sprache u.v.m., aber auch etliches über das moderne Leben in Israel.

Die Geschichte, die Vergangenheit ist allgegenwärtig und auch die konfliktbeladene Gegenwart. Bei einem Ausflug in die Golanhöhen schildert Anja nicht nur in bildhafter Sprache die Schönheit der Natur, die blühende Landschaft in ihrer Weite, sondern sie stößt auch auf ein verlassenes modernes Schlachtfeld und auf Stacheldraht und Minenwarnschilder. Krasse Gegensätze prägen dieses Land in jeglicher Hinsicht.

Auch wenn mir das letzte Drittel nicht besonders gefallen hat, so habe ich im größten Teil des Buches doch interessante Informationen und einen Eindruck von Stadt und Land bekommen und das Buch mit großem Interesse gelesen und ich empfehle es gerne weiter.

Cover des Buches Schwimmen wie ein Delfin (ISBN: 9783938834862)
RockPopUllis avatar

Rezension zu "Schwimmen wie ein Delfin" von Anja Liedtke

Man muss kein Bowie-Freund sein, um das Buch genießen zu können
RockPopUllivor 5 Jahren

„Sein Gesicht war jung, doch Mitte fünfzig. Gepflegt aber nicht geliftet. Die Mimik war beweglich, wenn er wollte. Zuerst drückte sie Misstrauen aus, später Sympathie. Die schiefen Zähne – die Eckzähne waren früher verdreht und von vielen Gitanes verfärbt gewesen – waren durch ein ebenmäßiges Hollywood-Gebiss ersetzt worden. Alex bedauerte das. Schiefe Dreier waren ihr Schönheitsideal. Die Haare trug er heute lang. Hunderte von Malen im Leben hatte er die Frisur geändert. Blond war seine natürliche Farbe gewesen, rot hatte ihn die die erste Ehefrau gefärbt. Jetzt bekannte er sich zum Grau, als wollte er damit unterstreichen, dass er ein normaler, alternder Mann geworden war.“

Es ist reiner Zufall, dass Alex, die auf Job- und Sinnsuche durch die Schweiz irrt, plötzlich auf David Bowie trifft. Denn das Grundstück in dem Bergdorf Blonay, welches sie unbewusst angesteuert hatte, um dort die nahende Nacht in ihrem Auto zu verbringen, gehört dem Superstar. Das wird ihr am nächsten Morgen klar, als er ihr verwundert gegenüber steht. Und als sei es das Natürlichste von der Welt, bittet sie ihn kurzerhand darum, eingestellt zu werden. Eben als Butler.

Keine Frage: Es ist sicherlich ein ungewöhnlicher Einstieg in einen Roman, die sich um einen der einflussreichsten Popstars der letzten Jahrzehnte dreht. Aber es ist ja auch eine ungewöhnliche Geschichte, die die Bochumer Autorin Anja Liedtke für ihren nunmehr vierten Roman "Schwimmen wie ein Delfin oder Bowies Butler" (asso-Verlag, 196 Seiten) ersonnen hat. Schließlich geht’s in den 35 Kapiteln nicht um kritiklose Heldenverehrung, auch nicht darum, dass da nun genüsslich und in aller Breite Bowies Privatleben offengelegt wird oder dass ein beinharter Fan ein episches Glanzbilderalbum auflegt. Liedke schickt ihre recht spröde Protagonistin Alex ins Zentrum des Geschehen, die zum einen mit ihrer trotzig-distanzierten Art die Gedankenwelt des britischen Musikers erfolgreich durcheinanderwirbelt, zum anderen aber auch mit wachem Blick seinen Alltag, zahlreiche Ereignisse und ungewöhnliche Begegnungen studiert, analysiert und kommentiert.

Die dialogischen Exkurse des ungleichen Paares stehen im Vordergrund und beschäftigen sich mit Selbstfindung und Selbstachtung, mit Eitelkeiten und Eifersüchten, mit Wünschen und Träumen und verlieren zu keiner Zeit ihr Ziel, die Bedeutung von Kunst an sich und im Besonderen zu bejahen. Denn Kunst in jeglicher Form erlaubt dem Menschen auf seinem Lebensweg, sich kreativ mit der Welt und dem Irrsinn und so fort und mit sich selbst auseinanderzusetzen. Das gibt Mut und Kraft und Ausdauer und sorgt für weitere schöpferische Ideen und so fort. In diesem Prozess darf man sich nicht verlieren, da muss man dranbleiben, da muss man auch mal hart agieren, da kann man dann auch schon mal Stile, Sätze, Gesten und Attitüden sammeln, die man dann geistreich und originell für sich und andere neu interpretiert.

Es funktioniert auf jeden Fall, dass Alex es immer mehr schafft, den berühmten und verschlossenen Star aus der Reserve zu locken, sich mehr und mehr zu öffnen, Familiäres zu verraten, Mechanismen des Erfolgs zu überdenken, sich aber  auch zu hinterfragen, warum er mal seine Persönlichkeit der Kunst und mal die Kunst seiner Persönlichkeit unterworfen hat. Am Ende der Geschichte trennen sich die Wege. Alex ist wieder allein und unterwegs, allerdings um vielerlei Erkenntnisse reicher (und nicht nur die, die mit der Kunst des Dienes einhergehen). Und auch bei David Bowie hat die Begegnung offensichtlich Spuren hinterlassen.

Dass hinter dem facettenreichen Schlagabtausch mit den existenzialistischen Fragestellungen (in dem später auch Mick Jagger eingebunden ist) unendlich mehr und viel passiert, sei wahrlich nicht nur am Rande erwähnt. So ergibt es sich, dass sich Alex im illustren Freundeskreis von Bowie tummelt, mit ihm irgendwann auf Tour geht und schließlich sogar künstlerisch mit ihm arbeitet. Unterfüttert wird die Handlung mit der Lebensgeschichte des Rockstars. Anja Liedtke nutzt Originalzitate und biografische Informationen, die sie geschickt in die fiktionalen Geschehnisse einwebt, voller Liebe fürs Detail ausgestaltet und mit sehr viel Fingerspitzengefühl und sehr klug zu einem stimmigen und amüsanten literarischem Roadmovie verdichtet hat.

Man muss kein Bowie-Freund sein, um das Buch genießen zu können. Die Lektüre allein sorgt aber dafür, dass man schon nach wenigen Seiten gewillt ist, sich unbedingt mit dem Ausnahmemusiker, der im Januar 2016 starb, beschäftigen zu wollen.

Weitere Informationen: www.anja-liedtke.de

Cover des Buches Schwimmen wie ein Delfin (ISBN: 9783938834862)
A

Rezension zu "Schwimmen wie ein Delfin" von Anja Liedtke

“I wish you could swim like the dolphins” - oder “we can be heroes, just one day"
Angelika16vor 7 Jahren

“I wish you could swim like the dolphins” - oder

               “we can be heroes, just for one day.“

 

Welche Liedzeile des berühmten Bowieliedes ist wohl faszinierender, grüble ich.

Wenn ich bei Youtube den Knopf drücke und betrachte, wie Bowie anfangs zurückhaltend, so scheinbar lapidar in die Menge spricht: „We can be heroes, just for one day,“ bin ich sicher, das muss noch immer fast jedem ins Herz gehen. Tiefen aufrühren. Nicht nur, weil dieser Mann entzückende Grübchen hat.

 

„Schwimmen wie ein Delfin oder Bowies Butler“ heißt der Titel eines ungewöhnlichen Buches der Autorin Anja Liedtke, ihrem vierten Werk. Wie schwimmen sie denn, die Delphine? Ein Mythos umgibt diese Tiere. Glück bringen sie, heißt es. Oft nähern sie sich Menschen, haben sogar Kinder gerettet … 1997 berichtet Horst Liebl von einem Delphin, der, schwer auf- und abtauchend, nicht davon ablässt, ein totes Delphinkind zu schleppen. Ist es die Mutter? Schließlich löst ein anderer Delphin ab beim Lastentragen. Der Vater?

 

 So scheinbar mühelos tauchen diese Tiere ab und auf – ist es das, wovon wir träumen?

Auch Alex, eine junge, gerade etwas ratlose Frau, erträumt sich etwas. Sie kann nicht benennen, was es ist. Eines Tages packt sie ein paar wesentliche Dinge ins Auto und macht sich mit diesem Schmalgepäck auf den Weg in eine Auszeit. Zunächst in Richtung ihres geliebten Montreux (Schweiz). Hier haben ihre Europareisen stets den Anfang genommen, und immer hat es gerade geschneit.

Alex wählt „eine unbekannte Straße“ und meint, sie riete jedem Selbstmordkandidaten „zu einem französischen Frühstück und dann in die Natur gehen.“ Mühsam ist der Weg der Selbstfindung. Doch ist man an eine Grenze gestoßen, kommt manchmal das berühmte Licht von irgendwo her.

 

In diesem Fall ist es der international bekannte Musiker, Sänger und Produzent David Bowie, der im einsamen Bergort Blonay ein Häuschen hat.

„Jede Bewegung…hatte Angela Bowie einmal gesagt, ‚ließ meinen Puls schneller schlagen. …eine rätselhafte Gestalt.‘ “

 Bowie ist älter geworden, doch Alex hat mit seinen Liedern gelebt, ist mit manchen seiner magischen Zeilen groß geworden. Fasziniert von seiner realen Erscheinung wechselt doch vieles in ihrem Innern und verbirgt sich hinter abwartendem Stolz.

Da sie eh überleben muss, fragt sie ihn kurzerhand nach einem Job. Warum nicht als Butler? Warum Bowie schließlich zustimmt, weiß er selbst erst später – denn vieles an Alex, die wie er die Grenzen zu überschreiten sucht, selbst im Männlichen oder Weiblichen, scheint ihm zu ähneln. Stellte er nicht die gleichen Fragen, gab er nicht die ähnlichen Widerworte, als er jung war?

 

Alex erweist sich als anstellig. Sie beobachtet  wach. Und bleibt lange zurückhaltend. Die Feinheiten der Tagesabläufe,  unterschiedlicher Begegnungen und Vorkommnisse  werden von der Autorin stilistisch oft faszinierend wiedergegeben.  Schon das macht Lesefreude aus.

Die junge Frau lernt bald Freunde kennen, die Bowie in seiner Zurückgezogenheit in der Bergnatur immer wieder aufsuchen - in erster Linie Mick Jagger, mit dem ihn ein enges, bisweilen auch erotisches Verhältnis verbindet.

Später begleitet sie den Sänger auf Reisen.

 

Es dauert lange, bis Alex wagt, sich zu öffnen, geschweige denn von ihrer Vergangenheit manches anzudeuten. Vielleicht ist der wesentlichste Schlüssel diese  Musik. Auch Alex, in ihrem früheren Leben mehr oder minder erfolgreiche Schauspielerin, hat schon Texte geschrieben, zu komponieren versucht. Bowie deutet an, er wollte schon „vor Jahren ein Avantgarde- Musical aus 1984 machen…aber die Orwell-Erben stimmten dagegen.“ „Dann mach 2040“, schlägt Alex vor.

Von ‚hunger-city‘ zu ‚solar-city‘.“ Wäre das nicht ein lohnendes Ziel?  

Beide packt das Gestaltungsfeuer…

 

„Plötzlich war da jemand, der diese Power besaß“, stellt Bowie fest. „Ich hatte das Gefühl, dass …alles anderes werden würde… aber du bist zu zaghaft, gehst keine Risiken ein.“

Über die gemeinsame Erarbeitung des Musicals, die auch den öffentlichen Auftritt nach sich zieht, gewinnt Alex endgültig an Selbstvertrauen. Doch es wäre zu einfach, wenn auch sie ein Bühnenstar würde - denn was hätte dies den LeserInnen zu sagen?

Die Schattenseiten, die Depressionen, alkoholische Exzesse, die Drogenverwirrungen - so vieles hat sie nah gehabt, bereits miterlebt.

 

Eines Tages findet Alex sich allein wieder, „on the road again“.

Mick Jagger ist abgereist. Und irgendwann trennen sich ihre Wege auch von Bowie. Sie traut jetzt neuen, noch unklaren Ufern, die Bowie sie gelehrt hat zu sehen  Doch auch Bowie hat durch den Rückblick in eigene Anfänge, deren frühe Ideale er an Alex wie in einem Spiegel erlebt, dazu gelernt. Erst recht durch diese gemeinsame Bühnenarbeit, bei der sich jeder auf jeden verlassen muss.

Ein Verhältnis des Lehrers wie das des Mr. Higgins zu Eliza hat er nicht entwickelt. Aber das unkörperliche Band zwischen den beiden ist nicht zu übersehen.

 

 Angelika Zöllner

 

 

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