Cover des Buches Am Ende dieses Jahres (ISBN: 9781530504909)
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Rezension zu Am Ende dieses Jahres von Anja May

Grandioser Debütroman!

von tinstamp vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Eine bewegende Geschichte über Freundschaft, Hoffnung und Leid. Ich würde am liebsten zehn Sterne vergeben! Absolute Leseempfehlung!

Rezension

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tinstampvor 8 Jahren
Was bin ich froh, dass ich diese Buchperle bei der Lovelybooks-Leserunde gewonnen habe und mitlesen durfte!!!! Die Autorin hat in ihrem Debütroman (!) Erlebnisse ihres Großvaters niedergeschrieben und veranschaulicht, der während dieser Zeit aufgewachsen ist und ihr aus dem Krieg erzählte. Dadurch erscheint der Roman auch wirklich authentisch und berührt ungemein!

Warum der Roman "nur als Jugendbuch" angepriesen wird, verstehe ich nicht ganz, denn er ist für wirklich alle Altersstufen von 15-99 Jahren geeignet, die sich für Geschichten aus dem 2. Weltkrieg interessieren. Ich kann vorweg sagen, dass ich außer diesem Buch, bis jetzt nur "Das Lachen und der Tod" von Pieter Webeling gelesen habe, das die Tage im Krieg so detailliert und authentisch beschreibt. Die Sichtweise ist allerdings ein bisschen anders, da es sich im Roman von Webeling um einen Juden handelt, der ins Konzentrationslager kommt und hier lesen wir die Geschichte einen jungen Burschen, noch fast ein Kind, der als Soldat für Hitlerdeutschland rekrutiert wird.
In "Am Ende dieses Jahres" erleben wir das letzte Jahr des Krieges, 1945, als Hitler bereits ahnte, dass der Krieg verloren ist und seine letzte Reserve einzog: alte Männer und Kinder. Ja, Kinder, denn 14-16 jährige Jungen sind nun mal keine Soldaten und doch wurden sie zuerst als Wehrmachtshelfer eingezogen und danach als Soldaten an die Ostfront geschickt. Die Russen und die Amerikaner sind bereits in Deutschland einmarschiert, doch der Krieg ist noch nicht zu Ende und fordert in diesen wenigen Monaten sehr viele (unnötige) Tote.
So werden auch der 15-jährige Anton und sein Freund Gerhard im Winter 1944/45 als Wehrmachtshelfer rekrutiert. Anton, der erst seine Lehre als Uhrmacherlehrling begonnen hat und sein bester Freund Gerhard, ein Waisenjunge, der großteils in Antons Familie aufgezogen wurde und der beim benachbarten Bauern arbeitet, sind wie die anderen Jungen mit der Situation total überfordert. Schon bald stoßen sie an ihre Grenzen und befürchten bald an die Front geschickt zu werden. Als Breslau bombardiert wird, bangt Anton um seine Mutter und seine Geschwister. Bevor er als Wehrmachtshelfer eingezogen wurde, musste ihm diese versprechen mit der ganzen Familie nach Leipzig zu Onkel und Tante zu fliehen, falls die Stadt angegriffen wird. Anton hat Angst seine Mutter und Geschwister nicht mehr wiederzusehen und flieht mit Gerhard während eines Bombardements der Russen und macht sich auf nach Leipzig zu Onkel und Tante. Dort trifft er auch Luise wieder, seine heimliche Liebe. Doch auch in Leipzig hat der Krieg kein Erbarmen. Kaum haben sie sich beim Meldeamt registrieren lassen, erhalten die beiden noch vor ihrem 16. Geburtstag den endgültigen Befehl als Soldaten an die Ostfront einzurücken. Zuvor erhalten sie noch eine zweiwöchige "Einschulung in den Krieg". Anton und Gerhard geben sich das gegenseitige Versprechen den Krieg zu überleben und danach ihre Träume wahr werden zu lassen.....

Der Roman, der ein Einzelschicksal aus dieser Zeit erzählt, steht stellvertretend für all die jungen Burschen, die kurz vor Kriegsende all das Furchtbare miterleben oder ihr Leben lassen mussten. Ich habe schon viele Romane um dieses dunkle Kapitel gelesen, aber dieser hier sticht aus der Masse heraus! Die Geschichte hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht und zeigt ein galubwürdiges Bild dieser Zeit.

Charaktere:
Die Charaktere sind glaubhaft und sehr authentisch gezeichnet. Man spürt die Verwirrung und die Angst der Jugendlichen, die an der Schwelle vom Kindsein zum Erwachsen werden stehen und plötzlich aus dem gewohnten Leben gerissen wurden. Sie sind mit schrecklichen Erlebnissen und dem Tod konfrontiert und wollen doch ganz einfach ihr Leben und ihre Träume leben. Alle Personen, vom kleinen Nebencharakter bis zu unseren Hauptprotagonisten, sind äußerst lebendig und vielschichtig beschrieben.

Schreibstil:
Ich kann gar nicht glauben, dass es sich hier um einen Debütroman handelt! Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich wunderbar lesen. Die Autorin hat mit Hilfe der Geschichte ihres Großvaters und toller Recherche einen äußerst authentischen Roman geschrieben. Sie spart auch nicht mit grausamen Szenen, die natürlich bei einem Buch mit diesem Thema vorkommen (müssen). Trotzdem sind diese sehr einfühlsam erzählt.
Die Geschichte wird in der Ich-Form aus der Sicht von Anton erzählt, so dass man einen sehr nahen Bezug zum Geschehen hat.

Fazit:
Ein Roman, den ich wirklich JEDEN empfehlen kann! Emotional und authentisch geschrieben von einer Autorin, von der ich gerne noch mehr lesen möchte. Eine bewegende Geschichte über Freundschaft, Hoffnung und Leid. Ein Buch für Jung und Alt - ich würde am liebsten zehn Sterne vergeben! Absolute Leseempfehlung!
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