Cover des Buches Himbeersommer (ISBN: B00BFL8OAG)
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Rezension zu Himbeersommer von Anja Saskia Beyer

Kommt irgendwie nicht richtig in Schwung

von fraeuleinbuecherwald vor 10 Jahren

Rezension

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fraeuleinbuecherwaldvor 10 Jahren

Anja Saskia Beyer ist mal wieder so eine Autorin, über die man in der Rezension zu ihrem Buch etwas erzählen sollte.

Meistens vernachlässige ich den Autor ja etwas in meinen Buchbesprechungen, sondern rezensiere nur das Gelesene.

Aber hier soll das anders sein: Anja Saskia Beyer ist nämlich Drehbuchautorin und Dramaturgin beim Fernsehen. Und zwar nicht irgendeine, sondern sie arbeitet oder arbeitete bereits bei fast allen wichtigen Daily Soap- oder Telenovela- Produktionen. Unter anderem übrigens bei meiner absoluten Lieblingsdaily: „Verliebt in Berlin“, die ja leider nicht mehr im Fernsehen läuft.

Das Berufsbild von Anja Saskia Beyer lässt natürlich einige Vorurteile zu: Entweder im negativen Sinne, das man denkt, das Buch wäre super dialogüberfrachtet und echt oberflächlich, oder im positiven Sinne, dass man erwartet, dass das Buch einen mit einer schönen „Verliebt in Berlin“- Folge in Spielfilmlänge versorgt.

Nachdem ich „Himbeersommer“, übrigens soweit ich das herausgefunden habe, Beyers erster Roman, gelesen habe, schwanke ich irgendwo in der Mitte.

Dass diese Autorin versiert ist im Umgang mit Spielchen zwischen Männern und Frauen, im Aushecken von Liebesdramen und Verwicklungen, merkt man schon. Aber für eine „Verliebt in Berlin“- Folge ist es tatsächlich zu komplex.

Aber ich erzähle erstmal was zur Geschichte: Noras biologische Uhr tickt. Im Job hat sie alles erreicht, ihr werden Großprojekte als Architektin angeboten. Und die perfekte Beziehung hat sie eigentlich auch: Mit Tobias, seines Zeichens erfolgreicher Anwalt und ein ziemlicher Durchschnittskerl, wie man zunächst denkt. Aber da ist dieses eine (kleine) Problem: Tobias kann keine Kinder zeugen. Und das weiß er schon ziemlich lange, hat sich aber nicht getraut, es seiner Angebeteten zu beichten. Nun ja, Nora ist stinksauer, beginnt eine Affäre mit einem Jüngeren und wird prompt schwanger. Klar, dass diese Situation nicht lange gutgehen kann…

In dem Buch finden spätestens ab diesem Zeitpunkt (als Nora merkt, dass sie schwanger ist) große Zeitsprünge statt. Und ab diesem Zeitpunkt kann man es auch mit einer Daily Soap vergleichen: Es werden immer nur Spotlights auf die Geschichte geworfen. Man ist mal da, bekommt was mit und wenn man wieder da ist, ist es einen Tag später. Oder auch einen Monat. Wie bei einer Soap eben.

Ich sage es wirklich nur ungern, weil ich es eigentlich noch zu keinem Buch habe sagen wollen: Dieses Buch hätte gut und gerne 100 Seiten mehr vertragen. Die 100 Seiten, auf denen einem die Personen nähergebracht werden. Die, auf denen nicht nur in die Geschichte geblendet wird, wenn es wichtig wird. Die, auf denen Atmosphäre aufgebaut werden kann.

Das ging mir einfach alles viel zu schnell. Und dadurch habe ich keinen wirklichen Zugang zu dem Buch gefunden. Mir wurde einfach zu wenig erzählt. Vor allem, was die Gefühle der Personen angeht.

Die Verwicklungen und Dramen wurden routiniert abgearbeitet und dann gab’s ein Happy End. Die Wendung am Ende war übrigens meines Erachtens das Beste am ganzen Buch! Und das ist ja auch selten, dass einen das Ende eines Liebesromans mal überrascht und wirklich überzeugt.

Das Fazit ist daher schwierig: Ich finde nicht, dass „Himbeersommer“ ein typischer Liebesroman ist und er hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht und das nicht immer positiv. Vielmehr ist so vieles von meiner Einschätzung her so anders als bei (eigentlich) vergleichbaren Romanen, dass ich mit gemischten Gefühlen zurückbleibe.

Hätte dieser Roman 100 Seiten mehr, in denen keine reine Handlung beschrieben wird, wäre er perfekt. Und das sage ich, obwohl ich sicherlich nicht die typische Zielgruppe dieses Romans bin, die sich wirklich mit der Hauptperson identifizieren kann. Bisher höre ich meine biologische Uhr nämlich noch nicht ticken.

Aber an sich ist das schon ein gutes Buch. Es hat Spaß gemacht, es zu lesen, auch wenn man immer mal wieder denkt: „Neeein, nicht rauszoomen! Weitererzählen!“

Aber man kann für den Roman die Dailys eines Abends mal ausfallen lassen, auf jeden Fall.

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