Rezension zu "Der Salon der kühnen Frauen" von Clare Pollard
Ich muss gestehen, ich habe etwas gebraucht, bis ich in das Buch hineingekommen bin und dann konnte es mich nicht wirklich überzeugen. Denn die allwissende Erzählstimme, die aus moderner Sicht diese Geschichte erzählt und kommentiert, sich an uns Leser*innen wendet und das in teilweise recht deftigem Ton, ist gewöhnungsbedürftig. Sie steht im Kontrast zu dem altmodischen Setting des siebzehnten Jahrhunderts und den teilweise Sachbuchartigen Beschreibungen und historischen Ausführungen und schafft eine wohl durchaus beabsichtigte Distanz.
Es ist ein historischer Roman mit historischen Figuren, denn die Damen der gehobenen Gesellschaft im Frankreich von Ludwig IVX., die sich in den literarischen Salons trafen, die hier als Schriftstellerinnen und Märchen- Sammlerinnen und Herausgeberinnen auftreten, gab es wirklich.
Die Frauen nutzen den geschützten Raum der Salons, um sich über Märchen zu den wirklich relevanten Themen auszutauschen. Doch Kritik am König kann tödlich enden.
Trotz der interessanten Idee, diesen frühen Autorinnen und Salonieren ein Denkmal zu setzen, kann ich das Buch aufgrund der Längen, die durch das Nacherzählen von 25 Märchen entstehen und der Softporno-mäßigen Sexszenen nicht guten Gewissens allen empfehlen.
Übersetzt von Anke Caroline Burger, Aufbau 2024