Cover des Buches Das verdammte Chaos im Mikrokosmos (ISBN: 9783789151323)
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Rezension zu Das verdammte Chaos im Mikrokosmos von Anke Weber

Geheimtipp!

von Anka2010 vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Geheimtipp!

Rezension

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Anka2010vor 8 Jahren
Nachdem ich letztes Jahr mit "Regenbogenasche" mein erstes Buch der Autorin Anke Weber gelesen hatte, war mir klar, dass ich auch ihren nächsten Jugendroman verschlingen würde, der für September 2015 angekündigt war. Gesagt - getan.

Auch in ihrem neuen Jugendroman konfrontiert die Autorin ihre junge Heldin mit dem Thema Tod. Milla ist 16 Jahre alt und lebt seit dem frühen Unfalltod ihrer Eltern bei ihrem Großvater. Das Buch beginnt mit einer sehr berührenden Szene, in der Milla die Hand ihres verstorbenen Großvaters hält.

"Der Mond taucht die Welt in Silber. Meine Gedanken rasen durch die Atmosphäre. Ich sitze immer noch neben Opa. Seine Hand fühlt sich warm an. Aber das ist wahrscheinlich nur die Wärme meiner eigenen Hand, die sich überträgt. Bei Opa rast nichts mehr. Keine Gedanken und auch kein Herz. Alles still." (Seite 7)

Sie nimmt sich einen Moment für ihre Trauer, jedoch bleibt ihr dafür nicht viel Zeit. Wie geht es nun mit Milla weiter? Sie möchte weder in ein Heim noch zu einer Pflegefamilie. Während jeder andere an ihrer Stelle sicher sofort zum Telefon gegriffen hätte um die zuständigen Stellen zu informieren, trifft Milla eine andere Entscheidung. Kurzerhand begräbt sie ihren Großvater im Garten und verschweigt seinen Tod. Lediglich ihre beste Freundin informiert sie ein paar Tage später, als sie das Gefühl hat, der ganzen Situation nicht mehr standhalten zu können.

OK, ich kann euer Stirnrunzeln durchaus verstehen. Um dieses Buch lesen und lieben zu können, ist eine leichte Prise schwarzer Humor nötig. Die Vorstellung, dass ein junges Mädchen ihren toten Opa im Garten vergräbt, ist einfach zu absurd. Doch wer sich auf diese Idee einlässt, wird, wie bereits bei "Regenbogenasche", mit einer ganz besonderen Geschichte belohnt.

Diese besagte Geschichte nimmt ihren Lauf. Anfangs ist Millas neues Leben geprägt von Angst. Was ist, wenn ihre Lüge auffliegt? Doch mithilfe ihrer besten Freunde wächst sie in ihre neue Rolle hinein und baut sich ein buntes Lügengerüst zusammen. Mit viel Farbe verpasst sie ihrem Leben einen neuen Anstrich, ohne ihren Großvater dabei zu vergessen. Dass hier definitiv Ärger vorprogrammiert ist, das könnt ihr euch sicher denken. Wie Milla und ihre Freunde mit der skurrilen Situation umgehen und den kleinen & großen Problemen gegenübertreten, das ist nicht nur bemerkens- sondern auch sehr lesenswert.

Die Autorin erzählt eine sehr berührende aber auch hoffnungsvoll stimmende Geschichte, in der Freundschaft, Liebe, die Lust am Leben und natürlich der Tod sowie die mit ihm verbundene Trauer im Mittelpunkt stehen. Spätestens seit "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" spielt der Tod, der bisher eher als Tabuthema gehandelt wurde, immer häufiger eine Rolle in aktuellen Jugendbüchern. Hierbei wird oftmals keine Hand vor den Mund genommen, nichts beschönigt sondern auch mal so richtig auf die Tränendrüse gedrückt. Anke Weber schreibt ebenso ehrlich, wählt in ihren Romanen jedoch einen anderen Weg, um ihren Leserinnen und Lesern die Themen Trauer, Verlust & Tod näherzubringen. Dabei erschafft sie unheimlich bewundernswerte Protagonisten, die man, ohne Umwege, direkt ins Herz schließen kann. Mit viel Farbe, Hoffnung und einer großen Portion Lebenslust staffiert sie ihre jungen Helden aus, die man als Leser staunend auf ihrem doch ziemlich steinigen Weg begleitet.

Anke Webers Humor muss man verstehen, das ist klar. So darf man sich auch nicht wundern, wenn in der zweiten Hälfte des Buches der krebskranke Tim auftaucht, den Milla in einem Bestattungsinstitut kennenlernt, wo dieser seine eigene Beerdigung plant. Morbide, skurril, absurd, schwarzhumorig - nennt es wie ihr wollt. Ich möchte euch die Autorin und ihre Bücher gern ans Herz legen. Mich konnte "Das verdammte Chaos im Mikrokosmos" ebenso begeistern wie "Regenbogenasche" zuvor, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass Millas Geschichte etwas schleppender in Gang kommt. Ich liebe die Message, die wir Leser mit auf den Weg bekommen und werde hoffentlich immer ausreichend Farbe auf der Seele habe. Falls nicht, dann weiß ich jetzt zumindest zu welchem Buch ich greifen muss, um die Buntstifte wieder anzuspitzen.
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