Mit diesen Worten beschreibt ein Voodoo-Priester die aus Benin stammenden Kulte, die über den Sklavenhandel in die Karibik und nach Nord- und Südamerika gelangten. In Europa kennt man zu Horror verdrehtes Voodoo wohl eher aus minderwertigen amerikanischen Filmen. Doch eigentlich ist Voodoo zunächst einmal ein anglisierter Begriff, der in der Sprache der Fon, die im südlichen Benin zu Hause sind, nichts weiter bedeutet als "Geist" oder "Gott".
Das lernt man bereits zu Beginn dieses schönen Buches von Ann-Christine Woehrl und Laura Salm-Reifferscheidt. Die beiden Autorinnen haben sich auf den Weg nach Westafrika gemacht, um den Ursprung und das Wesen von Voodoo zu ergründen und uns zugänglich zu machen. Entstanden ist dabei ein großformatiges Buch, das eher an einen Bildband erinnert, es aber eigentlich im reinen Sinne nicht ist. Denn im Vordergrund steht der lehrreiche Text, der mit sehr vielen eindrucksvollen Bildern unterlegt wird.
In Benin, das zwischen Togo und Nigeria am Atlantik liegt, zählt man inzwischen über 130 Religionsgemeinschaften. Knapp ein Drittel der Bewohner sind amtlich Katholiken. Doch das hält sie keineswegs davon ab, sich Ritualen und Kulten ihrer Ahnen zu unterziehen. Wenn ich es richtig verstanden habe, besteht Voodoo aus zahlreichen Verfahren, die eine hohe Suggestivkraft entfalten. Ähnliche Kulte und den Glauben an zahlreiche Götter hat es auch bei unseren Vorfahren in Europa gegeben.
Während sie jedoch mit der Christianisierung in Europa ausstarben, kann man in Benin beobachten, wie solche Kulte mit Elementen des Christentums oder des Islam verschmolzen werden. Man reist mit diesem Buch also auf der einen Seite in die Vergangenheit und sieht gleichzeitig auf der anderen Seite, wie flexibel sich diese Religion mit ihren Kulten der Gegenwart anpasst, zu der sie eigentlich nicht mehr gehört.
Die beiden Autorinnen gehen der traditionellen Religion in Benin systematisch nach, erklären sie und dokumentieren sie mit zahlreichen wunderbaren Bildern. Dies ist ein eindrucksvolles Buch, das die Voodoo-Kulte von ihrem finsteren Image befreit und sie als das offenbaren, was wohl jedes Volk in einer bestimmten Entwicklungsstufe in ähnlicher Form an Spiritualität entwickelte.
"Unsere Religion ist rein. Es geht um Heilung, um Toleranz und um Liebe."