Cover des Buches Fuchs, du hast die Gans gestohlen (ISBN: 9783404143214)
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Rezension zu Fuchs, du hast die Gans gestohlen von Ann Granger

Eine Saison für Mord

von Stefan83 vor 13 Jahren

Rezension

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Stefan83vor 13 Jahren
Um es vorneweg zu sagen: Wer nach dem bereits eher gemächlichen Erstling "Mord ist aller Laster Anfang" nun gehofft hat, dass im zweiten Band das Tempo stark angezogen wird, der irrt. Ann Granger bleibt auch hier ihrem Konzept treu und baut ihren Plot langsam auf. Für viele heutige Leser wohl sicherlich zu langsam, aber es handelt sich halt um einen Landhauskrimi. Und da steht packende Spannung nun mal nicht im Vordergrund. Eine Steigerung gegenüber ihrem Debütwerk ist aber dennoch anzumerken. Nicht nur, dass die Atmosphäre der ländlichen Umgebung besser herausgearbeitet wird, auch die Figuren wirken nun um einiges lebendiger als die hölzernen Vorgänger aus Band eins. Seither sind mittlerweile 18 Monate vergangen. Meredith Mitchell, Diplomatin im Auswärtigen Dienst, welche im ersten Fall auf Heimaturlaub in England war, ist nach Hause beordert worden und hat in Pooks Common, einem kleinen Dörfchen nahe Bamford, eine vorübergehende Bleibe gefunden. Die Idylle und die Abgeschiedenheit scheinen ideal zur Erholung, wäre da nicht ein gewisser Alan Markby, Chefinspektor bei der örtlichen Polizei, der gern an Vergangenes anknüpfen und dafür ausgiebigst die anstehenden Weihnachtstage nutzen möchte. Was Meredith anfangs etwas stört, stellt sich bald als Segen raus, denn Pooks Common ist ein verschlafenes Nest und nicht nur aufgrund der Nähe zum sumpfigen Gemeindeland etwas unheimlich. Außer ihr selbst wohnen nur noch 5 andere Menschen in dem Ort, darunter auch Harriet Needham. Ein streitlustiger, impulsiver Rotschopf aus dem Cottage gegenüber, mit der sich Meredith schnell anfreundet. Bevor sie die Frau jedoch besser kennen lernen kann, geschieht bei der traditionellen Bamforder Weihnachtsjagd ein Unglück. Harriet fällt wie ein Sack vom Pferd und stirbt noch an Ort und Stelle. Ein junger Umweltaktivist hatte zuvor ihr Pferd zum Scheuen gebracht. Merediths Zweifel sind geweckt. War es ein Unfall? Wenn ja, warum sah Harriet so kränklich aus? Fragen, die Ann Granger sehr lange unbeantwortet lässt, was Freunden von einem schnellen Handlungsaufbau wohl zur Verzweiflung bringen dürfte. Hinzu kommt, dass besagter Sturz auch erst nach gut 150 Seiten passiert. Bis dahin ergeht sich die Autorin in erster Linie in der Beschreibung des Dorfs und ihrer Bewohner ... und zeigt hier ihre Stärken. Bereits nach wenigen Seiten entwickelt sich eine gewisse Atmosphäre, fühlt man sich mittendrin in Pooks Common, mit seiner etwas schaurigen und doch kuscheligen Landhaus-Atmosphäre. Die nicht selten skurillen Figuren scheinen zwar einem vergangenen Jahrhundert zu entstammen, sorgen deswegen aber für typisch englische Stimmung. Ehe man sich versieht, hat man es sich im Sessel mit Earl Grey und Butterkeksen bequem gemacht. Wenn juckt es da, dass das Verbrechen etwas auf sich warten lässt? Natürlich rauft man sich zwischenzeitlich die Haare, wenn sich besonders in der Beziehung zwischen Alan und Meredith (dessen Beschreibung mir persönlich hier zuviel Platz einnimmt) kaum was tut, die zwei ständig aneinander vorbeireden. Man fühlt sich genötigt anzuschieben, nachzuhelfen, worunter der Lesespaß allerdings nicht wesentlich leidet. Logisch übrigens, dass es sich bei dem Unglücksfall natürlich im Nachhinein um ein Verbrechen handelt. Dessen Auflösung wirkt aber schlüssig und ist sogar sehr spannend in Szene gesetzt worden. Fairerweise muss man jedoch (auch als Fan dieser Reihe) sagen, dass da im nächsten Band hinsichtlich der kriminalistischen Elemente mehr kommen muss. Spannung ist hier, darüber sollte man sich vorher im Klaren sein, Mangelware. Insgesamt ist "Fuchs, du hast die Gans gestohlen" ein beschaulicher, langsamer Landhauskrimi, der eine deutliche Steigerung zu dem Erstling darstellt und all denjenigen zu empfehlen ist, die die Stimmung des ländlichen Englands lieben und Spaß am Raten und Miträtseln haben. Ein Tipp für alle Freunde von Dorothy L. Sayers, Martha Grimes und Co. Und die perfekte Lektüre für die Vorweihnachtszeit.
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