Ann Howard Creel

 4 Sterne bei 3 Bewertungen
Autor*in von Das Lied des Meeres, The Magic of Ordinary Days und weiteren Büchern.

Alle Bücher von Ann Howard Creel

Cover des Buches Das Lied des Meeres (ISBN: 9781503951860)

Das Lied des Meeres

 (1)
Erschienen am 10.07.2018
Cover des Buches The Magic of Ordinary Days (ISBN: 9780143119951)

The Magic of Ordinary Days

 (1)
Erschienen am 30.08.2011

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Cover des Buches The Magic of Ordinary Days (ISBN: 9780143119951)
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Rezension zu "The Magic of Ordinary Days" von Ann Howard Creel

Rezension zu "The Magic of Ordinary Days" von Ann Howard Creel
SiColliervor 12 Jahren

*Zum Inhalt*

Olivia Dunne, eine Pfarrerstochter, die davon träumt, Archäologin zu werden, hatte niemals gedacht, daß der 2. Weltkrieg ihr ruhiges Leben in Denver beeinflussen würde. Ein intensiver Flirt verändert jedoch ihr Leben, und sie findet sich irgendwo in der Einöde Colorados wieder, verheiratet mit einem Mann, den sie kaum kennt. Von Einsamkeit erdrückt, versucht Olivia, sich in ihrem neuen Leben einzurichten. Sie findet in zwei japanischstämmigen Amerikanerinnen, die in einem nahegelegenen Camp leben, neue Freundinnen. Als Olivia unwillentlich Komplizin eines Vertrechens und mit Betrug konfrontiert wird, muß sie sich endlich mit ihrer persönlichen Situation und ihren Wünschen auseinandersetzen. Langsam beginnt sie zu verstehen, woran sie wirklich glaubt und was die wahre Natur von Treue und Liebe ist.

*Meine Meinung*

In dem Buch gibt es keine hosentragende Heldin (abgesehen von den paar Malen, wo Olivia eine Arbeitshose trägt), die sich in einer Männerwelt bewähren muß, dennoch würde ich das buch durchaus bis zu einem gesissen Grade zu den historischen Romanen zählen. Was mich zu dieser Einschätzung veranlaßt, ist die Behandlung der in den USA selbst gerne vergessenen Zwangsinternierung japanischstämmiger Amerikaner in der Folge des Überfalls auf Pearl Harbor.

Doch das ist bereits drei Jahre her, und die Geschichte spielt weitab von jeglichem Kriegsschauplatz in Europa oder Asien mitten in den USA, zwischen Denver und Trinidad in Colorado. Und dennoch wird alles von den weltgeschichtlichen Ereignissen geprägt und beeinflußt. Bis hin zu der anscheinend so privaten Sache, wo man denn das Weihnachtsfest verbringen kann.

Olivia Dunne, genannt Livvy, älteste Tochter eines Reverends, hatte große Pläne. Schule, Studium der Archäologie, Ausgrabungen in Europa. Doch es kam alles anders. Die Mutter wird todkrank und es bleibt an Livvy alleine hängen, sie bis zum Ende zu pflegen. Und dann, alleine und trauernd... _I stripped away the petals of my future, let them catch wind, and fly away._ (Seite 7) Sie läßt sich mit einem Soldaten ein, der ihr schmeichelt, dann auf Nimmerwiedersehen verschwindet - und sie schwanger zurück läßt. Es gab einen massiven Druck auf Frauen, Soldaten zu heiraten bevor die in den Einsatz mußten, denn Sex gab es nur in der Ehe. Aber ledig und schwanger - das ging gar nicht. Unerbittlich bleibt der Vater und vereinbart, um der Familienehre willen, mit einem ehemaligen Studienkameraden eine arrangierte Heirat zwischen seiner Tochter und dem Farmer Ray Singleton.

Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Nur ist das mit dem Schicksal so eine Sache, es führt die Menschen nicht immer unbedingt dahin, wohin sie nach Meinung anderer (hier des Vaters) sollen. Ray hat in diese Heirat eingewilligt, weil er - tiefgläubig - meint „es könnte Gottes Wille sein“. Oder, wie er später sagt, ganz praktisch, weil er so einsam ist in seinem Haus. Sein jüngerer Bruder Daniel ist in Pearl Harbor gefallen; eigentlich hätte der ältere zum Militär gesollt, doch Ray wollte nie etwas anderes als Farmer werden, und Daniel wollte nur in die weite Welt hinaus. Auch wenn die Brüder sich einig waren und die Rollenverteilung abgesprochen war, Ray macht sich noch immer Vorwürfe, daß er an Daniels Stelle hätte sein sollen.

So treffen denn diese beiden tief im inneren verwundeten Menschen zusammen und heiraten. Wobei Olivia den Hintergedanken hat, sich nach der Entbindung scheiden zu lassen und ihre Berufspläne in veränderter Form weiterzuverfolgen.

Es ist ein wunderbar langsames Buch; viel passiert eigentlich nicht. Die Ereignisse der Weltgeschichte werfen ihre Schatten und beeinflussen die Menschen, etwa durch Rationierungen, Fahrverbote, Kriegspropaganda. Es fällt Olivia schwer sich einzuleben. Zumal sie nicht viel im Haus zu tun hat und von der Farmarbeit gar nichts versteht. Da habe ich mich öfters gefragt, ob das denn realistisch ist, daß sie stundenlang sitzen und lesen oder einfach nichts tun kann. Aber was gibt es andererseits in einem Haus viel Arbeit, wenn keine Haustiere, (noch) kein Kind da und der Mann den ganzen Tag draußen auf dem Feld, weil Erntezeit, ist?

Rays Schwester Martha kennt den Grund für die Eheschließung, dennoch wird Livvy mehr als freundlich in die Familie aufgenommen. Im Film sagt sie an einer Stelle, daß sie nie zuvor in ihrem Leben mehr Liebe und Verständnis erfahren habe, wie hier in der Singleton-Familie. Das sagt sie im Buch zwar nicht, aber es kommt deutlich durch.

Dann gibt es noch das in der Nähe befindliche Internierungslager für japanischstämmige Amerikaner. Livvy freundet sich mit zwei jungen Frauen, Rose und Lorelai, an. So wie sie selbst, sind auch diese durch äußere Umstände in diese Gegend gekommen, das verbindet. So werden die beiden der einzige regelmäßige Kontakt zu anderen Menschen in dieser so menschenleeren Gegend. Aber sind die beiden wirklich das, wofür sie sich ausgeben? Livvy ist ehrlich zu den beiden, doch sind diese es umgekehrt auch?

Diese beiden Handlungen - das Eingewöhnen auf der Farm und der Kontakt zu den Freundinnen - laufen nebeneinander her. Ray, ein ruhiger Mann ohne negative Seiten (zumindest wird keine beschrieben) mag zu gut sein, aber zum einen paßt das zum Buch, zum anderen kann man aus diversen Äußerungen von ihm herauslesen, daß er wohl früher eher ein „Lausejunge“ war und durch den Tod seines Bruders verändert wurde. Der hat ihn tief innerlich verwundet, so wie Livvy von Edward, dem Vater des Kindes, tief verwundet wurde, weswegen sie im Grunde niemandem mehr traut.

Immer wieder tauchen Ereignisse der Weltgeschichte auf; interessant das aus der Sicht derer, die irgendwo auf den Plains leben und das nur aus Radio und Zeitungsberichten erfahren, erzählt zu bekommen. Es sind die scheinbaren Nebensächlichkeiten, die betroffen machen. _Soviet Soldiers had overrun the Polish death camp Majdanek in late July. They hadn’t found many prisoners but had found eight hundred thousand pair of shoes._ (Seite 50) Solche indirekten Beschreibungen können das Schreckliche, das sich dahinter versteckt, deutlicher als manche genaue Schilderung zum Ausdruck bringen.

Mir hat dieses langsame ruhige Fließen der Handlung, das allmähliche Annähern zueinander, ausnehmend gut gefallen, auch wenn beide möglicherweise zu wenige Ecken und Kanten haben. Manches ist vielleicht märchenhaft, und im Prolog spricht Livvy auch von ihrem „Märchen“, das sie erzählen will. Über weite Strecken habe ich gar nicht so recht gemerkt, daß das Buch in Ich-Form geschrieben ist. Livvy erzählt die Begebenheiten aus dem Rückblick vieler Jahre später; aber eigentlich - so habe ich es zumindest empfunden - kann man diese Geschichte gar nicht anders erzählen. Nur gegen Ende hin nimmt die Handlung etwas an Fahrt auf, was die Beziehung von Livvy und Ray zueinander betrifft. Da hätten es ein paar Seiten mehr sein dürfen. Das Ende ist am Anfang zwar schon klar, aber ich hätte die langsame Erzählweise gerne bis zum Schluß durchgehalten gesehen. Auch, weil es dann ein paar Seiten mehr zu Lesen gewesen wären.

Es sind die großen Dinge und Ereignisse, die Geschichte schreiben. Aber für den einzelnen zählen letztlich eher die in Relation kleinen Dinge, die das tägliche Leben und die Beziehungen zu anderen Menschen ausmachen und sich im Nachhinein möglicherweise als Fahrkarte zur eigenen Geschichte erweisen.

Wenn man all die großen Dinge mal beiseite läßt, vielleicht kommt man dann - ähnlich wie Livvy - zu der Erkenntnis, daß das Glück nicht unbedingt im Verwirklichen der lange geträumten Träume und Pläne bestehen muß.[i] „Sometimes you do find what you’re looking for, closer than you think.“_ (Seite 241)

Manchmal findet sich das Glück im _Zauber einfacher Tage._


*Kurzfassung*

Ein trotz der weltgeschichtlichen Ereignisse leises, ruhiges Buch über das langsame Wachsen einer Beziehung zwischen zwei sehr verschiedenen Menschen.

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