Cover des Buches Die Maschinen (ISBN: 9783453316362)
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Rezension zu Die Maschinen von Ann Leckie

Ein Feuerwerk guter Einfälle

von Tree_Trunks vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Mein neues Lieblingsbuch im Sci-Fi Regal! Moralisch und philosophisch hochinteressant, dabei superspannend und toll geschrieben.

Rezension

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Tree_Trunksvor 8 Jahren
Dieses Buch scheint die Sci-Fi Fangemeinde stark zu spalten. Denn "Die Maschinen" ist eine stark dialog-basierte Space Opera mit sprachlich ungewöhnlicher Umsetzung:
In der Sprache der Radch, bedeutet “Radchaai” so viel wie “zivilisiert”. Zum Selbstverständnis des Volkes gehört, dass Unterscheidungen zwischen männlichen und weiblichen Personen im Imperium als primitiv und unzivilisiert gelten. Deshalb wird nicht nur auf äußerliche sondern auch auf sprachliche Markierungen von Geschlechtern verzichtet. Das setzt Leckie in der Originalsprache der Romane unauffälliger um, als es im Deutschen möglich ist: Da Bezeichnungen wie “Gouvernor” oder “Captain” auf Englisch bereits neutral sind, fällt lediglich auf, dass Leckie für alle Personen “she” als weibliches Personalpronom verwendet. In der Übersetzung hat sich Bernhard Kempen für das generische Femininum entschieden und die Verwendung des weiblichen Personalpronoms mit der konsequenten Verwendung der weiblichen Endung -in ergänzt. Eine mutige Entscheidung, durch die Ann Leckies Idee noch deutlicher hervorgehoben wird. Dieser Kunstgriff stört den Lesefluss überraschenderweise kaum. Im Gegenteil: Es birgt großes humoristisches Potenzial in Szenen, in denen Breq in fremden Kulturen verzweifelt versucht, das Geschlecht ihrer Gesprächspartner zu erraten.

Die Benutzung des generischen Femininums scheint viele Kritiker im Lesefluss zu stören, doch gerade dieser sprachliche Clou zeigt, dass die Angabe von Geschlechtern für eine spannende Handlung in Wahrheit irrelevant ist. Denn hier stehen viele andere Themen im Vordergrund: Zum Beispiel die komplexen Eindrücke der Protagonistin Breq, als letztes menschliches Segment einer künstlichen Intelligenz eines Raumschiffes namens Gerechtigkeit der Torren. Eindrucksvoll beschreibt Leckie die Gedankenwelt von Breq als Raumschiff, das seine Empfindungen und Informationen durch Implantate mit zahllosen menschlichen Körpern teilt - und wie zerrissen Breq nach dem Verlust des Bewusstseinsstroms ihrer Einheit ist. Als Informatikerin fand ich Ann Leckies Ideen bezüglich künstlicher Intelligenz unglaublich spannend. Denn in “Die Maschinen” wird erklärt, dass Raumschiffe wie Gerechtigkeit der Torren durchaus auf Emotionen basieren, da komplexe Entscheidungen eine viel zu umfangreiche Berechnungszeit erfordern würden.

Insgesamt werden hier auch viele moralische Themen verarbeitet und verleihen dem Roman den Charme der modernen "Star Trek" Episoden. Langeweile ist beim Lesen nicht aufgekommen, denn Breqs Erlebnisse treiben regelmäßig mit etwas Action die Handlung voran. Fazit: "Die Maschinen" steckt mit sprachlicher Kreativität voller Spannung, Humor, Diplomatie und Machtkämpfe. Ich bin Fan!
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