Anna-Nina Kroll

Lebenslauf

Anna-Nina Kroll, geboren 1988, überträgt u. a. die Werke von Donal Ryan, John Irving und Carmen Maria Machado ins Deutsche. Für ihre Übersetzung von Milchmann erhielt sie 2021 den Förderpreis zum Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Der letzte Sessellift (ISBN: 9783257247565)

Der letzte Sessellift

(49)
Neu erschienen am 22.01.2025 als Taschenbuch bei Diogenes.
Cover des Buches Coast Road (ISBN: 9783423284578)

Coast Road

(3)
Erscheint am 13.02.2025 als Gebundenes Buch bei dtv Verlagsgesellschaft.

Alle Bücher von Anna-Nina Kroll

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Neue Rezensionen zu Anna-Nina Kroll

Cover des Buches Coast Road (ISBN: 9783423284578)
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Rezension zu "Coast Road" von Alan Murrin

Ardglas
Dajobamavor 20 Stunden

Coast Road – Alan Murrin

Diese Geschichte ereignet sich in einer irischen Kleinstadt vor dreißig Jahren, 1994, kurz vor der Legalisierung der Scheidung und thematisiert die Lage der Frauen in der Gesellschaft und in der Ehe.

Jeder der in einem Dorf oder einer Kleinstadt lebt, kennt die Situation, auch heute noch. Es wird getratscht was das Zeug hält, Gerüchte machen die Runde, Neid und Missgunst überall. Natürlich gibt es auch positive Seiten einer eingeschworenen Kleinstadt-Gemeinschaft. In diesem Roman überwiegen allerdings die negativen.

Im Wesentlichen lernen wir drei Familien kennen, insbesondere drei Ehepaare. Keines davon ist glücklich. Die Frauen stecken zurück, erziehen die Kinder, letzten Endes ist ihr Umgang mit der jeweils schwierigen Ehe sehr unterschiedlich. Colette nämlich, hat ihre Familie verlassen. Zwar kehrt sie kurz darauf zurück, in den Augen der meisten Kleinstadt-Bewohner hat sie jedoch jedes Recht verwirkt, ihre Kinder zu sehen. Izzy dagegen ist unglücklich verheiratet mit einem Lokalpolitiker. Während es in ihrer Ehe hauptsächlich um die passende Außenwirkung geht, freundet sie sich nach und nach mit Colette an. Die Situation spitzt sich zu.

Zwar möchte man es kaum für möglich halten, dass vor gerade mal dreißig Jahren solche Zustände noch möglich waren – nichtsdestotrotz kann man einige dieser Vorurteile und Werte noch heute beobachten. Der Autor entlarvt hier ganz wunderbar die scheinheilige Kleingeistigkeit der Gesellschaft, von der insbesondere das weibliche Geschlecht eingeschränkt wurde.

An den Männern dieser Geschichte lässt Murrin kaum ein gutes Haar (außer dem Pfarrer Brian), das mutet manchmal ein klein wenig einseitig an. Wobei man sagen muss, dass auch die Frauen nicht unbedingt positiv geschildert werden – die ganze Gesellschaft wird an den Pranger gestellt. Dennoch kann man diesen Roman als feministisch lesen, geschrieben von einem Mann.

Diese Geschichte ist richtig spannend, sobald man sich einmal eingelesen hat. Tatsächlich habe ich es innerhalb eines Tages verschlungen.

Empfehlenswert. 4 Sterne

 

 

Cover des Buches Coast Road (ISBN: 9783423284578)
M

Rezension zu "Coast Road" von Alan Murrin

Schwieriges Thema
Musiklexikonvor 2 Tagen

In der Geschichte geht es um die Dichterin Colette Crowley. Sie hat ihre Familie verlassen um ihr Glück in Dublin zu finden. Das hat aber leider nicht so richtig funktioniert und sie ist zurückgekehrt in die Heimat, ein kleines irisches Küstenstädtchen und wohnt in einem kleinen Cottage und ihr Mann untersagt ihr den Kontakt zu den Kindern. 


Ich hatte mir von der Geschichte etwas mehr versprochen. Das Thema ist ein wenig schwierig, aber trotzdem recht interessant. Denn ich wusste zum Beispiel nicht, dass es die Scheidung in Irland noch gar nicht so lange gibt. Ich habe die Geschichte über dieses Wochenende komplett gelesen, aber Richtung Ende hat der Schreibstil die Geschichte ein wenig in die Länge gezogen. Deshalb ziehe ich auch einen Stern ab. Ich vergebe 4 Sterne und empfehle allen, sich selbst ein Bild von der Geschichte zu machen. 

Cover des Buches Milchmann (ISBN: 9783608505085)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Milchmann" von Anna Burns

Was genau ein politischer, religiöser Konflikt mit den Menschen macht
Gwhynwhyfarvor 11 Tagen

Der Anfang: «Der Tag, an dem Irgendwer McIrgendwas mir eine Waffe auf die Brust setzte, mich ein Flittchen nannte und drohte, mich zu erschießen, war auch der Tag, an dem der Milchmann starb. Er wurde von einem staatlichen Mordkommando erschossen, und der Tod dieses Mannes war mir herzlich egal.»


Eine junge Frau zieht ungewollt die Aufmerksamkeit eines mächtigen und erschreckend älteren Mannes auf sich, Milchmann. Die Milch hat er noch nie geliefert – sondern Molotow-Cocktails und Waffen. Sie schlägt einen Bogen um ihn und versucht, alle in ihrem Umfeld über ihre Begegnungen mit dem Mann im Unklaren zu lassen. Doch Milchmann ist hartnäckig. Und als der Mann ihrer älteren Schwester herausfindet, in welcher Klemme die junge Frau steckt, fangen die Leute an zu reden. Plötzlich gilt sie als ‹interessant› - etwas, das sie immer vermeiden wollte. Hier ist es gefährlich, interessant zu sein. Doch was kann sie noch tun, nun, da das Gerücht einmal in der Welt ist? Milchmann ist die Geschichte einer jungen Frau, die nach einem Weg für sich sucht - in einer Gesellschaft, die sich ihre eigenen dunklen Wahrheiten erfindet und in der jeglicher Fehltritt enorme Konsequenzen nach sich zieht.


«Damals, an diesem Ort, sagten die Leute, wenn es um die politischen Probleme ging, die Bomben und Waffen und Tod und Verstümmelung mit sich brachten: ‹Deren› Seite war es› oder ‹unsere Seite war es› oder ‹deren Religion war es› oder ‹unsere Religion war es› oder ‹die waren es› oder ‹wir waren es›, wenn sie meinten: ‹die Staatsbefürworter waren es› oder ‹die Staatsverweigerer waren es› oder ‹der Staat war es›. Hin und wieder strengten wir uns an und sagten ‹Befürworter› oder ‹Verweigerer›, aber eigentlich nur, um Außenstehende aufzuklären; wenn wir unter uns waren, machten wir uns die Mühe eigentlich nicht. Das ‹Wir› und ‹Die› war uns in Fleisch und Blut übergegangen: praktisch, geläufig, für Eingeweihte, und es ging schnell über die Lippen, ohne das mühsame Erinnern von und Ringen mit doppelbödigen Formulierungen oder diplomatischen Nettigkeiten.»


Ich habe das Buch fünf Mal angefangen, beim letzten Mal mir vorgenommen, weiterzulesen, komme, was da wolle. Und nach ungefähr 150 Seiten war ich drin im Text. Von daher – es ist ein Roman, der sehr eigenwillig geschrieben ist und es wird nicht jeder bis zum Ende durchhalten. Eine Stadt, deren Namen nicht genannt wird – wir gehen von Belfast aus. Ein Konflikt, der nicht genannt wird – wir gehen vom Irlandkonflikt der Siebziger aus. Menschen ohne Namen (die Frau, die im Gehen liest, die Mittelschwester, Vielleicht-Freund, Schwager Eins, der Milchmann, das Tablettenmädchen), ein Konflikt, ein Staat, der einen Teil der Menschen einengt, «die Übergeschnappten», die sich dagegen wehren. Wer deinen Namen kennt, weiß schon zu viel über dich. Man darf auf keinen Fall auffallen. – «Lesen im Gehen war eindeutig verdächtig.» Aber nicht nur damit fällt die 18-jährige «mittlere Schwester» auf, die sich in ihre Bücher zurückzieht. Sie gefällt dem Milchmann, der anfängt, sie zu stalken, was ihr gar nicht passt. Sie wird nun mit Gerüchten verwoben – sie, wohl die Geliebte des Milchmanns … Er erklärt ihr, dass er alles über sie weiß, was sie tut und ihr Dorf so tut. Ein Schauer läuft ihr über den Rücken.


«… Erkenntnis, dass man als normaler, gewöhnlicher, sehr netter Mensch den Wunsch hegen konnte, jemanden umzubringen, oder erleichtert war über einen Mord.»


Anna Burns beschreibt bedrückend eine Gesellschaft, in der man aufpassen muss, was man tut, was man sagt, damit man nicht in Verdacht gerät, auf der «falschen» Seite zu stehen. «Die richtige Butter. Die falsche Butter. Den Treue-Tee. Den Verräter-Tee. Es gab ‹unsere Läden› und ‹deren Läden›. Ortsnamen. Auf welche Schule man ging. Welche Gebete man sprach. Welche Kirchenlieder man sang. Ob das H gesprochen wurde oder nicht.» Es geht nicht politisch um den Irlandkonflikt an sich, sonder darum, was genau solch ein Konflikt mit den Menschen macht. Gerüchte, Lügen, verbohrte Statements, Blockwartmentalität, Verdächtigungen, Verrat, religiöser Fanatismus, politische Verbissenheit und unbändiger, blinder Hass. Der Druck aus der Gesellschaft. Ständig die Angst im Nacken. Doch diese Geschichte liegt im irischen Nebel und es gibt Leerstellen. An anderen Stellen wird intensiv auserzählt. Wie gesagt, das Buch ist nicht einfach zu lesen, das u.a. mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet wurde. Wer sich trotzdem heranwagt, wird nicht enttäuscht.



Anna Burns, geboren in Belfast, Nordirland, ist Autorin mehrerer Romane. 2018 erhielt sie für Milchmann den Man Booker Prize. Das Buch wurde zu einer internationalen Sensation und mit zahlreichen weiteren Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Orwell Prize und dem National Book Critics Circle Award. Milchmann erschien bisher in 30 Ländern. Anna Burns lebt in East Sussex, England.

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