Anna Artwinska

 5 Sterne bei 1 Bewertungen

Lebenslauf

Anna Artwińska ist Professorin für Slawistische Literaturwissenschaft (Schwerpunkt: Westslawistik) und Direktorin des Zentrums für Gender Studies der Universität Leipzig. Sie studierte Polonistik, Journalismus und Slavistik an den Universitäten in Posen und Freiburg im Breisgau und promovierte 2007 mit der Arbeit "Poeta w służbie polityki. O Mickiewiczu w PRL i Goethem w NRD". Nach ihrer Promotion arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten in Salzburg und Hamburg. 2015 erhielt sie den Hamburger Lehrpreis für herausragende Leistungen in der Hochschullehre. Seit 2019 ist sie Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Leibniz-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow und seit 2022 die Sprecherin der Fachgruppe Literatur- und Kulturwissenschaft bei der DGO (Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Anna Artwinska

Keinen Eintrag gefunden.

Neue Rezensionen zu Anna Artwinska

Cover des Buches Schwarze Jahreszeiten (ISBN: 9783806236637)
Sikals avatar

Rezension zu "Schwarze Jahreszeiten" von Peter Oliver Loew

Sikal
Bedrückende Rückblicke

 

„Ich erinnere mich daran, wie ich es zum ersten Mal hörte. Gleich zu Beginn des Kriegs, unmittelbar nach der Niederlage. Es kam mir zu Ohren, als man beratschlagte: Werden sie uns im Ghetto einsperren oder nicht? Ich wusste nicht, was dieses Wort bedeutet, war mir jedoch darüber im Klaren, dass es mit einem Umzug zusammenhängt… Und schließlich stellte ich mir vor, dass dieses geheimnisvolle und unverständliche Ghetto ein riesiger vielstöckiger Wagen sei, der durch die Straßen der Stadt fuhr, gezogen von einem Dutzend Pferden.“

 

Doch Michal Glowinski musste sich relativ rasch von dieser Fantasie trennen, es wurde nicht zu einem faszinierenden Abenteuer - sondern er musste mit seiner Familie grauenhafte Erfahrungen im Warschauer Ghetto und der Zeit danach machen. Erst Jahrzehnte später schafft er es, diese Jahre seiner Kindheit niederzuschreiben und die Öffentlichkeit daran teilhaben zu lassen. Das Buch „Schwarze Jahreszeiten“ erschien bereits von 20 Jahren in Polen, danach ebenso auf Schwedisch, Tschechisch, Italienisch, Englisch – und nun auf Deutsch.

 

Der Autor Michal Glowinski (geb. 1934) ist Literaturhistoriker, Kritiker, Prosaist und gehört zu den wichtigsten polnischen Literaturwissenschaftlern. Mit diesem autobiographischen Text lässt er uns ein Stück weit an einer menschlichen Katastrophe Anteil nehmen, zeigt die Grausamkeiten des polnischen Antisemitismus und auch den Überlebenswillen oder –kampf der Menschen.

 

Kurze Episoden aus seiner Kindheit sind in diesem Buch zusammengefügt, teilweise durchzogen von Erinnerungslücken. Wie das bei einem so kleinen Kind nun mal der Fall ist, fehlen Bruchstücke, was er immer wieder betont. Ganz genau schildert er anfangs die Zustände, die Farben des Ghettos, den Keller und auch die Bedeutung des Umschlagplatzes. Die Geschichten über das Törtchen, Bohnen oder das Geigenspiel (nur eine kleine Auswahl) sind sehr beeindruckend beschrieben und machten mich während des Lesens sehr betroffen. Er lernte sehr rasch, dass er nur überleben kann, wenn er nicht auffällt, wenn er seine wechselnden Identitäten verinnerlicht und sich beinahe unsichtbar macht.

 

„Ich hatte nie vergessen, dass ich so etwas wie ein gehetztes Tier war, das jeder, der wollte, erschießen, zertreten oder auf irgendeine andere Weise auslöschen kann, und sei es die einfallsreichste.“

 

Man spürt während des Lesens förmlich die Angst, die Eindrücke, mit denen er zu kämpfen hat, der Tod ist allgegenwärtig und immer wieder verschwinden nahestehende Menschen. Das Buch erzählt auch von der Zeit nach der Befreiung durch die Rote Armee, zeigt einen Teil seiner Jugend und den jungen Mann Michal. Als er mit dem Zitat „Auch Deutsche sind Menschen“ konfrontiert wird, beginnt er seine schwierige Beziehung zu Deutschland zu hinterfragen. Er reflektiert seine Begegnungen mit Deutschen, spricht seine Zweifel aus und hinterfragt auch das Vergessen.

 

Michal Glowinski hat ein beeindruckendes Buch über die Shoah, das Überleben in dieser grausamen Zeit und über das Erinnern aber auch das Vergessen geschrieben. Gerne kann ich hier fünf wohlverdiente Sterne vergeben und spreche eine Leseempfehlung aus.

Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Welche Genres erwarten dich?

Community-Statistik

in 1 Bibliotheken

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks