Rezension zu "Die Seilspringerin" von Anna Enquist
In ihrem neuen Roman fragt Anna Enquist, ob sich Mutterschaft und ein befriedigendes Leben als Künstlerin vereinbaren lassen. Alice geht auf die 40 zu, führt eine gute Ehe, ist eine aufgeführte und gefeierte Komponistin und verdient ihr Geld unter Pseudonym mit Werbe-Jingles. Da bekommt sie vom Sinfonieorchester den Auftrag, ein Stück für sein 100jähriges Jubiläum zu komponieren.
Anfangs ist der Stil hektisch, atemlos, kurze Sätze, das entspricht dem Charakter der Protagonistin, legt sich aber im Laufe des Buches. Das Paar ist (noch) kinderlos, sie versuchen aber mit allen Mitteln, Eltern zu werden. Als Kontrast dazu gibt es die Jugendfreundin Svea, eine Kommilitonin vom Konservatorium, die jetzt fünf Kinder hat und keine Musik mehr macht.
In Rückblenden erfahren wir viel über Alices Familie, ihr Studium, ihr Leben, ihre Liebhaber, ihre Musik. Überhaupt: Die Musik. Das Buch ist voll davon, bis ins kleinste Detail, nicht nur in Andeutungen. Enquist beschreibt konkret den Schaffensprozess ebenso wie die Gefühle, die Musik auslösen kann. Sie beschreibt aber auch das Dilemma, das Alice überlegen lässt, ob sie mit einem Baby auch weiter wird komponieren können.
Für mich ein klares Fünfsterne-Buch, wie alle weiteren der Autorin, die ich gelesen habe.