Cover des Buches Herz in Reparatur (ISBN: 9781521316078)
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Rezension zu Herz in Reparatur von Anna Fischer

Leider nicht mein Ding (Rezension enthält Spoiler!!)

von Tinalini vor 7 Jahren

Rezension

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Tinalinivor 7 Jahren

ACHTUNG, SPOILER!!!


Hmm, wie fange ich es an?

Wie wäre es damit:

Wieso habe ich dieses Buch gekauft? Hauptsächlich, weil ich mit der Autorin auf Facebook befreundet bin und sie so mühevoll Werbung gemacht hat. Und weil mich der Klappentext ein bisschen angesprochen hat. Das Cover war es nämlich nicht. Es ist nicht hässlich, aber überzeugt mich jetzt nicht gerade.

Bereue ich den Kauf? Bereuen ist ein hartes Wort. Wirklich bereuen tu ich es nicht. Aber ich würde es weder noch mal kaufen, noch es jemandem empfehlen.

Im Grunde genommen passiert genau das, was im Klappentext steht. Es gibt keine Überraschungen, keine unvorhergesehene Wendung. Das ist meistens das, was ich an diesen Chick Lit-Romanen liebe. Ich kann mich darauf verlassen, dass am Ende alles gut ausgeht. Das lasse ich ohne Wertung. Einige finden solche Romane blöd, andere mögen es. Da muss sich jeder seine eigene Meinung bilden.

Bedauerlicherweise habe ich nach etwa 10 % überlegt, das Buch in die Ecke zu schmeißen. In diesem Fall allerdings in die digitale Ecke. Viele Satzzeichenfehler, viele Folgefehler, viel Unlogisches. Und es wurde leider auch nicht besser.

Viele von euch wissen es (leider) nicht, einige schon: Es gibt im Deutschen den sogenannten “Deppenapostroph”. Der kommt immer dann zum Vorschein, wenn Leute ein Apostroph bei der Kennzeichnung von Eigentum setzen, wo keins hingehört: “Silke’s Bäckerei” anstatt vom korrekten “Silkes Bäckerei”. Es gibt sogar eine ganze Seite über den Deppenapostrophen!

Im Englischen jedoch gehört dieser Apostroph bei der Kennzeichnung von Eigentum dahin. Dort heißt es tatsächlich “Carl Getty’s Morning Show” anstelle von dem im Buch verwendeten “Carl Gettys Morningshow” (Zweiter Satz im Buch). Wobei man auch das Leerzeichen zwischen Morning und Show nicht vergessen darf. Da diese Geschichte in den USA spielt (wieso, weiß ich auch nicht, deutsche Autorin und so), muss man bei diesen Eigennamen schon aufpassen und die landestypische Verwendung nehmen.

Auffallend oft kennen Autorin und Lektorin die Kommaregel für Vergleiche mit “wie” oder “als” nicht. Bei 9 Prozent zum Beispiel finden wir dieses Beispiel: “Der Gang zum Schönheitschirurgen war genauso normal, wie der Gang zum Hausarzt.” Das Komma gehört da nicht hin. Es ist einfach falsch. Solche Sätze gibt es immer und immer wieder im Buch. Manchmal allerdings haben die beiden die Regel doch gefunden und korrekt angewandt. Wieso nur manchmal und so oft nicht?

Etwa in der Mitte des Buches geht Emma mit Matt “Bungeespringen”. Dazu steigen sie in ein Flugzeug, wo ich schon hellhörig wurde. Bungee springt man doch eigentlich von hohen Brücken mit einem Seil an den Füßen. Noch nie habe ich von Flugzeug-Bungee gehört. Es kommt, wie es kommen muss: Sie machen einen Fallschirmsprung aus dem Flugzeug, was man häufiger macht. So etwas muss aber doch mal auffallen, Leute. (47 Prozent, übrigens)

Dann gibt es eine Stelle, an der Matt die Liebesgeschichte seiner Großeltern erläutert: “Matt erzählte von seinem Grandpa, der dem Kutter den Namen seiner geliebten Frau gegeben hatte. Als junger Fischer war er mit Dorothee hinausgefahren und hatte ihr gegen den Willen seiner Eltern auf dem Boot seinen Heiratsantrag gemacht.” (48 %) Gegen den Willen SEINER Eltern.

Zwei Seiten weiter fragt sie dann: “Was wurde nach dem Heiratsantrag aus der Familie deiner Oma? Haben sie den Kontakt wirklich abgebrochen?”
Und Matt antwortet: “Nein, sie haben gelernt, es zu akzeptieren, dass ihre Tocher einen anderen Weg eingeschlagen hat, als sie für sie angedacht hatten.” (49 %)

Nun, da ja OPAS Eltern gegen die Ehe waren, können OMAS Eltern doch damit zufrieden sein.

Einige Male erhält Matt einen Promi-Bonus, von dem ich hoffe, dass es so etwas niemals im wahren Leben gibt. Wenn zum Beispiel die U. S. Coast Guard nichts Besseres zu tun hat, als Emma auf das Boot des Kerls zu fliegen, anstatt Leben zu retten, dann könnte ich heulen. (94 %)

Insgesamt finde ich die Protagonistin Emma auch ziemlich nervig. Eine deutsche Expat in Los Angeles auf der Suche nach der großen Karriere. Zunächst nicht verwerflich, allerdings meckert sie an allem rum. Die Leute in Kalifornien sind oberflächlich und dumm und haben keinerlei Interesse an Kultur. Sie interessiert sich für nichts anderes (abgesehen von Victorias großen Brüsten). Außerdem kauft sie nur im Bioladen ein, weil das Essen im normalen Supermarkt sooooo eklig ist. Mädel, wenn es dir nicht passt, dann geh. Entweder dahin, wo du herkommst, oder dorthin, wo du mit deinem Denken hinpasst und gehört wirst.

Etwa 90 % des Buches heult sie rum, dass ihr Carl sie wegen einer 21-jährigen Tussi ohne Hirn und mit großem Busen verlassen hat (oben bereits erwähnte Victoria). Sie hat nichts Besseres zu tun, als diese ständig schlecht zu machen und bekommt dann glücklicherweise endlich mal Widerworte und muss feststellen, dass Victoria doch gar nicht so blöd ist, wie sie aussieht. Wie kann man einem Mann hinterher rennen, der einen wegen einer anderen verlässt? Wenn er ’ne andere schnackselt, kann er bleiben, wo der Pfeffer wächst. Solche Männer braucht keine Frau.

Emma ist angeblich 32 Jahre alt, ich bin 30 und muss feststellen, dass ich Emma weit jünger als mich einschätzen würde, was allerdings kein Kompliment ist.

Dann soll Emma den Baseballspieler McKenzie zum Moderations-Ass machen. Emma stand selbst noch nie vor der Kamera und ist ein minikleines Licht im Fernsehsender. Wenn McKenzie der Grund ist, weshalb der Sender überleben kann, wieso bekommt dann ein Niemand wie Emma diesen Job? Sollte man den nicht jemandem geben, der weiß, wovon er spricht? Emma ist zwar die einzige Person, die ihm nicht vor Ehrfurcht den Pöppes küsst, aber sie ist keine Moderatorin. Punkt.

In diesem eh schon mauen Buch wird dann auch noch das unvermeidbare Liebesdreieck eingebaut. Und natürlich entscheidet Prüdeliese Emma sich nicht für ihr Herz, sondern für den Mann mit Geld, der ihr eine Karriere anbietet. Ich bitte euch. Abgedroschener geht es doch gar nicht mehr.

Aber im letzten Moment merkt sie es dann doch, rennt in SEINE Arme und er vergibt ihr natürlich ohne Weiteres, dass sie ihn sitzen ließ und zu einem anderen ging. Ich würde das nicht tun, ist aber vielleicht auch ein Grund, weshalb ich Single bin. Als dann nach nur 9 Monaten der Heiratsantrag kam (immerhin kein Baby!), konnte ich nur noch laut lachen. Mit über 30 muss man doch so erwachsen sein, dass man weiß, dass eine Ehe nach 9 Monaten wahrscheinlich nicht klappt. Kinder, Kinder.

Das alles sind Punkte, die so unlogisch und blöde sind, dass ich diesem Buch leider nur 2 Punkte geben kann. Sorry, Anna …


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