Cover des Buches Was ich getan habe (ISBN: 9783442715121)
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Rezension zu Was ich getan habe von Anna George

Anatomie einer Beziehung

von Morgenschnecke vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Kein Thriller, eher eine Analyse einer Beziehung

Rezension

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Morgenschneckevor 6 Jahren
David hat seine Frau ermordet. Er sitzt in einem Auto und spricht sein Geständnis in ein Diktiergerät.
Der Roman „Was ich getan habe“, von Anna George, fängt mit diesem Geständnis an, somit ist die Spannung, wie man sie aus den üblichen whodunit-Thrillern kennt, von Anfang an nicht vorhanden.
Die Geschichte wird abwechselnd aus drei Perspektiven erzählt. David, der sein Geständnis aufnimmt, erinnert sich im Rückblick an die Beziehung mit Elle. Elle, liegt derweil tot in ihrer Waschküche, blickt auf ihren leblosen Körper herab und denkt an Ereignisse aus ihrem Leben. Dabei bekommen wir einen Einblick in die komplizierte On-Off-Beziehung der beiden. Die dritte Person ist Mira, Elles Freundin und Schwägerin. Sie steht für Elles Leben vor David, bemerkt alarmierende Hinweise auf den problematischen Zustand der Ehe, kann jedoch von Außen nichts anrichten, da Elle sie weder einweiht noch um Hilfe bittet.
Der Roman ist in meinen Augen weit von einem Thriller entfernt, es ist eher die Anatomie einer Beziehung ohne Spannungsaufbau. Vielmehr regten mich die Protagonisten auf, und ich würde sie am liebsten anschreien, wo eigentlich das Problem ist. Sexuelle Anziehung schien das Hauptthema ihrer Beziehung, aber daß das alleine nicht ausreicht, hätte den beiden Erwachsenen klar sein sollen.
Elle schreibt ein Drehbuch mit dem Titel „Limerenz", was als die berauschende Verliebtheit der ersten Tage einer Beziehung erklärt wird. Limerenz kann somit ganz gut als Untertitel des ganzen Romans gelten. Verliebtheit vergeht nach den ersten Zeit, und dort wo sich Liebe einstellen sollte, passiert in der Ehe zwischen Elle und David nichts dergleichen, stattdessen endet sie in der Katastrophe.
Es ist kein spannendes Buch, trotzdem hat mich der Erzählstil gefangen. In meinen Augen ist es nicht mit “Gone girl” zu vergleichen, wie der Klappentext verspricht, dazu fehlt der Spannungsbogen und die Charaktere sind mir zu eindimensional. Die von der Autorin erschaffenen Bilder sind nicht alle leicht zu ertragen, besonders die zahlreiche Szenen, die sich auf diverse Körperflüssigkeiten beziehen, sind gewöhnungsbedürftig. Die weibliche Ejakulation, welche Elle erlebt, soll zwar unterstreichen wie wohl sich Elle mit David fühlt, als diese ausbleibt soll es wohl ein Signal dafür sein, wie sich die sexuelle Beziehung verändert hat, aber das ist irgendwie platt wo es wohl provokant gemeint war.
Bei Büchern, deren vermeintlicher Ausgang dem Leser direkt am Anfang bekannt ist, erwartet man eine Überraschung, etwas, was seinen packt. Dieses blebt hier aus, trotzdem ist es eine kurzweilige Geschichte einer obsessiven Ehe, allerdings bei Weitem kein Thriller.
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