Anna Gmeyner

 4,5 Sterne bei 26 Bewertungen
Autorin von Manja, Manja und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Anna Gmeyner wurde am 16. März 1902 in Wien geboren und verstarb im Alter von 89 Jahren in York (GB). Zeit ihres Lebens veröffentlichte sie zahlreiche Bücher, unter anderem unter den Namen Anna Reiner und Anna Morduch.

Alle Bücher von Anna Gmeyner

Cover des Buches Manja (ISBN: 9783924652005)

Manja

(22)
Erschienen am 01.01.2020
Cover des Buches Automatenbüfett / Welt überfüllt (ISBN: 9783886614110)

Automatenbüfett / Welt überfüllt

(0)
Erschienen am 11.02.2022
Cover des Buches Ende einer Verhandlung (ISBN: 9783886614295)

Ende einer Verhandlung

(0)
Erschienen am 05.09.2024
Cover des Buches Manja (ISBN: 9783351034184)

Manja

(4)
Erschienen am 06.10.2014

Neue Rezensionen zu Anna Gmeyner

Cover des Buches Manja (ISBN: 9783924652005)
Johanna_Bes avatar

Rezension zu "Manja" von Anna Gmeyner

Johanna_Be
Exilliteratur wiederentdeckt

Die Schriftstellerin Anna Gmeyner (1902 - 1991) war die Mutter der weithin bekannten Autorin Eva Ibbotson. In einem Interview mit dem Deutschlandradio (2006) sagt Ibbotson:  „Ja, ich bewunderte meine Mutter sehr. Sie war eine sehr talentierte Schriftstellerin, viel talentierter als ich es bin. […] Sie arbeitete in Berlin mit vielen angesehenen Menschen: Brecht, Piscator, Kurt Weill, sie schrieb Texte für Hans Eisler. Sie bewegte sich in den Kreisen der Weimarer Republik.“ Für G. W. Pabst schrieb sie Drehbücher. Nach einem Aufenthalt in Paris kehrte sie 1933 nicht nach Berlin zurück. Ihre Bücher wurden verboten. Im Exil in England schrieb sie den Roman „Manja“, der 1938 im Querido Verlag in Amsterdam erscheinen konnte. Erst 1984 wurde er im Persona Verlag wieder aufgelegt.

Der Roman dreht sich um fünf Kinder und ihre Familien, von der Zeugung der Kinder bis zum schrecklichen Ende der Freundschaft der vier Jungen und des Mädchens Manja im Jahr 1934. Die Familien bilden ein Panorama der Gesellschaft: Es gibt die Proletarierfamilie mit dem arbeitslosen Vater, der sich den Kommunisten angeschlossen hat und verfolgt wird. Daneben eine Familie im kleinbürgerlichen Milieu, aus dem der Vater nach der Machtergreifung zum gefürchteten Nazifunktionär aufsteigt. Weiter die bettelarme jüdische Familie aus Polen – fast ganz ohne Vater, der sich, glücklos bei seinen kleinen Geschäften, früh aus dem Staub macht. Reich ist nur der überangepasste jüdische Bankier, dessen unglückliche Frau allerdings dem Wahnsinn verfallen ist. Aus der intellektuellen Mittelschicht gibt es die Familie eines Arztes, die den politischen Entwicklungen trotzen will. Alle Frauen und Kinder sind gesellschaftlich determiniert durch die Männer in der Familie, aber im Roman sind sie nicht zur Staffage bestimmt.

Es ist ein schönes und schreckliches Buch über eine Kinderfreundschaft, die dem Aufstieg der Nazis nicht standhalten kann. Gmeyner schreibt Szenen wie aus einem Film, beispielsweise über eine Versammlung von antisemitischen Möchtegern-Verschwörern in dem verrauchten Hinterzimmer einer Kneipe oder über Szenen im Unterricht der Kinder: Leibesvisitation wegen eines Taschendiebstahls, die beiden jüdischen Mädchen in der Judenbank selbstverständlich verdächtig, oder über ein Gespräch zwischen dem Arzt und dem schnell angepassten Klassenvorstand seines Sohnes. Vieles erinnert an Feuchtwanger.

Im Mittelpunkt stehen aber die Kinder und ihre Freundschaft. Gmeyner malt die Szenen an der Mauer, an der sie sich immer treffen, in lyrischen Bildern, die expressionistisch anmuten.

Schwer verdauliche Kost, aber wunderschön erzählt. Da macht es auch nichts, wenn die eine oder andere Nebenfigur recht klischeehaft daherkommt und Manja selbst ein bisschen zu gut und weise ist.

Cover des Buches Manja (ISBN: 9783746632018)
holzmair_evas avatar

Rezension zu "Manja" von Anna Gmeyner

holzmair_eva
Was die Umstände mit Kindern machen - gestern wie heute

Anna Gmeyner. Anna Who? Wie so vielen Autorinnen und Autoren der Zwischenkriegszeit wurde sie im deutschsprachigen Raum vergessen und spät wiederentdeckt. Ihr Roman "Manja" wurde vom Aufbau Verlag 2016 neu aufgelegt. Eine Freundin hat ihn mir geschenkt, und nun bin ich endlich dazugekommen, ihn zu lesen.

Schon allein der vorweggenommene Schluss mit den betroffenen vier Buben auf der Mauer ist stark. Gleich darauf folgt die Schilderung der fünf Nächte, eigentlich einer einzigen Nacht, nur an fünf verschiedenen Orten, in denen die vier und die titelgebende Manja gezeugt werden. Das sind ungewöhnliche Erzählperspektiven und deuten auf eine Autorin, die ihr Handwerk versteht. 

Behutsam führt uns Gmeyner so in die Welt dieser Kinder und damit in die ihrer Eltern ein: verzweifelte Intellektuelle, nach Erfolg hechelnde Absteiger und Aufsteiger als Väter, Männer, die nach oben buckeln und nach unten treten, aber auch jene, die weiter aufrecht ihre Überzeugungen leben wollen und gerade deshalb zu zerbrechen drohen; an ihrer Seite verschreckte, rücksichtslose, in den Wahn flüchtende oder verständnisvolle und selbstbewusste Frauen als Mütter, eine Gemengelage, die, verstärkt durch den aufkommenden Nationalsozialismus Kindern wenig Orientierung und schon gar keinen Halt gibt. Nur die Mauer auf einem verlassenen Grundstück wird zum Refugium für die fünf so unterschiedlichen Kinder, wo sie spielen und, angesteckt von der fantasievollen Manja, ungehindert ihren Gedanken und Träumen nachhängen. 

Wunderbar, wie Gmeyner die guten Anlagen dieser Kinder herausarbeitet, was aus ihnen werden könnte, was jedoch nie aus ihnen werden wird, weil es die Zeiten nicht zulassen und ihre Eltern diesen Zeiten zuweilen hilflos gegenüberstehen, zudem zu feige, zu verbohrt, auf der politisch falschen Seite oder wie Harrys und Manjas Eltern "jüdisch versippt" sind. 

Langsam, aber unaufhaltsam wird es für die fünf immer schwieriger, ihre Freundschaft aufrechtzuerhalten und so zu tun, als gäbe es die Welt abseits ihrer Mauer nicht. Sie werden in der Schule bedrängt, werden aus Furcht krank und machen aus Unerfahrenheit oder alterstypischer Angeberei falsche Behauptungen, die dem geliebten Mittelpunkt ihrer kleinen Clique  - Manja - zum Verderben werden. Selten noch habe ich derart kitschbefreite und doch berührende Kinderschicksale in der Literatur gefunden wie bei Gmeyner.

"Manja" - das ist ein damals (Erstveröffentlichung 1938) wie heute wichtiges Buch, das die Leserin nachdenklich zurücklässt.

 


Cover des Buches Manja (ISBN: 9783746632018)
DerBuecherfuchss avatar

Rezension zu "Manja" von Anna Gmeyner

DerBuecherfuchs
tolle Story - Schreibstil nicht mein Fall

Die Geschichte handelt von 5 Kindern in den 20er Jahren. In dem Buch „Manja – ein Roman um fünf Kinder“ ist Freundschaft ein sehr großes Thema. Die Kinder Manja, Heini, Franz, Karl und Harry treffen sich immer an einer Mauer und sobald sie zusammen sind, gelten andere Gesetze. Gleichheit und Gerechtigkeit spielt in der Gruppe eine große Rolle, was sie zu richtigen Freunden macht. Natürlich gibt es jede Menge Probleme, da z.B. Harry von seinem Vater gezwungen wird bei der Hitlerjugend teilzunehmen. Das geht aber gegen Harrys Prinzipien, da er weiß, dass seine Freundin Manja eine Jüdin ist. Leider steht die Freundschaft unter keinem guten Stern, denn die Zeit für verschiedene Religionen ist schwer. Die Solidarität zu der Gleichheit überwiegt und macht den Kindern das Leben schwer, besonders für jüdische Mädchen Manja.

 

Die Geschichte an sich ist wirklich toll und spannend, weil sie das Leben in der Nachkriegszeit sehr lebendig erzählt.
Der Schreibstil ist aber leider gar nicht mein Fall, weil es einfach nicht flüssig ist. Man stockt ständig, weil die Autorin viele kurze Sätze verwendet.

Gespräche aus der Community

Wir möchten heute zu einer ganz besonderen Leserunde einladen und Euch mit Anna Gmeyners Roman »Manja« eines der wichtigsten Werke der Exilliteratur ans Herz legen. Berührend wie poetisch wird die Geschichte von fünf Kindern erzählt, die 1920 in derselben Nacht gezeugt werden, aber in unterschiedlichen sozialen Verhältnissen aufwachsen. Die Fünf verbindet eine innige Freundschaft, die aufgrund der politischen Ansichten der Eltern in Feindschaft umzuschlagen droht.

Heini, Franz, Harry, Karl und Manja sind in derselben Stadt geboren und leben doch in unterschiedlichen Welten. Die Väter der Jungen sind ein klassenbewusster Arbeiter, ein kleinbürgerlicher Faschist, ein liberal-intellektueller Arzt und ein großbürgerlich-jüdischer Kommerzienrat. Manja, deren Mutter aus armen ostjüdischen Verhältnissen stammt, steht im Mittelpunkt der Freundschaft: Die Zuneigung zu ihr bestärkt die vier, Konflikte in Kauf zu nehmen - mit den Eltern, der Schule, der Hitlerjugend. Letztlich aber bleiben sie Gefangene ihrer Zeit. 



»Einer der eindrucksvollsten Romane der Dreißigerjahre.« Klaus Harpprecht

»Dieses Buch berührt mein Herz.« Iris Berben

Hier findet Ihr eine Leseprobe.

Zur Autorin: Anna Gmeyner, 1902 in Wien geboren, zählte zur literarischen Avantgarde der 1920er Jahre und arbeitete ab 1932 in Paris, wo sie Drehbücher u.a. für G. W. Papst schrieb. Nach ihrer Heirat emigrierte sie nach England. Dort entstand der Roman »Manja«, der 1938 bei Querido in Amsterdam erschien. Sie starb 1991 in York.

Wer mit uns gemeinsam dieses bedeutende Werk der Exilliteratur entdecken und besprechen möchte, kann sich bis einschließlich 21.10. bewerben. Wir stellen 15 Freiexemplare zur Verfügung. Solltet Ihr zu den Mitlesenden zählen, setzen wir eine Teilnahme am Austausch in den Leseabschnitten und eine abschließende Rezension voraus.

Wir freuen uns auf Euch!

Brit vom Aufbau Verlag
310 BeiträgeVerlosung beendet
Marapayas avatar
Letzter Beitrag von  Marapayavor 10 Jahren
Der vorweihnachtliche Stress hat mich in seinen Klauen und ich fand bisher nicht die nötige Ruhe für eine Rezension über dieses tolle Buch. Nun hab ich es endlich geschafft, wenn ich auch nicht ganz zufrieden mit ihr bin. http://www.lovelybooks.de/autor/Anna-Gmeyner/Manja-256605251-w/rezension/1125375437/ Vielen Dank an den Aufbau Verlag und die Losfee sowie an meine Mitleser in dieser sehr anregenden Leserunde. Ich für meinen Teil habe das Gefühl, zu meinem historischen Faktenwissen um die zwanziger und dreißger Jahre des 20. Jh. nun auch endlich ein Bild vor Augen gewonnen und ein Gespür für die mitmenschlichen Entwicklungen damals bekommen zu haben.

Zusätzliche Informationen

Anna Gmeyner wurde am 16. März 1902 in Wien (Österreich) geboren.

Anna Gmeyner im Netz:

Community-Statistik

in 58 Bibliotheken

auf 17 Merkzettel

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

Listen mit der Autorin

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks