Cover des Buches Manja (ISBN: 9783351034153)
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Rezension zu Manja von Anna Gmeyner

Beeindruckend.

von Larischen vor 9 Jahren

Rezension

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Larischenvor 9 Jahren

Anna Gmeyner erzählt in „Manja“ die Geschichte von fünf Kindern, die alle in derselben Nacht 1920 gezeugt werden und im Laufe ihres Lebens zu Freunden werden. Und das obwohl sie vollkommen unterschiedlichen Familien und damit auch Lebensumständen entstammen. Im Zentrum der Freundschaft steht das einzige Mädchen Manja, die aus einer ostjüdischen Familie kommt. Sie hält die Gruppe zusammen, auch das der Nationalsozialismus immer stärker wird und die Jungen sich immer weiter entfremden. Manja bleibt ihr gemeinsamer Nenner.


Gmeyner beschreibt die verschiedenen gesellschaftlichen Verhältnisse sehr präzise und poetisch. Im Laufe des Romans wird die Stimmung immer bedrückender und mir hat es an einigen Stellen die Kehle richtig zugeschnürt. Aber es gibt auch immer wieder kurze Momente der Hoffnung.

Besonders beeindruckend ist, wie klar Anna Gmeyner schon vor dem zweiten Weltkrieg und aus dem Exil heraus die wahren Grauen des Nationalsozialismus erkannt hat. Sie hat eine sehr genaue Vorstellung davon, was passieren wird. Erstaunlich wenn man bedenkt, dass viele im Nachhinein nichts gewusst oder gar geahnt haben wollen.


Ihre Erzählung hat mich von Anfang an mitgenommen. Die Geschichten der Kinder und ihren Familien verweben sich immer stärker miteinander, denn auch die Eltern sind auf verschiedene Art und Weise miteinander verbunden. Man merkt auch, wie sie sich im Laufe der Zeit und unter Einfluss des immer stärker werdendem Nationalsozialismus wandeln. Wie durch dessen Erstarken die komplette Gesellschaft verändert wird und die Ideologie wirklich jeden alltäglichen Aspekt durchdringt. Anna Gmeyner eröffnet dem Leser mit dem Buch einen richtigen Querschnitt durch die Gesellschaft und deren Wandel ab 1920.

Das Buch fordert die gesamte Aufmerksamkeit des Lesers und bei mir hat es auch etwas gedauert, bis ich das komplette Personengeflecht überblicken konnte. An einigen Stellen musste ich kurz Pause machen um das Gelesene zu verarbeiten, aber wirklich lange aus der Hand legen konnte ich das Buch nicht, denn die Geschichte hat mich gepackt und auch nach der letzten Seite lange nicht losgelassen.


Ergänzt wird die Geschichte rund um Manja durch ein sehr informatives Nachwort von Heike Klapdor.


Ich kann „Manja“ von Anna Gmeyner nur empfehlen. Es ist ein Buch das nachwirkt und für mich sogar noch mal einen neuen Blick auf den Nationalsozialismus geworfen hat. Denn die Klarheit mit der Anna Gmeyner die Situation schon in diesem 1938 erstmals veröffentlichen Roman beschreibt ist sehr beeindruckend. Aber auch Gmeyners Sprache macht „Manja“ für mich zu etwas ganz Besonderem. Selten habe ich so viele passende Vergleiche und Zitate gefunden. Es ist wirklich ein Segen, dass der Aufbau Verlag dieses Buch neu aufgelegt hat und den heutigen Lesern zugänglich macht. Für mich ist es auch ein Ansporn, mich weiter mit Exilliteratur und besonders Anna Gmeyner zu beschäftigen. Danke, dass ich dieses Buch lesen durfte!



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