England im Jahre 1872

Die ärmlichen Verhältnisse von Elizabeth, Eleanor und Joanna lassen nicht viel Spielraum für Träume und Zukunftswünsche. Eine profitable Heirat scheint der einzige Ausweg aus der Misere zu sein. Doch Joanna ist voller Wissensdurst und kann sich ein Leben als sittsame Ehefrau und Mutter nicht vorstellen. Im alten Nachbarn der drei Mädchen findet sie einen Mentor. Mr Sears ist pensionierter Lehrer und der unbändige Wille von Joanna, sich jede Menge Wissen anzueignen, imponiert ihm. Dabei ahnt er nicht, dass sein gelehriger Schüler Ryde in Wahrheit ein junges Mädchen ist. Um für ihre Schwestern und sich ein Auskommen zu sichern, verkleidet sich Joanna als Junge. Ihre Schwestern, vor allem ihre älteste – Elizabeth – finden ihr Vorhaben skandalös und untragbar. Doch Jo bleibt stark und mit der Empfehlung von Mr Sears in der Tasche gelangt sie nach seinem Tod an die Kenwood School for Boys. Neben den fiesen Mitschülern bekommt sie es dort mit dem strengen und undurchsichtigen Dr. Hanson zu tun. Er scheint sie nicht leiden zu können und ihr großes Wissen bringt ihr bei den Mitschülern keine Sympathien ein. So wird sie schnell zum Opfer und ihr Mut ist genauso gefragt wie ihr Durchhaltevermögen. Zudem muss sie sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um ihr Geheimnis zu wahren.

Dieser Roman hat mich wirklich überrascht. Erwartet hatte ich einen etwas kitschigen Liebesroman mit einem jederzeit vorhersehbaren Happy End und bekommen habe ich die ungewöhnliche Geschichte einer mutigen, ehrgeizigen, aber auch warmherzigen jungen Frau, die unbeirrt ihren Weg geht. Sicherlich ist es nicht neu, eine junge Frau aus ärmlichen Verhältnissen in Männerkleidung zu stecken und in einer Schule für junge Männer eine Ausbildung absolvieren zu lassen. Doch die Art und Weise, wie Anna Jane Greenville davon erzählt, ist nicht nur unterhaltsam, sondern sprüht auch vor Wortwitz. Die Charaktere der Protagonisten sind sehr vielfältig und lebendig beschrieben.