Ein interessantes Buch! Ein eigenwilliges Buch! Aus der Feder einer georgischen Autorin, Anna Kordsaia-Samadaschwili, die einen Schreibstil hat, der verwundert, in seiner Erzählart und in seinem Blick auf die skizzierten Personen.
"Sinka Mensch" ist ein Blick auf ein kleines Land, auf Georgien und hier besonders auf die Hauptstadt Tbilissi und ihre Menschen. Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an sie.
Dieses Buch ist ein Blick auf eine fremde Kultur/auf fremde Sichtweisen, einerseits russisch infiltriert, andererseits einer uralten Kultur verhaftet, dem kaukasischen Kulturareal und seiner uralten Welt. Schon zu Zeiten der alten Griechen war der Kaukasus kulturell hochstehend, siehe Iason und die Suche nach dem Goldenen Vlies. Auch Einflüsse aus dem umgebenden Orient und aus dem Judentum sind erkennbar. Geschichtlich ist dieses Buch interessant, doch bietet es nur einige Stichpunkte, die leider nicht näher erläutert werden, was etwas schade ist. Da ich aber dieses Jahr "Das achte Leben" gelesen habe, ein Werk, welches tiefe Einblicke in die georgische Geschichte bietet, sind diese Stichpunkte für mich näher erkennbar. Für andere Leser vielleicht weniger.
Die Zeichnung der Personen ist schemenhaft, aber auch pointiert, jedenfalls vollkommen anders. Das Geschriebene wirkt nicht wie ein Fluss, sondern eher wie kleine Einsprengsel, die aber dennoch eine Geschichte erzählen. Eine eigenwillige Erzählart! Ja! Aber das Erzählte ist auch mit einem gewissen Humor unterlegt, einem vielleicht zynischen Humor, aber einem Humor, der das Erzählte etwas auflockert. Einem Humor, der mich an den jüdischen Humor erinnert. Insgesamt betrachtet ist dieses Buch nicht schlecht gemacht und bietet eine schöne Unterhaltung, in einer Zeit, in der Unterhaltung wichtig ist und einen noch höheren Stellenwert bekommt und das Leben weiterläuft! wie es auch für die Charaktere des Buches weiterläuft, das Leben, für Aleksi, Kotiko und Data, und natürlich auch für Sinka.