Cover des Buches Junkgirl (ISBN: 9783407742599)
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Rezension zu Junkgirl von Anna Kuschnarowa

Rezension zu "Junkgirl" von Anna Kuschnarowa

von Fantasie_und_Träumerei vor 12 Jahren

Rezension

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Fantasie_und_Träumereivor 12 Jahren
KLAPPENTEXT: Alles begann mit Tara. Der wilden, huskyblauäugigen, verlockenden Tara, in die sich die unscheinbare Alissa Hals über Kopf verliebt. Um mit Tara zusammen zu sein, beginnt Alissa heimlich ein Doppelleben, irrlichtert zwischen Sein und Schein, belügt ihre Eltern und – nimmt Drogen. Sie erlebt ungeahnte Höhenflüge, ist verzaubert, berauscht, fühlt sich unsterblich. Es scheint, als sei Alissas Sehnsucht endlich gestillt. Da zeigen sich tiefe Risse in Taras schillernder Welt... ZUR AUTORIN: ( Quelle: Beltz&Gelberg ) Anna Kuschnarowa, geboren 1975 in Würzburg, studierte Ägyptologie, Prähistorische Archäologie und Germanistik in Leipzig. Sie unterrichtet Mittelägyptisch an der Universität Leipzig, seilt sich aber regelmäßig aus dem Elfenbeinturm ab und arbeitet dann als freiberufliche Autorin und Fotografin. Bei Beltz&Gelberg erschienen von ihr bereits die Romane „Spielverderber“ und „Schattensommer“. EIGENE MEINUNG: Zieht euch warm an, denn wenn ihr „Junkgirl“ lest, denn euch wird eine Eiseskälte den Rücken herauf kriechen. So traurig und bedrückend ist die Geschichte von Alissas Wandlung zu Alice und ihrem Pitchblack Angel Tara. Alissa kommt aus einer sehr christlichen Familie. Eine Familie, die versucht ihre Kinder zu behüten und vor den Boshaftigkeiten der Welt zu beschützen. Alissa hat sich in dieser Familie immer als das schwarze Schaf gesehen. Sie ist anders. Nicht so nett und großherzig wie ihre Schwester Pia, und auch nicht so glatt. Sie ist eine Rebellin. Außerdem hat sie andere Ansichten davon, was für sie schlecht ist, als ihre Eltern, so dass eine Menge Reibungspunkte entstehen. Als Alissa dann Tara kennen lernt, die ihr nicht immer vorschreibt was sie tun soll, sondern zeigt was Spaß ist und wie toll es ist anders und vor allem nicht langweilig zu sein, ändert sich Alissas Leben schlagartig. Aus der braven Alissa wird Alice. Alice, die nicht mehr zur Schule geht und Drogen nimmt... „Junkgirl“ ist ein sehr bewegendes und berührendes Buch. Es beschreibt sehr authentisch den Zerfall eines jungen Mädchens, dass aus seiner Rolle, seinem Umfeld ausbricht, um ...ja um was überhaupt? Um anders zu sein? Um einen Kick zu erleben? Um endlich mal Spaß zu haben? Was davon ist im Leben eines Teenagers so wichtig, dass er / sie zu Drogen greift und sein Leben damit den Hunden zum Fraß vorwirft? Fragen, die mich während des Lesens sehr beschäftigt haben. Eine davon ist auch: Wer ist schuld daran? Wer ist schuld, dass ein Jugendlicher zu Drogen greift? Er/sie selbst aus oben genannten Gründen? Oder das Umfeld? Eltern, die Kinder in eine Schublade stecken wollen? Eltern, die Kindern ihren Lebensweg vorgeben wollen? Eltern, die nur das Beste für ihre Kinder wollen? Die Frage des Warums und die Frage des Schuld werden im Buch aus unterschiedlichen Blickwinkeln angeschnitten. Anna Kuschnarowa lässt die Antwort darauf aber offen, so dass ihre Leser sich selbst Gedanken darüber machen können, machen müssen. Ein dickes Plus für diese Art Leser nachdenklich zu stimmen darüber, warum Junkies zu Drogen greifen. Denn ich finde es ganz schlimm, dass viele Drogensüchtige einfach damit abgestempelt werden: „Der / Die nimmt Drogen. Selbst schuld!“ Die Sprache in der Geschichte ist sehr jugendlich slanghaft. Oft wirkt das in Jugendbüchern, die von Erwachsenen geschrieben werden aufgesetzt, was hier aber gar nicht der Fall ist. Die Autorin versetzt sich sehr gut in die jugendlichen Darsteller ihres dramatischen Romans, so dass Ausdruck und Umgangsformen der Charaktere sehr authentisch wirken. Immer wieder gibt es kleine fettgedruckte Einwürfe von Alissa bzw. ihrem Drogen-Ich Alice - die Geschichte ist so erzählt, als ob Alissa sie Revue passieren ließe - , mit denen sie ihr Leben im Drogensumpf kommentiert. Dabei wird deutlich wie stark sich der Charakter verändert und zu welchen psychischen Abgründen und Tiefen ein Leben als Junkie führt. Anna Kuschnarowa ist es sehr gut gelungen rüber zu bringen wie gefühlskalt Konsumenten von Drogen werden, wie sehr sie irgendwann von den Drogen beherrscht werden, wie sehr ihre Gefühlswelt darunter leidet bis es irgendwann so weit ist, dass sie das Gefühl haben innerlich schon längst gestorben zu sein... Dies wirkt im Buch so echt, so nah, so eindringlich, dass ich ganz traurig wurde und Alissa, Tara und ihre Freunde am liebsten gepackt und aufgerüttelt hätte. FAZIT: „Junkgirl“ ist ein Buch, das berührt, das bewegt, das traurig macht, das Gänsehaut verursacht und unseren schwarzen-weißen Horizont so weit öffnet, dass wir ein bisschen farbiger sehen, ein bisschen mehr hinter die Fassade blicken und das uns vielleicht auch ein bisschen verständnisvoller macht. Eine absolute Leseempfehlung für Jung und Alt und all diejenigen die vom Thema Drogen direkt oder indirekt betroffen sind.
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