Rezension zu "... und eine Tasse Tee" von Anna Marie Lievert
Eine vielversprechende Führungsposition bei Blue!Com, ein attraktiver, erfolgreicher Partner, ein wunderschöner Altbau in einem der begehrtesten Kölner Viertel - auf den ersten Blick scheint alles mehr als in Ordnung. Doch Anna Lindberger steht unter Druck: Sie muss sich mit einer fragwürdigen Unternehmenspolitik auseinandersetzen, und Erik bedrängt sie mit seinem Kinderwunsch.
Lange gelingt es Anna, ihre wachsende Erschöpfung zu ignorieren. Sie versucht, alle Erwartungen unter einen Hut zu bringen. Doch was ist ihr wirklich wichtig?
Schließlich trifft Anna aus dem Bauch heraus eine Entscheidung. Sie ahnt nicht, wie sehr sich ihr Leben dadurch verändern wird - auch in der Liebe..
Der Leser hingegen ahnt es eigentlich schon von Anfang an. Das tut der Geschichte aber keinen Abbruch. Ich wollte ständig wissen, wie es weitergeht und ob es wirklich so weitergeht, wie ich es mir vorstelle.
Anna ist 35 Jahre alt, wohnt mit ihrem Partner Erik in einem Haus in Köln und arbeitet als Leiterin der Marketingabteilung in einem großen Unternehmen. Erik ist unter der Woche beruflich nur unterwegs und auch an den Wochenenden wird viel gearbeitet. Anna versucht zaghaft, das Wochenende zu genießen, doch auch hier ist ihr eine Auszeit vom stressigen Arbeitsalltag nicht vergönnt. Nachdem sie noch mehr Verantwortung bekommt und aufgrund dessen einen wichtigen privaten Termin verpasst, fasst sie kurz darauf den Entschluss, sich 40 Tage lang aus ihrem gewohnten Umfeld und von ihren Liebsten zurückzuziehen, um herauszufinden, was sie wirklich will. Und das findet sie am Ende, wenn auch sehr vorhersehbar, auch heraus.
Mir hat das Buch gut gefallen. Es ist kurzweilig, anregend und hat trotz allem was Anna erlebt ein positives Ende.
Viele Gefühle, die Anna im Laufe des Romans hegt (beruflicher Druck, Stress, Verlustängste, Eingeengtsein, aber auch Liebe, Freiheit, Aufregung und Glück) kennt der Leser, deshalb fällt es leicht, sich in Anna hineinzuversetzen und ihre Handlungen und Gedanken nachzuvollziehen.
Der Leser begleitet Anna dabei, wie sie sich ein neues Leben aufbaut, mit dem sie selbst glücklich und zufrieden ist. Anna muss Menschen gehen lassen, aber es treten auch neue Menschen (und Tiere) in ihr Leben. Wie auch im wahren Leben ist es für Anna anfangs nicht leicht, einen Neuanfang zu wagen und sie braucht einige Zeit bis sie den Entschluss fasst. Das macht es realistisch und auch spannend, denn man weiß nie, welche Entscheidung sie als nächstes trifft, da sie schon zu Studienzeiten "unberechenbar" war.
Mir hat der Roman "... und eine Tasse Tee" von Anna Marie Lievert gut gefallen. Zunächst fand ich es schön, dass immer ein Datum angegeben wird, sodass man Annas "Entwicklung" gut verfolgen kann. Außerdem hat es mir gut gefallen, dass man Anna auch in Köln begleitet und hier auch Straßen und Orte beschrieben werden, die ich selbst kenne.
Mir gefällt auch die Entwicklung, die Anna im Lauf des Romans durchmacht, insbesondere da die "Moral" des Romans dadurch deutlich wird: Es ist nie zu spät etwas zu ändern, wenn man unglücklich ist, und man sollte sich nicht von etwaigen anderen Erwartungen an einen selbst aufhalten lassen.
Einige Geschehnisse sind zwar recht klischeehaft, allerdings hat mich das nicht weiter gestört, da man sich darauf eigentlich von vornherein einstellen konnte. Da ich mir trotzdem etwas mehr Tiefgang gewünscht hatte und es mir nicht so gut gefallen hat, dass man von einigen Charakteren später nichts mehr erfährt und hier meiner Meinung nach auch Konflikte ungelöst bleiben, gebe ich nur drei Sterne.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der eine leichte Lektüre für den Sommer sucht und sich vielleicht auch noch nicht richtig traut, neue Wege einzuschlagen und hier ein bisschen Ermutigung braucht. Mich hat es jedenfalls darin bestärkt, weiterhin mehr auf mich und meine Bedürfnisse zu achten.