Die Goldschmiedin Johanna erwacht schwer verletzt im Krankenhaus. Sie wurde überfallen, zusammengeschlagen und hat keine Erinnerung mehr an den Überfall und die Zeit davor. Sie wird konfrontiert mit der Erkenntnis, von jemandem so sehr gehasst zu werden, dass dieser jemand sie mit größter Brutalität überfallen hat und vielleicht auch umbringen wollte. Außerdem hat Johanna ihr Gedächtnis verloren und auch an die Zeit vor dem Überfall gibt es keine Erinnerung mehr.

Johanna muss nun nicht nur die Folgen Ihrer Verletzungen bewältigen, sondern auch beginnen, ihre eigene Identität zu rekonstruieren. Dabei muss sie feststellen, dass sie sich in der Zeit vor dem Überfall offenbar stark verändert hatte und Menschen in ihrem Umfeld verletzt und vor den Kopf gestoßen hat. Sie erkennt sich selbst nicht mehr wieder und leidet zudem unter Panikattacken.

Mir hat an diesem Buch besonders gefallen, wir stark man in die Perspektive der Protagonistin gezogen wird. Das beklemmende Gefühl, sich selbst nicht mehr zu kennen und dazu die ständige Bedrohung, durch den Täter, der sie vielleicht immer noch verfolgt, werden sehr überzeugend und realistisch vermittelt. Man kann nachfühlen, was für eine existentielle Verunsicherung diese Situation bei Johanna erzeugt. Sie erkennt schnell, dass ihre einzige Chance ist, sich zu erinnern und damit die Kontrolle über ihr Leben zurückzuerlangen.

In kurzen Zwischenkapiteln blitzt außerdem die Perspektive des Täters auf und dem Leser wird klar, dass er immer noch „da“ ist und Johanna verfolgt.

Die Geschichte ist spannend geschrieben und psychologisch sehr überzeugend. Für mich war der Verlauf der Handlung und das Ende bzw. die Auflösung nicht vorhersehbar. Mir haben auch die bisherigen Bücher der Autorin gut gefallen und ich bin daher gespannt, was noch von ihr auf den Markt kommen wird. „Blinde Schatten“ werde ich Krimi bzw. Thrillerfans gerne weiterempfehlen.