Rezension zu Wenn du wiederkommst von Anna Mitgutsch
Rezension zu "Wenn du wiederkommst" von Anna Mitgutsch
von bücherelfe
Rezension
B
bücherelfevor 14 Jahren
Sie lieben sich über alles aber können nicht wirklich miteinander leben. Zu verschieden sind die namenlose Erzählerin und Jérome. Er, der Fürsorge gleichsetzt mit Liebe und der jedesmal, wenn er zu einem Menschen Zuneigung fasst, diesen beschützen und dessen Probleme zu seinen eigenen macht. Er, der seine Frau und die geliebte Tochter, Ilana, mit seinem Beschützerdrang zur Plage wird. Gleichzeitig hat er immer wieder ganz unbekümmert Affären und gibt sich diesen Frauen nicht nur mit seinem Körper sondern auch mit seiner Seele hin. Die Erzählerin konnte nicht anders, sie musste ihn verlassen, um nicht zu ersticken. „Ich liebte ihn am meisten, wenn wir getrennt waren, wenn ich durch eine fremde Stadt ging und durch kein Telefon zu erreichen war“. Nach fünfzehn Jahren beschliessen die beiden, dass sie es vielleicht doch nochmals miteinander versuchen wollen. Und dann passiert es. Jérome stirbt; einfach so. Und der Schmerz frisst die Erzählerin fast auf. Sie nimmt uns mit auf eine Reise in die gemeinsame Vergangenheit und in die Vorstellung, was noch hätte werden können. „Nie zuvor war es mir bewusst geworden, wieviel Robustheit die Wirklichkeit uns abverlangt, wie schmal der Streifen Leben ist, auf dem man sich frei von Angst bewegen kann.“ Die Geschichte ist schmerzlich, der Schreibstil erzeugt Gänsehaut. Im letzten Drittel habe ich immer langsamer gelesen, hatte das Gefühl, ich müsse ganz behutsam mit diesen Sätzen umgehen. Fazit: Ein Meisterwerk!