Rezension zu Wenn du wiederkommst von Anna Mitgutsch
Rezension zu "Wenn du wiederkommst" von Anna Mitgutsch
von Claudia-Marina
Rezension
Claudia-Marinavor 14 Jahren
Und wenn nicht? Wie soll ich weiterleben, ohne dich? Viel zu plötzlich stirbt Jerome. Zurück bleibt seine Frau, Geliebte, Freundin; sie, die namenlose Erzählerin. Sie, die nach Jeromes Tod in eine fremde Welt geworfen wird – seine Familie akzeptiert sie nicht, denn offiziell sind sie und Jerome geschieden. Ihre Trauer stößt auf Unverständnis. Das, was sie miteinander hatten, ist plötzlich nichts mehr wert, weil es keinen Namen hat, keine Schublade, in die man es stecken kann. „Es war ein Ausnahmezustand, der etwas Irreales hatte, wir lebten wie auf einer Insel, ohne Vergangenheit und ohne Alltag.“ Sie wollten noch einmal von vorne anfangen. Die Liebe neu suchen, neu erfinden. In jedem Raum des Hauses sucht sie nun ihren Jerome und stößt doch nur auf Fragezeichen. Was für ein Mensch war Jerome? Zurück bleiben viele Was-wäre-wenns. Verpasste Chancen. Die Liebe. Die Sehnsucht nach einem gemeinsamen Leben, einem gemeinsamen Traum. „Zu viel Abwesenheit drängt sich in diesen Räumen, noch nie habe ich es so deutlich gespürt. Wer hier leben will, muss sich in einer Vergangenheit einrichten, gegen die sich nur ein starker Glaube an eine Zukunft behaupten könnte.“ Anna Mitgutschs Roman liegt mir schwer auf dem Herzen. Wie kaum eine andere Schriftstellerin schafft sie es, mich mit ihrer Sprache zu berühren, ohne jemals ins Kitschige oder Rührselige abzuschweifen. Vielmehr kommt mir beim Lesen ein Bild in den Kopf: ein schwerer, dunkelroter Samtmantel, der mich völlig einhüllt und doch schwer auf meinen Schultern liegt. Auch nach dem Lesen, wenn ich das Buch beiseitelege, bleiben einzelne Passagen, Bilder in meinem Kopf lebendig. Wenige Worte reichen aus, um mich in tiefe Nachdenklichkeit zu stürzen. Was bleibt nach dem Verschwinden? „Die Toten waren so gegenwärtig, als lebten sie mit uns.“ Was wäre, wenn du wiederkommst?